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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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versichern könnt, Pater, dass das alles Gottes Wille ist, dann werden wir gehen. Könnt Ihr das?»
    Der Pater schluckte und ließ die Arme sinken. «Nein, das kann ich nicht. Und auch ich weiß nicht, warum es Euer Dorf so hart getroffen hat. Ich bin aber sicher, dass man das Böse nicht mit dem Bösen vergelten soll. Das bringt Unglück.»
    «Rede nicht, Pope, geh aus dem Weg!» Der Dorfschulze, ziemlich weit hinten im Getümmel, blies sich auf.
    «Ich beschwöre Euch, lasst Euer Vorhaben fahren. Ich spreche zu den Frauen, zu den Müttern, den Hüterinnen des Lebens. Ihr wisst doch, wie Nachzehrer entstehen, nicht wahr? Das seelenlose Böse wird in Euch fahren, wenn Ihr es wagt, es aufzuscheuchen. Wollt Ihr ein schwarzes Dorf werden? Wollt Ihr zulassen, dass auch Ihr recht bald zu Nachzehrern werdet? Man kann das Böse nicht mit dem Bösen bekämpfen, ohne dem Bösen selbst in die Fänge zu geraten.»
    Die Bernadette nagte an ihrer Unterlippe. «Er hat recht.» Sie hatte den Satz nur geflüstert, doch der Glenbauer hatte ihn trotzdem verstanden. «Unfug!», brüllte er. «Wenn nichts anderes hilft, dann muss man den Feind mit den eigenen Mitteln schlagen. Ein jeder Kriegsherr handelt so.» Er hob sein Beil und wollte vorwärtsstürmen, doch Bernadette stellte sich ihm in den Weg. «Der Pater hat recht. Wir fordern das Böse heraus. Wollt Ihr alle, dass Eure Kinder von den Nachzehrern geholt werden, weil wir uns auf die falsche Art gegen das Übel gewehrt haben?»
    Die Frauen ließen ihre Waffen sinken. Die Wegenerin warf sogar ihr Fleischmesser in den Schlamm und verschränkte die Arme vor der Brust.
    «Jeder weiß, dass man sich dem Teufel nicht andienen darf», redete die Bernadette weiter. «Wir sind in den Raunächten. Die Türen zum Geisterreich stehen weit offen. Alles Böse zählt während der Raunächte doppelt. Ungetaufte Kinder verwandeln sich in Werwölfe. Tiere beginnen zu sprechen und nehmen Kontakt zu den Hausgeistern auf. Habt Ihr nicht gesehen, wie heute Abend die Lichter durch das Beckmannhaus geisterten? Die Lissi ist zurückgekommen, geht ruhelos durch das Haus. Wollt Ihr noch mehr Beweise?»
    Jetzt ließ auch die Dorfschulzin die Mistgabel sinken. «Es stimmt, im Beckmannhaus spukt es. Ich habe Schritte gehört. Und ein dunkles Lachen, als ich vorüberging.»
    Einige nickten. Auch sie hatten Lichter gesehen, Schatten, die an den Fenstern vorüberhuschten.
    Nur der Glenbauer ließ sich nicht beirren. Und auch der Hettrich hielt das Beil noch fest gepackt.
    «Wollt Ihr Eure unsterbliche Seele aufs Spiel setzen?», rief Pater Fürchtegott und bekreuzigte sich. «Und wenn in den Michelsmüllern wahrhaftig das Böse ist und Ihr sie tötet, wollt Ihr dann, dass sie sich an Euch rächen? Wollt Ihr auf ewig gegen das Böse kämpfen?»
    Der Dorfschulze trat vor. «Was sollen wir sonst tun, Pater? Irgendetwas muss geschehen.»
    «Man kann dem Bösen nur das Gute entgegenstellen.» Pater Fürchtegott schwenkte das Weihrauchfass.
    «Was schlagt Ihr vor?»
    «Einen sehr wirksamen Exorzismus. Auf dem Friedhof. Ihr habt alle Arbeitsgeräte dabei. Lasst uns den Jungen und die Tante ausgraben. Lasst uns den Friedhof exorzieren. Und dann geht beruhigt nach Hause.» Fürchtegott holte ein Buch aus den Taschen seiner Kutte. Das Buch war in rotes Leder gebunden, der Titel mit Blattgold ausgelegt. «Hier ist unsere Waffe, Freunde. Hier halte ich sie in der Hand. Das
Rituale Romanum
, auch der ‹große Exorzismus› genannt. Wir können ihn gleich hier und gleich jetzt abhalten, als einzig wahre Waffe gegen das Böse.»
    Jetzt ließen auch die übrigen Alweröder ihre Waffen sinken. Einige bekreuzigten sich. Nur der Glenbauer hielt den Stiel seiner Axt nach wie vor fest umklammert. «Das reicht nicht», jaulte er. «Brüder und Schwestern, hört nicht auf ihn. Er steht mit den Müllern im Bunde. Ausgemerzt gehören sie. Verbrannt und ihre Asche in alle Winde zerstreut.» Die Ader an seiner Stirn schwoll an, und Karla befürchtete, er würde gleich platzen. Jetzt trat auch noch Schaum aus seinem Mund. Der Glenbauer sah aus, als wäre er selbst von einem Dämon besessen. Doch niemand achtete auf ihn, nicht einmal Pater Fürchtegott.
    Karla war zu ihm getreten, etwas abseits von den anderen. «Wollt Ihr das wirklich?»
    Fürchtegott nickte. «Es reicht nicht mehr, nur zu reden und das Weihrauchfass zu schwingen. Die Leute wollen etwas sehen, etwas spüren. Nur das hält sie von Schlimmerem ab.»
    «Ihr exorziert also

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