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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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hatte ihr geöffnet, die kleine Rosemarie auf der Hüfte.
    «Ich kann nicht», japste Karla. «Ihr müsst weg. Die Alweröder sammeln sich. Sie haben Fackeln und Öl dabei, Äxte und Knüppel. Sie wollen die Mühle niederbrennen. Flieht!»
    Sofie trat aus der Haustür, sah hinüber zum Dorf. Fackeln huschten wie Irrlichter über die Äcker und kamen immer näher. Gemurmel war bereits zu hören.
    «Flieht!» Karla rang die Hände. Sofie nickte. Sie drehte sich um und rief ins Haus hinein. Sogleich kam der schwarze Jo die Treppe herunter, gefolgt von seiner Mutter.
    «Ihr müsst fort!», bat Karla erneut.
    Der schwarze Jo blieb stehen, legte Karla für einen Augenblick seine warme Hand an die Wange. «Danke», sagte er.
    Und schon trieb der schwarze Jo die Knechte zur Eile an, holte selbst einen Karren aus der Scheune, packte seine Mutter darauf.
    Karla rang noch immer nach Atem. Ihre Seiten stachen, und ihr Kopf brummte. «Wohin geht Ihr?», fragte sie.
    Der schwarze Jo hielt kurz inne und deutete mit der Hand in den Wald. «Dort ist eine Jagdhütte. Sie gehört dem Glenbauern.»
    Karla lächelte. «Da wird euch sicher niemand vermuten.»
    Sie blickte zum Dorf. Immer näher kamen die Lichter über den Acker. Die ersten hatten bereits die Handelsstraße erreicht.
    «Viel Glück!», rief Karla und bemerkte erst jetzt die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Sie hob die Hand und winkte. Und der schwarze Jo blickte sie an, presste eine Hand auf sein Herz und warf es Karla zu. «Wir sehen uns wieder. Wir werden uns immer wiedersehen!», rief er, dann packte er die Gabel des Karren und verschwand im Wald.
    «Gott schütze Euch!», murmelte Karla und wischte die Tränen mit den Fäusten ab. Zugleich wandte sie sich weg von der Mühle und rannte den Weg hinab, der von der Handelsstraße zur Mühle führte.
    Am Beginn des Weges stand Pater Fürchtegott. Er hatte Dippels Messgewänder angelegt und schwenkte das Weihrauchfass.
    Der Glenbauer und Henn Wegener, die den Zug der Dörfler anführten, blieben stehen, als sie den Pater sahen.
    «Aus dem Weg!», rief der Glenbauer. «Ihr könnt sie nicht schützen. Sie bedrohen das Dorf, unsere Kinder, unsere Zukunft.»
    Doch Pater Fürchtegott wich keinen Schritt. Er schwenkte das Weihrauchfass und wartete, bis der Großteil der Dörfler herangekommen war. Dann entzündete auch er eine Fackel und rief, so laut er konnte: «Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Was Ihr hier tut, ist Unrecht!»
    Die Wegenerin trat vor, die Haare wild, in der Hand eine Mistgabel. «Ist es Unrecht, die eigenen Kinder zu schützen?»
    Der Pater legte seine Hand auf die Mistgabel, bis die Wegenerin diese sinken ließ.
    «Ich verstehe Eure Angst. Aber Ihr seid auf dem falschen Weg.»
    Der Glenbauer, dem vor Ärger eine dicke Ader auf der Stirn geschwollen war, stieß Pater Fürchtegott zur Seite. «Wir brauchen keine Worte, wir brauchen Taten», sagte er.
    Fürchtegott strauchelte, fing sich aber sofort wieder. Die Menge war ein paar Schritte weitergezogen, stand jetzt am Rande des Mühlenhofes. Der schwarze Jo hatte wohl, ohne dass Karla es bemerkt hatte, das Vieh aus den Ställen gelassen. Ein Dutzend Hühner lief gackernd hin und her. Zwei Kühe standen mitten im Hof und glotzten verständnislos auf das Geschehen. In einer Ecke hatten sich die Schafe zusammengerottet und blökten so laut, dass man sein eigenes Wort kaum verstand.
    Immer näher kamen die Dörfler, die in der nur von Fackeln erhellten Dunkelheit und mit ihren dunklen Umhängen aussahen wie eine Legion böser Krieger. Karla sah das Funkeln in ihren Augen.
    Mit ausgebreiteten Armen stellte sie sich den anderen in den Weg.
    «Geh fort, Mädchen. Wir wollen dir nichts tun, also geh aus dem Weg.» Der Hettrich schob sie ein Stück zur Seite.
    «Nein!» Karla stampfte mit dem Fuß auf, und schon war der Pater an ihrer Seite.
    «Hört auf, Leute. Stürzt Euch nichts ins Unglück», schrie er gegen das Blöken der Schafe an.
    «Man kann das Böse nicht mit dem Bösen vertreiben. Wenn Ihr die Mühle ansteckt, wenn durch Euer Tun jemand zu Schaden kommt, dann seid Ihr das Böse. Gott ist die Gerechtigkeit. Er wird für Ausgleich sorgen.»
    Die Bernadette trat vor, die Blicke auf die Schafe gerichtet. «Wenn wir die Müller verschonen, was wird dann aus Alwerode? Werden die Müller neue Stürme schicken? Hagelschauer? Wird unser Vieh verrecken, die Ernte auf dem Halm verfaulen? Wird es Selbsttötungen geben? Wenn Ihr uns

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