Teufelsmauer
mit.
»Nicht später?«
»Es war so gegen neun«, wiederholte Bauernfeind. »Bei diesem dämlichen Streit mit den Königinnen. Zickenalarm!« Er schüttelte den Kopf. »So etwas erlebt man mit der Barbie am laufenden Band. Ich war im Festzelt, mit den anderen Germanen und den Römern. Plötzlich hieà es, dass es drauÃen zur Sache geht. Und dass die Barbie mit dabei ist. Wir sind raus und haben uns das angesehen. Die sind vielleicht aufeinander losgegangen, das hätten Sie sehen sollen.«
»Habâs heute früh in der Zeitung gelesen«, nickte Morgenstern. »Sie haben es nicht für nötig gefunden, Ihre Freundin zu besänftigen?«
»Ich war ganz normal unter den Zuschauern und habe mich rausgehalten. Das war eine Sache unter Frauen mitten auf dem Festplatz, da mische ich mich nicht ein.«
Es gab ja auch keinen Grund, eifersüchtig zu sein, dachte Morgenstern. Waren schlieÃlich nur Frauen.
»Worum ging es denn bei dem Streit?«, fragte Hecht.
Bauernfeind zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe hinterher noch kurz beim Roten Kreuz vorbeigeschaut, ob es ihr gut geht. Aber sie hat bloà einen Kratzer abbekommen, im Gesicht. War zum Glück nichts Schlimmes. Als ich gefragt habe, was denn los gewesen wäre, hat sie bloà âºFrauensachenâ¹ gesagt und gelacht. Und dass sie jetzt mit den anderen Königinnen weiterfeiert und mich dabei nicht brauchen kann.«
»Und weiter?«, fragte Morgenstern.
»Ich bin ins Zelt zurück, zu den anderen von unserer Germanengruppe. Die Königinnen waren alle an der Schnapsbar. Ohne Männer. Also kein Problem. Und am späten Abend sind wir heimgefahren nach Böhming.«
»Sind Sie gefahren?«, fragte Hecht.
»Logisch.«
»Betrunken?«, fragte Morgenstern.
»Geht niemanden was an.«
»Sie haben jedenfalls Zeugen?«
»Was soll das jetzt heiÃen? Zeugen? Ich brauche doch keine Zeugen.« Er schaute Morgenstern überrascht an. »Wenn Sie unbedingt meinen: Ich war der Fahrer, und wir waren zu viert in meinem Auto. Drei Leute aus Böhming. Die habe ich sicher heimgebracht, und ich selber bin auch gleich ins Bett, ich habe ja heute wieder an die Arbeit gemusst. Seit heute früh um acht Uhr sitze ich hier auf dem Harvester.«
Im weiteren Verlauf des Gesprächs ergab sich, dass der dreiundzwanzigjährige Werner Bauernfeind, ein gelernter Landmaschinenmechaniker, erst seit etwa drei Monaten mit »Barbie« Breitenhiller zusammen war. Das stimmte mit dem überein, was ihnen die jüngere Schwester Katharina erzählt hatte. Nähergekommen waren sie sich in der Eichstätter Diskothek »Dasda« am FuÃe der Willibaldsburg. Das war, wie Bauernfeind erklärte, Barbaras Stammlokal gewesen.
»Wie genau sind Sie denn zusammengekommen?«, wollte Morgenstern wissen.
»Ich hab gesehen, dass sie frei war, und sie mir dann gegriffen«, erklärte der Hüne.
Aha, so lief das also, dachte Morgenstern, und ihn beschlich für einen Augenblick der unangenehme Gedanke, dass er selbst inzwischen zu alt für Discobesuche war und allenfalls im erniedrigenden Rahmen einer sogenannten Ã-30-Party zum Seniorentanz geladen würde.
Die Diskothek war Eichstätts beste, weil einzige, und hieà bei den älteren Eichstättern immer noch »Hofmühlterrasse«, weil die örtliche Hofmühl-Brauerei unmittelbar danebenlag. Die alten Bierkeller der Brauerei befanden sich direkt unter der Disco, die einst ein beliebtes Ausflugslokal mit Biergarten gewesen war. Den Biergarten gab es nach wie vor, allerdings war der weniger das Revier von Barbie Breitenhiller gewesen.
Die beiden Kommissare erfuhren noch, dass die Kipfenberger Limeskönigin gar nicht viel von bayerischer Gemütlichkeit gehalten hatte, obwohl es gestern im Festzelt ja durchaus so gewirkt hatte. Sie war eher der Typ »Germanyâs Next Topmodel« und hatte sich einen beachtlichen Ruf als Partygirl erarbeitet. Wenn sie ins »Dasda« gekommen war, hatte sie regelrecht Hof gehalten, immer umringt von anderen, weniger gut aussehenden Mädchen und diversen Eichstätter Kleinstadt-Casanovas, von denen sie einen um den anderen verschlissen hatte. So nüchtern erzählte das ihr Freund, von dem sie noch nicht wussten, ob er vielleicht zu den Verdächtigen gehörte. Für die Nacht zu Hause im Bett gab es ja vermutlich keinen
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