Teufelspfad
nur das, was ich dir erzählt habe.“ „Ich soll dich von ihm grüßen und dir ausrichten: ‚Lass uns spielen‘. Er hat gesagt, du würdest schon wissen, was das heißt.“
Sie hatte erwartet, dass er ihr gegenüber aufgeschlossener wäre, aber nachdem sie zehn Minuten lang vergeblich versucht hatte, ihn dazu zu bringen, sich ihr zu öffnen, und er nur immer wiederholte, dass er sich an nichts erinnern könne, hörte sie auf. Sie hoffte, dass er nicht unter einem ausgeprägten posttraumatischen Stresssyndrom litt, sondern einfach nur von der Situation überwältigt war und sich an mehr erinnerte, als er im Moment zugab – oder sich an mehr erinnern würde, sobald der Schock nachließ. Aber wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte, war das vermutlich reines Wunschdenken.
Sie änderte ihre Taktik. Sie fragte, ob er für die Operation nicht nach Nashville zurückkehren wolle und hörte überrascht, dass es ihm lieber wäre, sich an den Plan zu halten, die OP hier im Duke durchführen zu lassen. Sie fragte sich, ob er Susie nahe sein wollte, die im örtlichen Leichenschauhaus lag.
Bewusst verdrängte sie jedes Anzeichen von Sorge aus ihrer Stimme und brachte ihn auf den neuesten Stand, was in der letzten Zeit in Nashville los gewesen war. Wie sehr die beiden Detectives Lincoln Ross und Marcus Wade sich darauf freuten, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. Sie erzählte ihm von dem neuen Mitglied der Mordkommission, Renn McKenzie, und ihrer neuen Chefin, Commander Jean Huston. Fitz schien dankbar für die Ablenkung zu sein. Er hielt die ganze Zeit über Taylors Hand, und sie spürte, wie ihm in wiederkehrenden Abständen Schauer durch den Körper liefen. Er hatte Angst, und das ließ sie beinahe durchdrehen.
Der Helikopter des Duke Medical Center landete auf dem kleinen Parkplatz vor dem Polizeirevier. Fitz wurde hineinbegleitet. Er ging sehr langsam und mit gesenktem Kopf. Taylor und Baldwin winkten, bis der Helikopter nicht mehr zu sehen war. Taylor hasste es, dass sie Fitz nicht begleiten durfte, hatte ihm aber versprochen, da zu sein, wenn er nach der Operation aufwachte. Sie und Baldwin würden mit der Gulfstream nach Durham hinterherfliegen und Fitz, sobald er entlassen wurde, mit nach Hause nehmen.
Der Schnee fiel jetzt stärker, ein Sturm hatte sich zusammengebraut. Zitternd gingen sie zurück ins Haus. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen und den stürmischen Tag ausgesperrt hatten, kehrten sie in den Konferenzraum zurück, den Nadis ihnen für ihre Zwecke zur Verfügung gestellt hatte.
Sansom schaute Taylor an und sagte: „Okay. Zeit für Ihr Debriefing. Ich muss alles wissen, was Sie über diesen Irren haben. Ihr Kollege wollte nicht mit mir sprechen, aber ich nehme an, Ihnen hat er alles erzählt. Lassen Sie hören.“
Taylor schüttelte den Kopf. „Fitz hat mir gar nichts erzählt. Er sagt, dass er unter Drogen gesetzt wurde und sich an nichts erinnert. Und ich glaube ihm. Wie Sie schon sagten, er hat eine Menge durchgemacht. Ich bin im Moment nicht gewillt, ihn zu stark zu bedrängen. Wenn er anfängt, sich zu erinnern oder sich gesprächsbereiter zu zeigen, werde ich da sein, um mir seine Geschichte anzuhören. In der Zwischenzeit kann ich Ihnen ausreichend Hintergrundinformationen geben, damit Sie loslegen können.“
Sansom schaute sie einen Moment lang an. „Unsere anfängliche Blutuntersuchung hat keinen Hinweis auf irgendwelche Drogen oder Medikamente ergeben.“
Taylor erwiderte den Blick. „Sie wissen, dass ein kompletter toxikologischer Bericht Wochen dauert.“
„Vielleicht. Vielleicht versucht ihr Sergeant aber auch nur, etwas zu verheimlichen.“
Das ging Taylor unter die Haut. „Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass er etwas mit der Sache zu tun hat. Er hat ein Auge verloren, um Himmels willen. Denken Sie, er hat seine Freundin ermordet, sich mit einem Löffel ein Auge herausgenommen und es rauf nach Asheville gebracht?“ Sie atmete schwer; ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und sie spürte kaum Baldwins Hand auf ihrem Arm. Zurückhaltung. Aber mal ehrlich. Fitz zu beschuldigen, irgendetwas mit Susies Tod zu tun zu haben, war einfach lächerlich.
Sansom hörte nicht auf, sie aus der Reserve zu locken. „Ich weiß nicht, Lieutenant. Irgendwie passt das alles zu gut. Er wäre nicht der Erste, dessen Beziehung ein schlechtes Ende nimmt und der es dann auf den örtlichen Buhmann schiebt.“
„Das ist Blödsinn, und das wissen Sie auch.“
Sansom
Weitere Kostenlose Bücher