Teufelspfad
noch. So habe ich das nicht gemeint. Tut mir leid.“
Sie zuckte mit den Schultern. Es gab wichtigere Themen. „Wie ist er hier nach Nags Head gekommen?“
„Wir haben ihn gestern frühmorgens gefunden. Er wanderte nur in Unterwäsche am Straßenrand entlang. Sein ganzes Gesicht war von Schnitten übersät, und er konnte uns nicht sagen, wie er hierher gekommen war.“
Baldwin unterbrach ihn. „Wir nehmen an, der Pretender hat ihn hier abgesetzt, nachdem er Susie getötet hatte. Als der Hafenmeister das Boot fand, war sie schon mindestens achtundvierzig Stunden tot, vielleicht sogar noch länger.“
Mein Gott .
Nadis schaukelte in seinem Stuhl zurück. „Einige Agents vom Westteam des SBI haben sein Auge Anfang der Woche in einem Trailer in der Nähe von Asheville gefunden. Das liegt nicht gerade in der Nähe; ich schätze, man fährt von dort gute sieben Stunden. Sein Geiselnehmer hätte ausreichend Zeit gehabt, ihn hierher zu bringen. Vermutlich stand er unter Medikamenteneinfluss.“
„Oder er ist die ganze Zeit hier in Nags Head gewesen, auf seinem Boot. Sie haben sein Auge vor vier Tagen gefunden. Ich frage mich, ob der Verdächtige einfach nur das Auge nach Asheville gebracht hat, um uns von der Spur abzubringen“, sagte Taylor.
Nadis schaute sie bewundernd an. „Wo Sie das jetzt sagen, das ergibt mehr Sinn. Als wir Sergeant Fitzgerald fanden, sprach er ziemlich unzusammenhängendes Zeug. Wir haben ihn ins Krankenhaus gebracht, wo er erst einmal grundlegend versorgt wurde. Er konnte uns nicht viel darüber erzählen, was passiert war. Er hat uns nur seine Kennnummer und seinen Namen gesagt. Er stand natürlich unter Schock. Wir hatten die Suchmeldungen gesehen und gleich das FBI angerufen. Dr. Baldwin ist mit dem Flugzeug sofort hergekommen. Die SBI-Jungs waren gleich am nächsten Morgen da, und die Sache war erledigt. Mehr haben wir im Moment nicht.“
„Warum ist er nicht im Krankenhaus geblieben?“
„Die Frage hatte ich erwartet. Unser Krankenhaus ist ziemlich klein, und gestern Abend gab es mehrere Fälle von Lebensmittelvergiftung. Man brauchte die Betten, und da Fitzgerald stabil war, haben wir ihn hierher gebracht.“
Taylor bemerkte gar nicht, dass sie mit den Fingern gegen ihren Becher trommelte, bis Baldwin seinen Kaffee auf dem Schreibtisch des Chiefs abstellte. „Ich weiß, dass Lieutenant Jackson ihren Sergeant gerne sehen würde. Können Sie das ermöglichen?“
„Ich halte das für eine gute Idee.“ Nadis schaute auf seine Uhr. „Das SBI beschäftigt sich jetzt schon mehrere Stunden mit ihm. Vermutlich kann er eine Pause gut gebrauchen. Aber Lieutenant, ich muss Sie warnen. Er hat in den letzten Tagen viel gesehen, viel mitgemacht. Sie möchten sich vielleicht …“
„Chief, nehmen Sie es nicht persönlich, aber Fitz ist für mich wie ein Vater. Ich werde ihn nicht bedrängen. Aber ich würde ihn gerne sehen. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht …“
„Okay.“ Nadis stand auf und deutete ihnen, ihm zu folgen. Der Flur schien überhaupt kein Ende zu nehmen und führte zu einer einzelnen Stahltür. Nadis klopfte zweimal an, dann gab er einen Code in das Kästchen an der Wand ein und erklärte dabei: „Dies ist unsere Sicherheitszone, in der wir normalerweise die örtlichen Krawallbrüder ihren Rausch ausschlafen lassen. Wir haben hier im Gebäude kein richtiges Gefängnis, nur Arrestzellen. Die Strafvollzugsanstalt ist eine Meile die Straße hinunter.“
Das Schloss der Tür öffnete sich mit einem Klicken, und Nadis ging als Erster durch. Auf der anderen Seite des Raumes stand eine Frau mit verschränkten Armen und starrte durch ein Fenster in ein anderes Zimmer. Sie war ungefähr einen Meter sechzig groß, schlank und sportlich und trug ihr dickes braunes Haar in einem Pferdeschwanz. Ihr schwarzer Anzug war von guter Qualität, und unter ihrem linken Arm sah Taylor die Ausbuchtung eines Schulterholsters.
Sie drehte sich um, sah die Entourage, trat vom Fenster weg und stellte sich vor.
„Sie müssen der Lieutenant des Sergeants sein. Ich bin Renee Sansom, SBI. Dr. Baldwin. Meine Jungs sind gerade bei Ihrem Mann. Wollen Sie ihn sehen?“
Taylor schüttelte Sansoms Hand. „Ja, gerne.“
„Er hat viel durchgemacht“, sagte die Frau nur und klopfte an das Fenster. Taylor wusste, dass es sich um einen Einwegspiegel aus unzerbrechlichem Acrylglas handelte, aber aus irgendeinem Grund vermied sie es, in den anderen Raum zu schauen. Es kam ihr unhöflich vor, ihn
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