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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Wochen später erhängte sie sich in dem Haus, in dem sie mit dem Beckmann nur so kurze Zeit glücklich gewesen war. Drei Tage hing sie, und der Beckmann wurde fast wahnsinnig vor Schmerz. Er riss sich die Haare aus, schlug sich auf die Brust und heulte und weinte wie ein Werwolf. Dann erst kam der Henn Wegener und machte die Lissi ab vom Balken. Seither lag sie hinter der Friedhofsmauer begraben, und der Beckmann hatte keinen Fuß mehr in sein Haus gesetzt. Manche erzählten, sie hätten beim Vorübergehen ein Weinen und Schluchzen gehört. Anderen waren Lichter aufgefallen, wie von einer Kerze, die von Zimmer zu Zimmer wanderten. Und wieder andere hatten Schritte gehört, die aus dem Haus kamen.
    Der Beckmann war in der Kate der alten Hebamme untergekrochen, die seit deren Tod leer stand. Und das Beckmannhaus hatte nach dem Wegener kein Mensch mehr betreten.
    Else stand noch immer vor dem Haus und fasste nun nach der Klinke, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen, sie nach unten zu drücken. Eine kalte Hand hatte sich um ihre Kehle geklammert, und sie musste nach Luft ringen. Dann aber sah sie den Mann hinter einem der Fenster. Sie holte tief Luft, dann stieß sie das Pförtchen auf und betrat den Hof.
    «Na endlich!» Der Mann war aus dem Beckmannhaus gekommen und nahm der Else das Paket ab. Er wickelte den Speck und das Brot aus dem Tuch und hieb seine Zähne sogleich in die geräucherte Seite, dass ihm das Fett über das Kinn rann.
    «Greift zu, es kommt von Herzen», erklärte Else, doch der Mann grunzte nur.
    «Hast du Wein mitgebracht?», fragte er, als er sich satt gegessen hatte.
    «Ich … nein … das habe ich vergessen.» Ihre Stimme klang klein und blass.
    «Weiber!» Der Mann schlug Else die flache Hand vor die Stirn. «Zu was seid ihr nütze?»
    Die Else senkte den Blick. «Der Beckmann, er hatte einen Keller. Gut möglich, dass er voller Wein ist.»
    Der Mann grunzte und ließ die Else auf dem Hof stehen. Sie hörte ihn die Kellertreppe hinabpoltern, und kurz darauf kam er mit einem kleinen Fass zurück. Er schob den Verschluss mit der bloßen Faust hinein, dann setzte er das Fass an die Lippen und trank gleich daraus.
    Die Else seufzte und betrachtete mit Entzücken die schweren Hände, die das Fass umklammerten wie ein großes Ei. Und sie schaute auf den riesigen Adamsapfel, der bei jedem neuen Schluck auf und nieder hüpfte. Aus ihrem Umhang holte sie ein Tuch und tupfte dem Mann das Kinn sauber.
    «Lass das!», herrschte er sie an und schob sie von sich. «Bin ich ein Kind, das geputzt werden muss?»
    «Nein, Herr», stammelte die Else, knickste und trat mit gesenktem Blick einen Schritt zurück.
    «Hm», brummte der Fremde, und seine Blicke, die auf ihrem Leib auf und ab fuhren, fühlten sich an wie warmer Sommerregen.
    «Einen Nachtisch könnt ich gut gebrauchen.» Seine Stimme klang satt und lüstern.
    Else wich zurück, presste eine Hand auf ihr wild schlagendes Herz. Sie kicherte verlegen. «Ihr seid ein ganz Schlimmer. Aber ich bin eine tugendhafte Jungfer. Einen Kuss kann ich Euch geben. Mehr nicht.»
    Der Fremde lachte, griff nach der Else, schlang seine Arme um ihre Hüften, zog sie an sich und presste sein fettiges Gesicht auf ihren wogenden Busen.
    «Nicht!», raunte die Else mit roten Wangen und bebender Brust. «Nicht. Denkt an meine Tugend! Ihr wisst ja, wer einer jungen Frau das Kostbarste raubt, ist verdammt, sie zum Weibe zu nehmen.»
    «Schweig still, Weib. Ein Mann nimmt sich immer, was er will. Sonst ist er kein richtiger Mann.» Und schon wühlte seine Hand unter Elses Röcken.
     
     
    Karla verbrachte den Nachmittag am Fenster ihrer Kammer und beobachtete das Dorf. Pater Fürchtegott saß hinter ihr auf dem Boden und blätterte in seiner Bibel. Das Handbuch für Exorzisten lag neben ihm. Ab und zu murmelte er etwas, doch wenn Karla ihn nach seinen Gedanken fragte, winkte er ab. «Es ist nicht einfach», brummte er. «Das Böse zu bekämpfen ist wahrlich keine einfache Sache.» Karla fragte sich, ob er damit die Dörfler oder die Michelsmüller meinte.
    Karla schaute hinaus. Drüben, auf dem Hof des Glenbauern, schlugen die Knechte Holz. In einer Raunacht! Sie schlugen lange, dicke Knüppel und umhüllten die Spitzen mit in Wachs getränkten Tüchern.
    «Sie stellen Fackeln her. Drüben, beim Glen», berichtete Karla.
    «Hm», brummte der Pater. «Es muss schließlich Licht geben. Selbst in der größten Dunkelheit.»
    Auf dem Hettrichhof sah Karla Bernadette im

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