Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
Vom Netzwerk:
diesem Tag hätte sterben müssen, wenn er aufmerksamer gewesen wäre, hatte er immer zurückgehalten. Genau wie die Rolle, die Charlotte in dem Ganzen gespielt hatte.
    Taylor schwieg einen Moment, dann streckte sie ihren Arm aus und nahm Baldwins Hand. Sie sagte nichts, das war auch nicht nötig. Ihre Vergebung floss durch die Berührung hindurch, und er fühlte sich elendig. Er hatte ihre Vergebung nicht verdient. Nicht, bevor sie nicht die ganze Wahrheit kannte und alle Karten auf dem Tisch lagen.
    Nach ein paar Minuten ergriff sie das Wort. „Es war nicht deine Schuld, das weißt du. Also was ist da noch, Honey? Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du etwas vor mir verbirgst. Sag es mir. Du kannst mir alles erzählen, und ich werde dich immer lieben. Immer.“
    Sie kannte ihn wirklich zu gut. Und vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war es an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Er formte die Worte in seinem Kopf, probierte, wie sie passten. Ich habe einen Sohn. Und Charlotte war seine Mutter . Er atmete tief durch. Setzte an, es ihr zu erzählen. Doch dann klingelte sein Handy, und der Moment war vorbei.
    „Merk dir, wo wir waren“, sagte er und nahm den Anruf mit einem knappen „Ja“ an.
    „Dr. Baldwin? Hier spricht Buddy Morgan. Ich bin der Polizeichef hier in Forest City. Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie gerade auf dem Weg zu uns?“
    „Hallo, Chief Morgan. Schön, von Ihnen zu hören. Wir haben wieder Handyempfang, also gehe ich davon aus, dass es nicht mehr weit ist. Ich schätze, wir sollten so gegen vierzehn Uhr bei Ihnen sein.“
    „Haben Sie dann schon gegessen?“
    Baldwin lachte. „Wenn ich ehrlich bin, nein. Wir sind heute ganz früh am Morgen aufgebrochen.“
    „Dann lassen Sie uns im Smith’s Drugs treffen. Geht auf meine Rechnung. Da können wir essen und uns dabei unterhalten. Ich erzähle Ihnen alles über die Copelands. Es ist eine lange Geschichte. Ich hoffe, Sie haben ein wenig Zeit mitgebracht.“
    „Haben wir. Ich habe ein Zimmer im Holiday Inn reserviert – wir bleiben über Nacht.“
    „Gut. Dann sehen wir uns gleich.“
    Er legte auf.
    „Der Polizeichef lädt uns zum Lunch ein.“
    „Das liebe ich an Kleinstädten“, sagte Taylor.
    „Taylor, ich …“
    „Ist okay. Wir haben morgen eine sechsstündige Rückfahrt. Du kannst mir den Rest auf dem Heimweg erzählen.“
    Während der zweiten Hälfte der Fahrt hatte keiner von ihnen ein Handysignal gehabt. Die Funkabdeckung in den Bergen North Carolinas war eine Katastrophe. Jetzt, wo sie wieder Empfang hatten, piepten ihre beiden Handys und signalisierten die ganzen verpassten Anrufe. Sowohl Taylor als auch Baldwin kümmerten sich um ihre jeweiligen Pflichten, und Baldwin musste sich selbst gegenüber zugeben, dass er erleichtert war. Allerdings wusste er auch, dass ihm nur ein kurzfristiger Aufschub gewährt worden war und die Wahrheit demnächst ans Licht kommen würde, ob er das nun wollte oder nicht.
    Vergebung war ein zartes Pflänzchen. Er hoffte um ihrer beider willen, dass Taylor sie gewähren konnte.

22. KAPITEL
    Die Außenbezirke von Forest City hatten sich der Homogenisierung Amerikas ergeben. Der Highway, der um die Stadt herumführte, war gesäumt von Fast-Food-Ketten und Mega-Baumärkten, die aus Beton erbauten Einkaufsmeilen waren von den Allerweltsläden übernommen worden, die sich auch in allen anderen mittelgroßen Städten an jedem anderen Highway fanden. Das Nonplusultra der unpersönlichen Bequemlichkeit.
    Im Stadtzentrum sah es jedoch ganz anders aus. Besser, wie Taylor fand. Es gab eine traditionelle Hauptstraße mit Tante-Emma-Läden, einem alten Kino, dem Drugstore, den Buddy Morgan erwähnt hatte und der, wie es aussah, eine große Mittagskarte hatte, und vielen kleinen, individuellen Läden, darunter ein vielversprechend aussehender Buchladen, der Fireside Bücher und Geschenke hieß und direkt neben dem Drugstore lag.
    Baldwin fuhr ganz langsam, und Taylor betrachtete mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den baumbestandenen Mittelstreifen.
    „Wieso lächelst du?“, fragte Baldwin.
    „Ich warte darauf, George Bailey die Straße entlanglaufen zu sehen.“
    Baldwin war kurz irritiert, dann lachte er. „Mein Gott, Taylor, du hast recht. Es sieht hier genauso aus wie in ‚Ist das Leben nicht schön?‘.“
    „Ja, oder?“
    „Schade, dass das Filmset nur Kulisse war. Der idyllische Marktplatz … Ich habe immer gedacht, es müsse nett sein, in einer Kleinstadt zu leben.

Weitere Kostenlose Bücher