Teufelspfad
helfen? Sicher. Es gibt ein paar Dinge, die du tun kannst, um mir zu helfen. Wie wäre es damit, mir die Wahrheit zu sagen? Wenn du dazu überhaupt in der Lage bist.“
„Wovon redest du? Hat er dich, Taylor? Sprichst du unter Zwang? Sag einfach Ja, wenn es so ist.“
„Nein, er hat mich nicht. Ich spreche von deinem Sohn. Dem Kind, das du bequemerweise nie erwähnt hast. Ist es das Kind von Charlotte und dir?“
Totenstille.
„Jesus. Wie hast du davon erfahren?“
Sie schaltete den Lautsprecher ein und legte das Handy auf das Armaturenbrett, um sich einen Zopf zu machen. Sie wollte nicht, dass ihr die Haare in die Augen fielen, wenn sie zielte.
„Das ist egal, Baldwin. Du weißt, wo ich bin. Ich muss das hier tun. Ich muss dem ein Ende setzen. Ich kann nicht zulassen, dass noch jemand verletzt wird.“
„Taylor, bitte. Geh nicht alleine rein. Ich will nicht, dass dir etwas passiert oder du etwas tust, das du später bereuen könntest.“
„Wage es ja nicht, so mit mir zu reden. Bereuen – am Arsch. Mein Urteilsvermögen steht hier nicht infrage. Dieser Mann hat meine beste Freundin. Nach allem, was ich weiß, hat er sie bereits getötet. Er gehört mir, und ich habe vor, mich um ihn zu kümmern.“
Sie war jetzt unvorsichtig, aber es fühlte sich zu gut an, um damit aufzuhören. „Du hattest deine Chance, Baldwin. Du hättest mir vertrauen können. Jetzt kann ich dir nicht mehr vertrauen. Der einzige Mensch, dem ich immer vertrauen kann, ist Sam. Ich kann nicht glauben, dass ich mich auf dich verlassen habe. Mein Fehler. Also werde ich das hier auf meine Art erledigen. Ich bin es leid, Anweisungen von dir entgegenzunehmen. Du weißt, wo ich bin. Komm her, aber glaube mir, die Sache wird vorbei sein, bevor du hier bist.“
Taylor ignorierte seinen Protest und legte auf. Das Letzte, was sie hörte, bevor die Leitung unterbrochen wurde, war, dass er den anbrüllte, der mit ihm im Auto war.
Sie stellte ihr Handy auf lautlos und steckte es ein, bevor sie erneut aus dem Wagen stieg. Sie würden für die Fahrt hierher hoffentlich lange genug brauchen, um ihr die Zeit zu geben, die Falle vorzubereiten. Irgendjemand würde durch die Tür stürmen und sehen, wie Copeland sie angreifen wollte, wie sie schoss. Sie brauchte jemanden, der zumindest dachte , gesehen zu haben, dass sie in Notwehr handelte.
Ein riskanter Plan, aber einen besseren hatte sie nicht. Sie musste sich nur lange genug gedulden, um ihn in Gänze auszuspielen.
Sie ging die Auffahrt des Nachbarn hinauf, wobei sie sich eng an der immergrünen Hecke hielt. Joshua hatte ihr erzählt, dass die Leute den Winter über in der Stadt wohnten. Er hatte recht, die Fenster waren dunkel und leer, das Grundstück verlassen.
In der Ferne sangen Vögel. Joshuas Vögel. Ihre Hände waren kalt. Sie hielt sie sich vor den Mund und blies warmen Atem hinein. Die Blätter waren alle schon von den Bäumen gefallen, die jetzt ihre dürren Äste nackt in den Himmel reckten. Sie standen so eng zusammen, dass sie einen Sichtschutz zwischen den Häusern bildeten. Im Sommer, voll belaubt, würden man das Haus nebenan nicht sehen können. Jetzt war die Sicht immer noch eingeschränkt, aber südlich von sich sah sie eine Ecke des grauen Monolithen durchschimmern.
Dort fing der Pfad an.
Sie schlich ihn entlang und versuchte, keine Geräusche zu verursachen. Es fehlte ihr noch, dass ein neugieriger Nachbar sie sah und die Situation falsch interpretierte.
Alleine ins Haus zu gehen widersprach allem, was sie je gelernt hatte. Aber es war der beste Weg – der einzige Weg.
Joshua hatte ihr gesagt, sie solle auf einen verrotteten Baumstumpf achten. Er war nicht echt, sondern verbarg das Kontrollpanel für die Sprinkleranlage.
Da.
Sie klappte den Stumpf hoch und sah darunter eine Falltür, die aussah wie der Eingang zu einem winzigen Sturmkeller. Dank Joshua wusste sie, wo sie den Schlüssel dazu suchen musste – in einer Vertiefung im Inneren des Baumstumpfs. Sie fand ihn, schloss auf und öffnete die Tür. Feuchte, abgestandene Luft wehte ihr entgehen; der Geruch von Erde vermischt mit zu viel Zeit. Sie hielt ihre Taschenlampe in das Loch und sah die schmale Treppe.
Nach einem letzten Blick über ihre Schulter in den eisblauen Himmel machte sie den ersten Schritt.
Die Vögel hörten auf zu singen.
54. KAPITEL
Baldwin hielt am Straßenrand und legte den Kopf in die Hände.
„Denk nach“, sagte er laut zu sich selbst.
Wo bist du, Taylor?
„Was ist los?“,
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