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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Bedürfnisse zu befriedigen.»
    Der Lazarener nickte hochmütig, zeigte dann auf das Grüppchen von Leuten. «Was stehen die da rum, als hätten sie nichts zu schaffen?»
    «Die Totenglocke. Sie hat geläutet.»
    Der Lazarener machte seinen Männern ein Zeichen, die Pferde zu wenden. «Kommt in zwei Stunden zum Gasthaus. Alle. Dann werden wir Euch verkünden, was zu tun ist.»
    Mit diesen Worten schwang er sich auf sein Pferd und preschte die Dorfstraße entlang, dass die Hühner schreiend auseinanderliefen.
    Der Glen drehte sich zu den Dörflern um. «Ihr habt gehört, was der Hochmeister gesagt hat. In zwei Stunden. Und dass mir keiner von Euch fehlt.»
    Die anderen nickten. Nacheinander verließen sie den Platz unter der Lügenlinde. Karla schien es, als hielten sie die Schultern noch geduckter als sonst. Sie vermisste die Freude über die Ankunft der Lazarener. Oder war es der Tod der stummen Rieke, der die Dörfler so beugte?
     
    «In zwei Stunden müssen wir am Gasthaus sein», verkündete Karla Pater Fürchtegott und Else, als sie zurück im Pfarrhaus war. «Pfarrer Dippel wird wohl hierbleiben wollen, nicht wahr?»
    Else hob die Hand und wischte damit verächtlich durch die Luft. «Noch immer liegt er im Bett und lässt sich von mir bedienen. Seine Kopfwunde ist so gut wie verheilt, aber nichts kann ihn dazu bewegen, sein Lager zu verlassen.»
    Ihrer Rede folgte ein herzhafter Seufzer. «Die Lazarener, man wird sehen.»
    «Was wird man sehen, Else?» Pater Fürchtegott trat vor die Haushälterin und drückte ihr Kinn nach oben, sodass sie ihm in die Augen sehen musste.
    Else wollte den Kopf zur Seite drehen, doch der Griff des Paters hinderte sie daran. «Die Lazarener», giftete sie schließlich. «Es heißt, sie hätten die Macht, das Böse zu bannen. Aber es heißt auch, dass sie sich ihre Dienste gut bezahlen lassen. Es soll schon vorgekommen sein, dass die, die die Brüder zu Hilfe geholt haben, am Ende elender dastanden als zuvor.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Zweiunddreißigstes Kapitel
    Schon eine Viertelstunde vor der angegebenen Zeit war die Gasse vor dem Gasthaus voller Menschen. Alle waren gekommen: Der Hettrich, der Wegener mit Weib, der Dorfschulze mit zerrauftem Haar und dunklen Ringen unter den Augen, Alrun, Hoffmann, der Küster und Else waren darunter.
    Doch Karla fiel auf, dass auch einige fehlten. Das Weib des Glenbauern stand ein wenig abseits. Obwohl es so ausgesehen hatte, als hätte sich die Frau ein wenig erholt, hielt sie sich heute am Rande des Geschehens und überblickte alles mit bitterer Miene.
    Karla gesellte sich zu ihr. «Wie geht es Euch?», fragte sie freundlich. Das Weib maß sie mit einem Blick. «Wie soll’s mir gehen? Was fragst du? Die Trudl ist weg, alles hängt an mir. Fragst du, weil du zum Helfen auf den Hof kommen willst? Nur zu! Ich habe genug Arbeit für zwei Dutzend Hände.»
    Karla blieb ruhig, obwohl die Worte der Glenbäuerin sie erschreckten. Sie gellten hämisch in ihren Ohren. Dabei hatte sie der Frau nie etwas getan!
    «Wenn Ihr dringend Hilfe braucht, Bäuerin, so komme ich gern», erwiderte sie. Da änderte sich die Miene der Frau, wurde weicher. Sie strich Karla kurz über das Haar. «Warum seid Ihr hergekommen? Du und dein Pater?»
    Karla verstand nicht. «Es war Zufall. Ein Sturm zog auf. Wisst Ihr nicht mehr?»
    Die Glenin schüttelte den Kopf. «Es gibt keine Zufälle, Mädchen. Die Zeit war reif. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.»
    «Was meint Ihr damit, Glenbäuerin?», wollte Klara wissen. Sie sah, dass das Gesicht der Frau gequält war. In ihren Augen las sie Furcht, ihre Züge waren kantig und die Bewegungen fahrig.
    «Ach, Kind», sagte sie nur, strich ihr noch einmal flüchtig über die Wange und ging ein paar Schritte zur Seite. Zugleich öffnete sich die Tür der Schenke, und der Hochmeister der Lazarener erschien auf der obersten Treppenstufe. Einige begannen zu klatschen, doch der Lazarener gebot ihnen mit einer Handbewegung Einhalt.
    «Leute», rief er, und seine Stimme hallte durch das stille Dorf. «Leute, Ihr habt uns zu Hilfe gerufen, und wir sind gekommen, um den Fluch, der Euch von den Michelsmüllern geschickt worden ist, zu bannen.» Er brach ab, ließ seinen Blick über die grauen Gesichter schweifen. «Aber Ihr wisst, dass ein Fluch nie ohne Grund ausgesandt wird. Ihr habt das Eure dazu beigetragen, indem Ihr den Herrn im Himmel verärgert habt.»
    Ein Murmeln ging durch die Dörfler.
    «Ruhe!» Die

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