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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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besaß tatsächlich die Dreistigkeit, zu lächeln.
    „Taylor“, sagte Baldwin mit warnendem Unterton. „Lass uns einfach erzählen, was wir bislang wissen, und dann von dort aus weitermachen.“
    „Na gut.“ Taylor verkniff sich den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag. Sie versuchte, den Fall aus der Perspektive eines Außenstehenden zu sehen. Sie und Baldwin spürten mit jeder Faser ihres Seins, dass dies das Werk des Pretenders war. Doch Menschen, die die vorangegangenen Fälle nicht kannten, mochten sich von dem Tathergang durchaus auf eine falsche Fährte locken lassen. Jeder gute Ermittler würde alle Möglichkeiten durchgehen. Und nichts anderes tat Sansom gerade.
    Je länger Taylor sich das vor Augen führte, desto mehr sank ihr Blutdruck.
    Baldwin rückte Taylor einen Stuhl zurecht, und alle drei setzten sich an den langen Tisch, um den sich, wie Taylor vermutete, normalerweise Nadis’ Team zum gemeinsamen Mittagessen versammelte. Darauf ließen zumindest die angetrockneten Senfflecken schließen, die vor ihr die Tischplatte sprenkelten. Sie rutschte ein Stückchen zur Seite, um sich nicht aus Versehen darauf zu stützen.
    Die beiden Agents gesellten sich zu ihnen. Sansom stellte sie als Wally Yeager und Eliot Polakis vor. Sie hatten beide einen frischen gelben Schreibblock vor sich liegen, um sich Notizen zu machen.
    „Baldwin, warum fängst du nicht an?“, sagte Taylor. Sie war noch nicht so weit, sich einzubringen.
    „Okay. Ich bin jetzt seit einem Jahr der führende Fallanalytiker des Pretenders, und sein Profil ist immer noch nicht vollständig. Es verändert sich ständig. Er ist ein Chamäleon. Er passt sich an, kopiert, macht nach und verschwindet dann. Trotz Ihrer Überlegungen in Bezug auf Sergeant Fitzgerald bin ich vollkommen überzeugt davon, dass wir es hier mit der Arbeit des Pretenders zu tun haben. Susie McDonald zu erstechen und auf dem Boot zurückzulassen, Fitz zu entführen, ihm ein Auge zu entfernen und ihn laufen zu lassen, ist erst sein zweites Originalverbrechen, von dem wir wissen. Das verändert natürlich wieder einiges. Es gibt ein paar Dinge, die ich Ihnen vorab erzählen kann – ich glaube nicht, dass er eine gute Schulbildung genossen hat, aber er ist überdurchschnittlich intelligent. Er ist vermutlich als Pflegekind in verschiedenen Häusern und Familien aufgewachsen.“
    „Ein Pflegekind“, sagte Sansom. „Hm.“
    „Er lässt sich außerdem niemals irgendwo länger nieder, sondern schlägt seine Zelte immer da auf, wo es ihm gerade passt, was es schwierig macht, ihn aufzuspüren. Er ist Anfang dreißig, ihm fehlt es an Selbstvertrauen, und er nimmt alle möglichen Jobs an, um Geld für die alltäglichen Notwendigkeiten zu verdienen. Er kennt sich mit Computern aus und weiß, wie man sich der verschiedenen Message Boards bedient. Er hält sich für einen Gelehrten. Er wird Bücher bei sich haben, die sich einzig und allein um Serienmörder drehen. Er hält sich genauso für einen Experten, wie ich mich für einen halte. Seine Faszination mit Blut dürfte schon in früher Kindheit begonnen haben. Ich wäre nicht überrascht, wenn sich herausstellt, dass er schon in sehr jungen Jahren getötet hat, vielleicht ein Geschwisterkind. Er ist geschickt mit den Händen, freundlich, charmant und sexuell aktiv. Er kann auffallen oder vollkommen unbemerkt bleiben, was immer seinem Zweck am dienlichsten ist.“
    Er beugte sich zu Sansom vor, um sicherzugehen, dass sie gut zuhörte. „Sollten Sie jemals auf ihn treffen, lassen Sie niemals in Ihrer Wachsamkeit nach. Das meine ich todernst. Er hat keine Gefühle, mit ihm kann man nicht vernünftig reden. Er wird Sie ohne zu zögern töten, und es wird ihm überhaupt nichts ausmachen. Wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt, tut er alles, um sich zu befreien. Es wird schwer werden, ihn lebendig zu kriegen. Er hat nichts zu verlieren. Er ist nicht auf der Suche nach Ruhm und Ehre, will sich nicht in den Zeitungen sehen. Er ist einfach ein Soziopath, dem es Freude bereitet, auf alle erdenklichen Weisen zu töten.“
    Bei seinem letzten Satz zuckte Sansom ein wenig zusammen. Gut so, dachte Taylor. Sie hatte ihn letztes Jahr in Nashville persönlich gesehen – oder glaubte es zumindest. In einer Bar namens Control auf ihrem vermeintlichen Junggesellinnenabschied. Sie hatte das Böse gespürt, das ihm aus jeder Pore quoll, wie Schweiß im Sommer, sichtbar und übel riechend.
    „Okay. Wo fangen wir also an?“, fragte

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