Teufelspfad
gut geht. Wie kommst du mit allem klar?“
Taylor sah die Frau vor sich, wie sie sich vor einem knisternden Feuer auf die Couch gekuschelt hatte, die kleinen, blassen Füße unter sich gezogen, während ihre langen, wunderschönen schwarzen Haare wie ein Mantel um ihren Körper flossen. Sie wünschte sich, einmal den Frieden zu empfinden, den Ariadne zu verkörpern schien.
„Ich freue mich, dass er wieder gesund wird. Was mich angeht – na ja, mir geht es so gut, wie es einem unter den Umständen gehen kann.“ Das war wenigstens eine ehrliche Antwort. „Hör mal, wir haben heute den Jungen gefunden, der seit Halloween vermisst wird.“
„Er ist tot.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Ariadne wusste immer mehr, als man ihr sagte.
„Ja. Auf einem Baum in der Nähe des Fundorts der Leiche haben wir ein aufgesprühtes Pentakel gefunden.“
„Gab es irgendwelche Zeichen auf dem Körper des Jungen?“
„Keine offensichtlichen. Ich glaube nicht, dass sein Tod mit den Halloween-Morden zusammenhängt, aber ich könnte mich irren.“
„Du solltest dich nicht immer hinterfragen, Taylor. Deine Instinkte sind immer richtig.“
„Du weißt von dem Mann, der mich verfolgt. Ich frage mich, ob es ein Versuch von ihm war, mich hervorzulocken.“
„Du willst doch hervorgelockt werden.“
Mist. Vielleicht war dieser Anruf doch keine so gute Idee gewesen. „Ariadne, ich muss wissen, ob diese Leiche in Verbindung zu dem anderen Fall steht.“
„Gib mir eine Minute.“
Erst herrschte Schweigen, dann kam ein tiefer Seufzer. „Ich glaube nicht, dass er Teil des Halloween-Massakers war.“
„Das habe ich auch gedacht. Danke. Wir müssen uns bald mal wieder treffen.“
„Taylor?“
„Ja?“
Sie hörte das Zögern in Ariadnes Stimme. „Sei vorsichtig. Du willst nicht, dass die Sache nach hinten losgeht. Einige Situationen sind … nicht wieder rückgängig zu machen.“
Die Hexe befand sich schon wieder in ihrem Wachschlaf. Es war unheimlich, wie sie es schaffte, übers Telefon Taylors Absichten und Gefühle zu lesen.
„Mach ich. Gute Nacht.“
„Möge Dianas Segen mit dir sein, Schwester.“
Taylor warf einen Blick zu dem kalten Mond und lächelte. Dann legte sie auf und schob Ariadnes Warnung beiseite, um weiter über Peter Schechters Tod nachzudenken.
Er wurde seit Freitag vermisst. Fünf Tage. Ausreichend Zeit für den Pretender, um sich ihn zu schnappen. Vielleicht hatte er jemanden dafür angeheuert, es für ihn zu tun. So wie in Nags Head. Vielleicht war sie schon zu lange mit Baldwin zusammen, vielleicht hatte sie in ihren eigenen Fällen schon zu viel Seltsamkeiten gesehen, aber die Vorstellung von einer ganzen Bande, die ein mörderisches Spiel spielte, kam ihr durchaus realistisch vor.
Das Ganze konnte durchaus mit dem Pretender in Zusammenhang stehen. Sie war Polizistin, sie glaubte nicht an Zufälle. Ein Pentakel an einem Baum in der Nähe eines toten Jungen – das war nicht genau gleich, aber ähnlich. Sie durfte den Gedanken nicht außer Acht lassen. Der Pretender war immerhin ein Nachahmungstäter. Es war gut möglich, dass er sich wieder einmal über sie lustig machte.
Aber wenn er jemanden nachmachte, dann stimmte alles bis ins letzte Detail. Es könnte sich auch um einen wahllosen Mord handeln, der mit ihren anderen Fällen überhaupt nichts zu tun hatte.
Der arme Peter Schechter. Was auch immer er getan haben mochte, das hatte er nicht verdient.
Sie war bereits bei ihrer Ausfahrt angekommen. Mit einem Mal konnte sie es kaum noch erwarten, nach Hause zu kommen. Baldwin würde ihr helfen, die lauernde Dunkelheit zu verscheuchen. Die Straßen lagen vollkommen verlassen in der kalten Nachtluft, sodass sie nur zehn Minuten bis zu ihrem Haus brauchte.
Als sie auf die Auffahrt fuhr, sah sie, dass alle Lichter im Haus brannten. Sie lächelte – natürlich war er noch nicht schlafen gegangen. Sie war froh. Inmitten dieser Turbulenzen brauchte sie einen Anker, jemanden, der sie festhielt. Und Baldwin war genau das.
Er wartete in der Küche auf sie und begrüßte sie mit einem breiten Grinsen. Dann zog er sie in seine Arme.
„Mmm, ich bin froh, dass du zu Hause bist.“
„Ich auch.“
„Ich habe dir ein wenig Hühnernudelsuppe aufgewärmt.“ Er spielte mit ihrem Haar und lächelte immer noch.
„Das rieche ich. Erwartest du, dass ich in naher Zukunft krank werde?“
„Natürlich nicht. Ich helfe nur, deine Abwehrkräfte aufrechtzuerhalten.“ Er küsste sie, erst sanft,
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