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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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sie von der Tür seines Zimmers wegschob und sagte: „Ich brauche ein wenig Zeit für mich, Mommy.“
    Und Pizza. Er war geradezu fanatisch, was Pizza betraf. Genau wie sein Vater.
    Flynns Daddy war ein aufstrebender junger Polizist gewesen, der in Ausübung seiner Pflicht getötet worden war. In der einen Minute war er noch da, in der anderen weg. Man hatte ihr gesagt, er wäre sofort tot gewesen. Und dass er mutig gestorben wäre. Dass er nicht mitbekommen hätte, was mit ihm geschah. Sie war an genügend Tatorten gewesen, um zu wissen, dass sie logen – Schusswunden töteten einen nicht sofort; es dauerte einige Minuten, bis die Organe die Nachricht verarbeitet hatten, dass sie nicht mehr gebraucht wurden und eines nach dem anderen seinen Dienst einstellte. Aber sie nickte, als würde sie es verstehen, und fragte nicht weiter nach.
    Sie bewahrte seitdem ihr Schweigen, auch wenn der Mörder immer noch nicht gefasst worden war.
    Als Tommy starb, arbeitete Colleen bei der Zeitung und verdiente gerade genug, um die monatlichen Hypothekenzahlungen zu decken, mehr nicht. Und auch wenn viel Geld für die Stiftung einging, die seine Kollegen für sie ins Leben gerufen hatten – es war für Flynns Collegeausbildung reserviert. Die täglichen Ausgaben einer alleinerziehenden Mutter waren astronomisch hoch, und Colleen erkannte schnell, dass ihr Job bei der Zeitung trotz der üppigen Versicherungssumme nicht ausreichen würde, um sie und ihren Sohn über Wasser zu halten.
    Verbrechen hatten sie schon immer fasziniert. Vermutlich war das der Grund, warum sie Tommy geheiratet hatte. Ein „Cop-Groupie“ hatte er sie immer neckend genannt, und in seinen Augen funkelte es vergnügt, wenn er ihr beim Abendessen alles über seine letzte Schicht berichtete. Nachdem er gestorben war, hatten einige seiner uniformierten Brüder auf seinem Platz ihr gegenüber am Küchentisch gesessen, Geschichten aus dem Dienst erzählt und versucht, ihre Laune zu heben, während sie sich in eine Decke gehüllt und Flynn gestillt hatte.
    Als ihre Trauer ihrem Verstand endlich wieder erlaubte, sich zu zeigen, erkannte sie, dass sie etwas anderes finden musste, um ihre kleine Familie zu ernähren. Sie konnte schreiben, daher dachte sie daran, ein Buch zu veröffentlichen. Das wäre schnelles, leicht verdientes Geld; sie könnte mit einer aufregenden, echten Kriminalgeschichte aufwarten. Dann starb einer ihrer Helden, Dominick Dunne, und die ausführliche Berichterstattung über sein Leben brachte einen anderen Gedanken ans Tageslicht. Und so nahm die Idee, einen Verbrechensblog zu schreiben, langsam Gestalt an. Die Vorstellung gefiel ihr. Schnell und schmutzig. Sofortiges Feedback, eine fortlaufende Datenbank. Wie Dunne könnte sie die Stimme der Opfer sein, aber sie würde gleichzeitig hinter die Kulissen schauen wie eine Art Engel. Es gefiel ihr, dass niemand wusste, wer sie war. Sie wollte ihren wahren Namen nicht verraten; es war ihr nie um Ruhm oder Aufmerksamkeit für sich gegangen. Außerdem war es so besser und sicherer.
    Colleen hatte angefangen, Felon E mit Geschichten zu füttern, und hatte sein Erscheinen dann auf verschiedenen True-Crime-Messageboards angekündigt, woraufhin ihr Blog einen Raketenstart hingelegt hatte. Sie war immer noch überrascht, wie gut es lief; innerhalb eines Jahres nach dem Launch hatte sie schon ihre Arbeit kündigen und sich ganz der Pflege ihres Blogs widmen können. Sie hatte den Eifer unterschätzt, mit dem die normale Bevölkerung die intimen, blutrünstigen Einzelheiten der Verbrechen aufsog, die um sie herum passierte. Sie selber war natürlich davon fasziniert, aber sie war auch die Frau eines Polizisten und eine ehemalige Kriminalreporterin. Sie war Teil der Szene. Ihre Leser hingegen waren ganz normale Menschen von der Straße mit einem gewissen Blutdurst.
    Über die Jahre hatte ihr Blog auch ein paar Verrückte und Irre angezogen, aber Tommy hatte sie gut ausgebildet. Die Waffen in ihrem Safe konnte sie mit der Leichtigkeit abfeuern, die man nach unzähligen Stunden auf dem Schießstand erreichte, und ihr Haus war an ein ausgeklügeltes Alarmsystem angeschlossen. Sie kannte sich mit Selbstverteidigung aus. Sie war klug und gerissen und wusste, was sie am Computer tun musste, um ihren wahren Aufenthaltsort zu verschleiern. Bevor sie zum Journalismus gewechselt war, hatte sie an der MTSU Informatik studiert. Das verschaffte ihr zwei entscheidende Vorteile – zum einen konnte sie ihre Seite mit

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