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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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habe was von zweihundert Arbeitsplätzen gelesen. Wenn die Politik das hört, legt sich keiner quer. Ich kann mich noch erinnern, wie das Legoland bei Günzburg in Planung war. Die Politiker haben denen den roten Teppich ausgerollt, und zum Dank wurde dann der Kopf unseres Ministerpräsidenten zur Eröffnung ganz groß in gelben Legosteinen nachgebaut.«
    Morgenstern sah ihn ungläubig an. »Das ist ja wie bei Mao Tse-tung. Du machst Witze, oder?«
    Hecht verzog keine Miene. »Darfst mir schon glauben. Mit dem bayerischen Ministerpräsidenten macht man keine Witze. Nie.«
    Morgenstern blickte eine Weile aus dem Fenster, vorbei an seinem dürren Ficus, den er einst aus Nürnberg mitgebracht hatte, weswegen sich Hecht für nicht zuständig erklärt hatte. Dann drehte er sich um. »Barbie Breitenhiller ist erwürgt worden. Und wir müssen herausfinden, ob dieses Augustus-Ding etwas damit zu tun hat. Dieses römische Kettenhemd hat für mich eine klare Botschaft, die auch noch der letzte Idiot verstehen soll.«
    Â»Der letzte Idiot …«, grübelte Hecht. »Meinst du damit vielleicht uns?«
    Â»Uns auch. Natürlich. Wir sind gemeint, und ihr Vater auch. Oder es ist eine absichtlich falsch gelegte Fährte. Ein Wink mit dem extradicken Zaunpfahl, der dann geradewegs in die Sackgasse führt.«
    Â»Mannomann, du kannst einem Ermittler wirklich jede Freude nehmen, Mike«, seufzte Hecht.
    Â»Gern geschehen. Und jetzt fahren wir zum Limes. Legionäre suchen.«
    Morgenstern saß am Steuer und fuhr über die Ringstraße hinaus aus Ingolstadt Richtung Eichstätt.
    Â»Bei uns in Nürnberg gab’s keine Römer«, räsonierte er. »Und wie war es hier in Ingolstadt? Oder bei dir in Schrobenhausen?«
    Â»Keine Ahnung. Irgendwo müssen sie ja gewesen sein, wenn die ganze Gegend mal zum Römischen Reich gehört hat.« Hecht dachte eine Weile nach. »In Manching steht ein Kelten- und Römermuseum. Da werden römische Kriegsschiffe ausgestellt, mit denen die Legionäre auf der Donau Patrouille gefahren sind.«
    Morgenstern versuchte sich in Heimatkunde. »Je näher man an den Limes kommt, desto mehr interessieren sich die Leute für die Römer. Meine Jungs sind auch ganz scharf darauf. In Möckenlohe gibt es einen rekonstruierten römischen Bauernhof, und in Weißenburg haben sie ein Tor vom Kastell wieder aufgebaut, genauso wie in Pfünz. Und außerdem gibt es in Weißenburg römische Thermen und ein Museum mit irgendeinem Schatz. Bin aber noch nicht drin gewesen.« Er erinnerte sich an die Plakate in Gundekar Russers Wohnung.
    Â»Die haben mit ihren Museen bestimmt einen Mordszulauf, seit der Limes Weltkulturerbe ist«, sagte Hecht. »Hast du eine Ahnung, was davon überhaupt noch steht?«
    Â»Auf jeden Fall keine Mauer mehr.« Ohne Eile gondelten sie durch den Ingolstädter Vormittagsverkehr stadtauswärts, auf der B   13 Richtung Friedrichshofen. Hier, im Westen der Stadt, neben dem »Westpark«-Einkaufszentrum, entstanden unablässig neue Geschäftshäuser aus Glas, Stahl und Beton. Die Ausfallstraße wurde zur neuen Business-Achse.
    Â»Würde mich interessieren, wie viel davon in zweitausend Jahren noch existiert«, sagte Morgenstern. »Und ob das dann das Zeug zum Weltkulturerbe hat.«
    Â»Das bezweifle ich doch sehr. Ich gebe mal einen Tipp ab: Wenn du lange genug in Eichstätt wohnen bleibst, dann wirst du erleben, wie diese ganzen Häuser hier, eines nach dem anderen, wieder abgerissen und stattdessen neue gebaut werden, davon bin ich felsenfest überzeugt.«
    Schweigend fuhren sie weiter, erreichten nach zwanzig Kilometern das Altmühltal in Eichstätt und fuhren von dort aus hinauf zur Jurahöhe Richtung Titting. Windräder wiesen ihnen den Weg. Maisfelder glänzten dunkelgrün und satt in der Vormittagssonne. Auf Stoppelfeldern zogen Traktoren mit Pflügen ihre Bahnen. Hecht hatte die Landkarte auf dem Schoß und verfolgte die Route. Von Erkertshofen aus mussten die Legionäre nach Westen marschiert sein. Wenn sie nicht aufgehalten worden waren, dann sollten sie momentan westlich von Petersbuch sein. Morgenstern kannte das Gebiet von einem früheren Fall, der ihn in die Jura-Steinbrüche geführt hatte. Jetzt fiel ihm auf, dass er und Hecht damals ein Stück Straße direkt auf dem Limes gefahren waren, auf

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