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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Andererseits …
    Â»Dürfte ich mal Ihre Hände sehen, Frau Weinzierl?«
    Â»Warum?«
    Â»Darum«, sagte Morgenstern unwirsch. »Zeigen Sie schon her.«
    Gehorsam streckte die junge Frau ihm ihre Hände entgegen. Sie waren kräftig, wie Morgenstern es selten bei einer Frau gesehen hatte. Auf dem Handrücken waren frische Kratzspuren zu erkennen.
    Â»Wo kommen die Schrammen her?«, wollte Hecht wissen.
    Â»Die hat mir die Barbie verpasst«, sagte Monika Weinzierl. »Die hatte so künstlich verlängerte Nägel, Hollywood-Nails halt. Daheim auf dem Hof hat die bestimmt keinen Finger krumm gemacht. Die größte Katastrophe war für die doch ein abgebrochener Fingernagel.«
    Â»Die größte Katastrophe ist doch wohl, dass sie jetzt tot ist«, sagte Hecht.
    Monika Weinzierl schoss die Schamesröte ins Gesicht, und sie begann zu weinen. Morgenstern reichte ihr ein Tempotaschentuch.
    Â»Ist ja gut«, sage er beruhigend.
    Â»Sie halten mich jetzt sicher für herzlos«, stammelte die junge Frau. »Aber so meine ich das gar nicht. Sie tut mir ja leid. Das ist alles so traurig.«
    Â»Das finden wir allerdings auch. Und jetzt hätten wir von Ihnen noch gerne den vollen Namen und die Adresse von Ihrem Exfreund Gundekar.«
    Die Kartoffelkönigin zauberte aus der breiten, mit einem Reißverschluss versehenen Brusttasche ihrer Latzhose ein Smartphone. Ein paar Klicks, und Hecht konnte sich von der E-Mail-Adresse bis zum Geburtsdatum sämtliche persönlichen Daten von Gundekar Russer aus Eichstätt abschreiben.
    Â»Neulich hätte ich ihn beinahe schon gelöscht«, sagte die immer noch leicht verheulte Kartoffelkönigin mit wehmütigem Blick. »Aber dann habe ich an die Brosche gedacht, die er mir damals geschenkt hat. Die habe ich schließlich auch nicht weggeworfen oder zurückgegeben. Echt römisch ist die. Die hat er selber irgendwo ausgegraben, mit der Metallsuchsonde.«
    Â»Manche Leute haben vielleicht seltsame Hobbys.« Morgenstern schüttelte den Kopf. Hinter dem Zaun des nahen Fliegerhorstes war erneut das Warmlaufen von Düsenjägerturbinen zu hören. »Sagen Sie mal, wie oft fliegen die eigentlich da drüben?«
    Â»Ach, lange nicht mehr so oft wie früher, sagen meine Eltern. Seit die Mauer gefallen ist, geht es auch bei uns viel friedlicher zu. Und die Bundeswehr muss sparen.«
    Â»Der Mauerfall …« Morgenstern musste an den Limes denken, an die römische Grenzmauer, die vor knapp zweitausend Jahren die Welt geteilt, die Menschen getrennt hatte, bis sie eines Tages gefallen war. Allerdings war das Ende des Limes nicht ganz so friedlich gewesen wie anno 1989 das Finale des Eisernen Vorhangs. Sein Sinnieren wurde vom infernalischen Lärm des startenden Eurofighters beendet.
    Â»Sie können sich jetzt wieder Ihren Kartoffeln zuwenden, Frau Weinzierl«, sagte Morgenstern, als der Düsenjäger am Horizont verschwunden war, auf Patrouillenflug Richtung Norden. »Wir haben ja Ihre Handynummer. Gut möglich, dass wir noch einmal ein paar Fragen haben. Bleiben Sie also die nächsten Tage erreichbar, fahren Sie nicht weg.«
    Die Kartoffelkönigin sah ihn mit gequältem Gesichtsausdruck an, deutete dann auf den Vollernter am anderen Ende des Ackers und sagte leise: »Wo sollte ich denn wohl hinfahren?«
    Noch vom Acker aus versuchte Hecht, Gundekar Russer in Eichstätt ans Telefon zu bekommen. Aber an seinem Festnetzanschluss schaltete sich nur die Mailbox ein, und auf dem Handy war er ebenfalls nicht erreichbar.
    Â»Ich versuche es heute Abend von daheim aus weiter«, kündigte Morgenstern an. »Der kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.« Nachdenklich blickte er über den Kartoffelacker. »Die Weinzierl hat von den Plänen für diesen Römerpark gesprochen. Das höre ich jetzt schon zum dritten Mal. Wenn wir bei den Breitenhillers sind, will ich da dringend mehr darüber erfahren.«
    Â»Stoppt den Römerpark!«, erinnerte Hecht an die Aufschrift auf dem ausrangierten Anhänger. »Auf nach Hirnstetten.«
    Eine Stunde später saßen die beiden Ermittler erneut im Wohnzimmer der Familie Breitenhiller. Wieder hatten sich Vater, Mutter und Tochter auf den Sofas verteilt, und alle drei wirkten überraschend gefasst.
    Â»Wir werden Sie nicht lange aufhalten«, sagte Morgenstern. »Aber wir würden gerne mehr

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