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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Gepäck ablegen und etwas trinken.«
    Morgenstern und Hecht stellten sich vor. »Sie sind Karl-Heinz Rehling?«, fragte Morgenstern.
    Â»Exakt dieser. Carolus-Enricus.«
    Â»Prima Truppe haben Sie da.«
    Â»Wir sind nicht unzufrieden«, sagte Rehling, ein vollbärtiger, stämmiger Mann von etwa fünfzig Jahren, und es war nicht ganz klar, ob er im Namen der Gruppe sprach oder sich selbst in den Pluralis Majestatis erhoben hatte. Mit Feldherrengeste wies er auf seine Einheit. »Wir sind die Neunte Vindelikische Kohorte und bestehen aktuell aus sechs Mann, wie Sie sehen. Wir haben mich als Zenturio, einen Signifer, einen Optio, einen Tesserarius, einen Cornicen und einen Miles. Der Signifer trägt unsere Standarte, unser wertvollstes Stück, das uns in der Schlacht vorangetragen wird. Unser Cornicen mit seinem Horn bläst uns im Ernstfall die wichtigsten Signale. So hat jeder seine spezielle Aufgabe.«
    Â»Und jetzt stapfen Sie am Limes entlang«, stellte Morgenstern nüchtern fest.
    Â»Exakt. Wir sind auf mehrtägiger Patrouille. Am vergangenen Mittwoch sind wir am Limesbeginn in der Nähe von Neustadt an der Donau gestartet und wollen bis Aalen in Baden-Württemberg kommen.«
    Â»Respekt«, sagte Morgenstern. »Irgendwelche Feindberührungen gehabt in den letzten Tagen?«
    Â»Nein, Jupiter sei Dank nicht. Allerdings kommen zu unseren abendlichen Lagern oft Leute aus den Nachbardörfern mit ihren Kindern. Und einmal hatten wir auch schon die Presse da. Die Lokalzeitung. Immerhin.« Zenturio Rehling klang beleidigt.
    Â»Was meinen Sie mit ›immerhin‹?«, fragte Morgenstern.
    Der Zenturio wischte sich mit dem Ärmel seiner Tunika den Schweiß von der Stirn. »Bedauerlicherweise hat uns das Bayerische Fernsehen bisher ignoriert. Na, vielleicht kommen die noch, wenn wir in Weißenburg oder Ellingen sind.«
    Â»Die kommen bestimmt noch«, sagte Hecht aufmunternd.
    Â»Meinen Sie?«, fragte Rehling hoffnungsvoll, um dann mit großzügiger Geste abzuwinken. »Wenn ich es recht bedenke, bin ich froh, wenn sie uns in Frieden lassen. Wir hatten das vor ein paar Jahren schon mal: Da drehen die einen ganzen Tag lang mit der ganzen Gruppe, dirigieren einen hin und her, und am Ende hat der Beitrag bloß zwei Minuten.«
    Die Legionäre hatten sich währenddessen neben der Hecke im Schatten niedergelassen und die schweren bronzefarbenen Helme abgenommen. Die Gesichter glänzten vor Schweiß.
    Â»Unsere Ausrüstung ist schwer«, erläuterte Rehling. »Dreiunddreißig Kilo pro Person.«
    Â»So viel!«, staunte Morgenstern. »Die spinnen, die Römer.«
    Der Zenturio ignorierte die Bemerkung. »Das Legionärsleben war nichts für Weicheier. Essen, Trinken, Zelt, Waffen, Panzer, Kleidung. Da kommt ganz schön was zusammen. Und dem Esel kann man nur einen kleinen Teil der Last aufbürden. Das schwere Lederzelt und die Getreidemühle aus Stein und einen Teil der Lebensmittel.« Er wischte sich erneut den Schweiß ab. »Wenn wir es machen, machen wir es richtig, sonst können wir gleich zu Hause bleiben. Das ist zumindest meine Devise.«
    Â»Und Sie wollen es wirklich bis Aalen schaffen. Mit dem ganzen Plunder?«, fragte Morgenstern.
    Â»Aber sicher. Es gab schon mal welche, die sind mit der vollen Ausrüstung über die Alpen gelaufen. Von Verona bis Augsburg. Dann werden wir uns doch hier im Flachland nicht lumpen lassen. Stimmt’s, Gundekar?«
    Rehling ging zu einem der erschöpft im Schatten ruhenden Legionäre, beugte sich hinunter und klopfte ihm auf die Schulter.
    Â»Das ist der Gundekar. Er ist unser Signifer, den erkennt man daran, dass er ein Wolfsfell umgehängt hat. Sie machen sich keine Vorstellung, wie schwer es ist, so ein Fell aufzutreiben. Sie brauchen es ja mitsamt Kopf und Gebiss, damit es auch wirklich original ist. Aber unser Gundekar ist ein Hundertprozentiger.«
    Der Signifer nickte matt.
    Â»Sie sind Herr Russer?«, fragte Morgenstern.
    Der Signifer, der einen kurzen Schluck aus einer tönernen Trinkflasche genommen hatte, nickte überrascht und begann, weil er sich verschluckt hatte, zu husten.
    Â»Wir würden uns gerne kurz mit Ihnen unterhalten, unter sechs Augen«, sagte Morgenstern und nickte Hecht zu.
    Â»Sind Sie von der Presse oder was?« Mühsam rappelte sich Russer auf, hängte sich seine Flasche an den Gürtel und

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