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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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alleine lassen«, sagte sie, und es klang eindeutig eher nach einer Forderung als nach einer Bitte.
    Â»Aber warum denn, Katharina?«
    Â»Darum.«
    Kopfschüttelnd zog Rosemarie Breitenhiller ab. »Ich werde heute noch verrückt«, hörte Morgenstern sie murmeln, als sie die Treppe hinabstieg.
    Â»Also, Katharina, wie heißt das Passwort deiner Schwester?«, fragte er freundlich.
    Katharina fand irgendwo in dem Durcheinander ein Blatt Papier, ging damit an den Schminktisch ihrer Schwester, suchte vergeblich nach einem Kugelschreiber und nahm schließlich stattdessen einen roten Lippenstift. Sie nahm die Kappe ab und schrieb kommentarlos in Großbuchstaben ein einziges Wort auf den Zettel: »Satansbraut«.
    Die Autofahrt auf geschotterten Forstwegen wollte kein Ende nehmen. Der Wagen zog eine dichte Staubfahne hinter sich her.
    Â»Bist du dir sicher, dass wir richtig sind?«, fragte Morgenstern bereits zum zweiten Mal.
    Â»Ziemlich«, murmelte Hecht, die Landkarte auf dem Schoß. Auf das Navigationsgerät im Dienstwagen konnten sie sich nicht verlassen, dazu war das Ziel viel zu vage. Was sollten sie eingeben? Vorbei an tausend Bäumen, dann links?
    Aber Hecht hatte alles im Griff.
    Â»Die Sekretärin dieser Holzfirma hat mir genau beschrieben, wo der Bauernfeind mit seinem Harvester ist. Hinter Götzelshard in den Wald und dann immer geradeaus. Kurz vor der Jurahochstraße muss er sein, irgendwo auf der linken Seite, direkt neben dem Weg.«
    Â»Wald, Wald und noch mal Wald«, seufzte Morgenstern. »Wenn du dich hier verläufst, kannst du lange marschieren, bis du wieder rausfindest. Und Handyempfang gibt es hier auch nicht.«
    Â»Fahr langsam«, unterbrach ihn Hecht. »Ich glaub, da vorne ist was. Ich höre eine Motorsäge.«
    Er hatte recht.
    Nach zweihundert Metern erreichten sie einen hoch aufgestapelten Polder von frisch gefällten Fichtenbaumstämmen. Es duftete weithin nach einer Mischung aus Sägespänen und Dieselabgasen. Vom Polder aus führte eine provisorische Gasse tief in den Wald hinein. Mitten in dieser Schneise arbeitete ein raupenähnliches Fahrzeug mit gleißend hellen Scheinwerfern und immer wieder laut aufjaulendem Motor, gefolgt vom Kreischen einer Säge. Werner Bauernfeinds Arbeitsplatz. Die Ermittler stiegen aus dem Wagen und gingen durch die Gasse auf das Fahrzeug zu.
    Â»Irgendwie erinnert mich das an den Film ›Transformers‹«, sagte Morgenstern.
    Â»Kenn ich nicht«, kam erwartungsgemäß von Hecht.
    Â»In dem Film verwandeln sich Autos in Kampfroboter, mehr musst du nicht wissen.«
    Â»Bestimmt nicht«, winkte Hecht ab. »Hollywood-Schmarrn.«
    Sie blieben in sicherem Abstand in einem Gewirr aus Fichtenzweigen stehen und verfolgten staunend, wie schnell und effizient die Arbeit vonstattenging: Bauernfeind saß in der Kabine des Raupenfahrzeugs. Sein Werkzeug war ein langer Greifarm, an dessen Spitze, unsichtbar, eine Motorsäge ihr Werk verrichtete. Der Greifarm umschloss die stehenden Bäume wie Spielzeug, trennte sie mit einem raschen Schnitt am Wurzelstock ab, wirbelte sie in die Horizontale und schob den Stamm durch rotierende Walzen, wobei sämtliche Äste in größter Beiläufigkeit abgetrennt wurden. Immer im Viermeterabstand trennte die Säge Stammteile ab, bis nichts mehr übrig blieb als ein kümmerlicher Gipfel.
    Morgenstern schien es, als wüte ein holzfressender Riese durch den Wald, und er fragte sich, wie viel Mühe wohl ein einfacher Holzarbeiter bis vor wenigen Jahren für dieselbe Arbeit hatte aufbringen müssen. Der Roboterarm jedenfalls erledigte sie mit einer fast tänzerischen Eleganz. Und es war unübersehbar, dass der Mann im Führerhaus sein Handwerk beherrschte.
    Â»Hammermäßig«, sagte Morgenstern. »Wenn der in dem Tempo weitermacht, ist hier in ein paar Wochen kein Wald mehr.«
    Hecht war genauso beeindruckt, zugleich aber skeptisch. »Ja, mir san die lustigen Holzhackerbuam. Da ist’s aus mit der Idylle.«
    Werner Bauernfeind war nicht allein. Ein Kollege mit einem fast genauso großen Spezialfahrzeug stand ebenfalls in der Waldschneise. Er beförderte die gefällten Stämme aus dem Wald an die Forststraße, wo sie später von Lastwagen abgeholt werden konnten.
    Der Kollege entdeckte Morgenstern und Hecht und kletterte aus seinem Fahrzeug.
    Â»Gell, da geht was!«, sagte er

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