Teufelspfad
1, dann rufen Sie direkt bei ihr zu Hause an.“
Taylor beobachtete, wie er so tat, als drücke er die Tasten, und sich dann räusperte. Nach ein paar Minuten schüttelte er den Kopf. „Da ist nur der Anrufbeantworter. Ich hinterlasse ihr eine Nachricht. Hallo Ruth? Hier ist Dr. John Baldwin vom Federal Bureau of Investigation. Ich bin gerade bei Ihrer Mutter und habe gehört, dass Sie interessiert sind, unserem Team beizutreten. Bitte rufen Sie mich schnellstmöglich zurück, damit wir einen Vorstellungstermin vereinbaren können. Die Nummer lautet 703-555-5494. Und vergessen Sie nicht, Ihre Mutter anzurufen. Auf Wiederhören.“
Ein netter kleiner Trick. Baldwin hatte niemals auf Wählen gedrückt; sie sah die Nummer auf dem Display, als er den Anruf beendete und das Telefon zurückgab. „Schade. Wenn Sie mir ihr sprechen, sagen Sie ihr doch bitte, dass sie sich auf jeden Fall bei mir melden soll. Jetzt müssen wir aber auch los, wir haben Sie schon viel zu lange aufgehalten. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“
Taylor musste sich zusammenreißen, um nicht einfach aus dem Haus zu stürmen. Sie wollte einfach nur raus, Roddie Hall vom SBI anrufen und ihm die Informationen zukommen lassen, damit seine Leute nach Raleigh fahren und Ruth festnehmen konnten. Vorausgesetzt, Ruth war, nachdem sie die Agents in Nags Head getötet hatte, nach Raleigh zurückgekehrt.
Ob ihr Bruder bei ihr war? Die Chancen standen nicht schlecht. Taylor würde einhundert Dollar wetten, dass er nie, nie, nie damit gerechnet hatte, dass sie auf dieses kleine Kaff stoßen und alles über seine traurige, problematische Kindheit erfahren würden.
Sie verabschiedeten sich so schnell es die Höflichkeit zuließ von Mrs Anderson, die jedoch nichts zu bemerken schien. Taylor vermutete, dass die Frau generell dazu neigte, die Ungeheuerlichkeiten im Leben zu ignorieren. So taten es schließlich alle guten Südstaatenladies.
Sie kehrten zu ihrem Auto zurück.
„Gut gemacht“, sagte Taylor.
„Ich lasse gerade das Telefon abschalten. Es ist vermutlich nicht wichtig, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sie tatsächlich nach Hause zurückgekehrt ist. Wenn sie nur einen Funken Verstand besitzt, ist sie jetzt auf der Flucht“, erwiderte er.
Baldwin hielt ihr die Wagentür auf, und Taylor ließ sich selbstgefällig auf den Ledersitz sinken. Mrs Anderson winkte ihnen von ihrer breiten, eleganten Veranda aus zu. Taylor winkte zurück und hoffte, dass Mrs Anderson das kühle Lächeln auf ihrem Gesicht falsch deuten würde.
Jetzt haben wir dich, du Scheißkerl .
26. KAPITEL
Sie fuhren zum Marktplatz zurück, um bei Mrs Anderson keinen Verdacht zu erregen – vor ihrem Haus im Auto zu sitzen und aufgeregte Anrufe zu tätigen könnte die gute Frau vielleicht misstrauisch machen.
Sobald sie einen Parkplatz vor dem großen Steinklotz gefunden hatten, den Taylor als Monument für die Gefallenen der Weltkriege identifizierte, erhielt Baldwin die Ehre, das SBI anzurufen. Taylor lauschte, während er Roddie Hall in allen Einzelheiten erläuterte, was sie gerade erfahren hatten. Roddie war genauso aufgeregt wie sie, endlich ein Teil des Puzzles gelöst zu haben. Er kannte den Polizeichef von Durham und versprach, innerhalb einer Stunde ein Spezialkommando zu Ruths Dienststelle und Wohnung zu schicken. Sobald es irgendwelche Neuigkeiten gäbe, würde er sich sofort bei ihnen melden.
Baldwin legte auf und drehte sich mit einem breiten Lächeln zu Taylor um. „Gott segne Wendy Heinz. Wenn sie nicht zwei und zwei zusammengezählt hätte …“
„Aber das hat sie. Was meinst du, wie lange braucht Hall, um die Jugendakte von Ewan Copeland zu beschaffen?“
„Roddie sagte, den Anruf würde er als Zweites tätigen. Er muss den Staatsanwalt mit einbeziehen, aber das sollte kein Problem sein. Ich habe dir doch gesagt, dass er ein guter Cop ist.“
„Ich bin froh, dass du Freunde auf hohen Positionen hast. Ich meine, es ist erst neunzehn Uhr.“
Er nahm ihre Hand. „Ich nehme an, das war keine Einladung?“
„Es ist nie zu früh, um ins Bett zu gehen.“
„Hm. Wir haben eine Reservierung. Oder wir könnten nach Nashville zurückfahren.“
Sie konzentrierte sich ganz darauf, was Baldwin mit ihrer Hand anstellte.
„Beide Varianten sind sehr verlockend. Es gibt doch nichts Besseres als ein Holiday Inn, um mich scharfzumachen. Aber nach Hause zu fahren ist auch eine gute Idee. Wir könnten uns mit dem Fahren abwechseln, damit du
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