Teufelspfad
Bereich gearbeitet und war mit einem Polizisten verheiratet. Mit einem guten Polizisten. Tommy hat mir alles beigebracht, was er wusste. Und Sie waren eine von denen, die ihn ausgebildet haben.“
Jackson schenkte ihr ein schiefes Lächeln. „Touché.“
„Bitte geben Sie mir nicht die Schuld an all dem. Ich habe nur über die Fakten berichtet, wie sie sich mir dargestellt haben. Genau wie jeder gute Ermittler es tun würde.“
Jackson fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Colleen war eifersüchtig, denn je zerzauster die Frisur aussah, desto aufregender wirkte Jackson. Ihre eigenen Haare waren das genaue Gegenteil davon; sie sahen ungekämmt einfach immer nur aus, als wenn sie sie tagelang nicht gewaschen hätte.
Jackson band ihre Haare zu einem losen Pferdeschwanz zusammen und fing dann an, mit ihrem Stift zu spielen. „Niemand gibt Ihnen die Schuld oder macht Ihnen Vorwürfe, Colleen. Ja, ich wünschte, Sie wären zu mir gekommen, bevor Sie Ihre Theorien mit dem Rest der Welt geteilt haben. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Wir möchten nur wissen, was los ist und warum Sie und der Felon-E-Blog als Vehikel für diese Morde genutzt werden. Wir haben die Bestätigung erhalten, dass jeder, der getötet wurde, Leser Ihres Blogs war. Haben Sie Ihre Leser kürzlich irgendwie herausgefordert, einen Wettbewerb ausgerufen oder Ähnliches?“
„Nicht, dass ich wüsste. Bevor ich herkam, bin ich noch einmal mein Archiv durchgegangen. Ich habe in der Vergangenheit ein paar Artikel über den Zodiac verfasst, vor allem, als der Film rauskam, aber nichts über den Boston Strangler oder den Son of Sam. Ich habe noch nie einen Wettbewerb veranstaltet, so etwas ist nicht mein Ding. Und was die Herausforderung angeht – ich weiß nicht, was Sie damit meinen.“
„Könnten Sie jemanden wegen irgendetwas beschuldigt oder Ihre Leser gebeten haben, Recherchen zu einem bestimmten Fall oder Opfer anzustellen?“
Hatte sie so etwas getan? Sie überlegte, doch ihr fiel nichts ein. Stumm schüttelte sie den Kopf.
„Warum sollte er sich dann entscheiden, von all den Blogs auf der Welt ausgerechnet Ihren zu benutzen? Warum Sie, Colleen?“
Ja, warum ich? Ein durchgedrehter Fan? Ein Täter, bei dessen Ergreifung sie geholfen hatte und der jetzt auf Bewährung draußen war?
„Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur das, was ich geschrieben habe, und dass meine Kommentatoren deshalb umgebracht werden.“
„Ich glaube nicht, dass sie wegen Ihrer Geschichte sterben müssen. Ihr Blog ist schon eine ganze Weile auf dem Markt. Ich frage mich, ob Sie zufällig über etwas gestolpert sind, was Sie nicht hätten wissen dürfen.“
„Der Hackerangriff gestern lässt auf jeden Fall keinen Zweifel daran, dass, wer auch immer dafür verantwortlich ist, jemand meinen Blog kennt. Es müssen Hunderte Kommentare gewesen sein, die lauteten: ‚Ich weiß, wer du bist.‘ Und niemand, absolut niemand , weiß, wer ich bin.“
„Irgendjemand weiß es offenbar schon. Ihre Kontakte wissen doch sicher, wer Sie sind. Oder ist alles, was Sie tun, anonym?“
Jackson hatte eine verstörende Art, sich vorzubeugen, während sie sprach, und damit in Colleens persönlichen Bereich einzudringen. Eine gute, solide Verhörtechnik: Gib dem Opfer das Gefühl, dass es von Bedeutung ist, dass man an jedem seiner Worte hängt. Colleen beschlich das Gefühl, dass Taylor Jackson nur sehr wenig entging. Sie achtete auf jedes Wort, das aus Colleen Mund kam, und deutete dabei den Zusammenhang, ihre Körpersprache, las zwischen den Zeilen. Tommy hatte gesagt, dass sie eine fabelhafte Ermittlerin war. Colleen verstand, wieso – sie schaffte es, aus den kleinsten Details noch Informationen zu ziehen.
„Bei mir ist alles anonym. Ich schütze meine Identität so gut wie möglich, vor allem gegenüber meinen Kontakten. Sie nennen mich Felony – ein Insidergag …“
„Mit dem Namen des Blogs, ja, ich verstehe. Also wenn Ihre Kontakte nicht wissen, wer Sie sind, wie bekommen Sie sie dann dazu, zu reden?“
„Auf jede Weise, dir mir einfällt. Meistens leihe ich Ihnen einfach nur mein Ohr. Manche wollen auch Geld. Ich bin durchaus bereit, hier und da einen Zwanziger zu investieren. Allerdings zahle ich nie vorab für Informationen. Sie müssen gewillt sein, ihr Wissen auch ohne Gegenleistung mit mir zu teilen. Geld gibt es erst, wenn sie mir nachprüfbare Informationen gegeben habe. Ehrlich, Sie wären überrascht, wie viele
Weitere Kostenlose Bücher