Teufelspfad
Sie wiederzusehen, Lieutenant.“
„Legen Sie Ihren Mantel ab, nehmen Sie Platz. Detective Ross hat Sie in Empfang genommen?“
„Ja, danke. Er sucht gerade einen Schlafplatz für Flynn. Ich bin sicher, dass er jeden Augenblick zurück sein wird.“
Jackson legte den Kopf schief und schaute sie an, sagte aber nichts. Verdammt. Sie hatte vermutlich etwas besitzergreifend geklungen. Seltsam, aber Detective Ross löste genau dieses Gefühl in ihr aus. Sie kannte ihn doch erst seit fünf Minuten, um Himmels willen. Hormone. Das musste an ihren Hormonen liegen. Vermutlich war es diese Zeit des Monats; sie wurde immer etwas spitz, wenn die Natur kurz davor stand, ihr einen Besuch abzustatten.
Gott, Colleen, konzentrier dich . Das war nicht leicht. Kein Schlaf plus haufenweise Stress und eine gesunde Dosis Angst forderten ihren Tribut. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, indem sie ihren professionellsten Ton anschlug.
„Also Lieutenant, was haben Sie?“
Jackson drehte sich um und trat an den Tisch, wo sie sich Colleen gegenüber hinsetzte. „Ärger. Und zwar eine ganze Menge. Sie müssen mir alles erzählen, was Sie über die Morde wissen.“
„Wo soll ich anfangen?“
„Wie wäre es, wenn Sie uns berichten, woher Sie die Informationen über die Morde in San Francisco erhalten haben?“
Colleen schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Ich muss meine Quellen schützen. Wenn ich es nicht tue, werden sie nie wieder mit mir reden. Es tut mir leid, aber diese Information kann ich Ihnen nicht geben.“
Jackson schaute sie einen Moment schweigend an, dann seufzte sie. „Okay, darauf kommen wir noch zurück. Warum fangen Sie nicht einfach vorne an und erzählen uns alles, was Sie uns erzählen können?“
Colleen merkte, dass die andere Frau sich bemühte, freundlich zu sein, aber in ihrer Stimme lag dennoch ein Hauch von Ärger. Das konnte sie ihr nicht vorwerfen – natürlich würde Jackson die Namen ihrer Quellen wissen wollen. Aber solange es nicht unbedingt nötig war, hatte Colleen nicht vor, sie zu verraten.
„Ich wusste, dass etwas im Gange ist, als ich ein paar E-Mails aus San Francisco erhielt, in denen von einem Mord berichtet wurde, der denen des Zodiac-Killers glich. Sie müssen wissen, so etwas passiert oft. Leute lieben es, ihn zu imitieren, und es gibt andauernd falschen Alarm. Aber irgendetwas fühlte sich dieses Mal anders an. Direkt danach erhielt ich E-Mails aus New York und Boston. Anfangs dachte ich, es wäre ein Scherz, aber irgendetwas fühlte sich falsch dabei an. Also begann ich, zu recherchieren. Die Berichte, die ich erhielt, waren stimmig. Ich habe alles doppelt überprüft. Vor zwei Tagen haben in drei verschiedenen Städten zur gleichen Zeit Nachahmungstäter zugeschlagen. Sie haben den Boston Strangler, den Son of Sam und den Zodiac-Killer imitiert. Gestern Morgen dann das Fiasko in Nags Head, North Carolina, von dem ich überzeugt bin, dass es damit in Zusammenhang steht.“
„ Sie sind davon überzeugt. Bei den Strafverfolgungsbehörden hat niemand einen Zusammenhang zwischen diesen vier Mordfällen hergestellt. Doch Sie, eine semiprofessionelle True-Crime-Bloggerin, haben sofort ein Muster erkannt. Also haben Sie ihre halbgaren Theorien im Internet veröffentlicht und die Aufmerksamkeit irgendeines Verrückten erregt, der sich daraufhin entschloss, Ihnen Angst einzujagen.“
Colleen hob ihr Kinn ein wenig. Sie weigerte sich, zurückzurudern. Ja, wenn Lieutenant Jackson das so laut aussprach, klang es absurd. Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie recht hatte.
„Sie können sagen, was Sie wollen, aber ich habe das Richtige getan. Denn das ist meine Arbeit, Lieutenant. Ich führe einen Crime-Blog, der manchmal von den Kriminellen, über die ich schreibe, gelesen wird. Wir leben in einer freien Welt. Aber hier kommt der wichtige Teil: Ich helfe der Polizei im ganzen Land, Verbrechen aufzuklären. Die Menschen haben ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber der Polizei, gegenüber dem System. Sie glauben, wenn sie die Wahrheit sagen oder einen Freund verraten, werden sie von der Polizei irgendwie in den Fall hineingezogen. Ich biete ein Forum für Leute, um Hinweise zu geben, Einsichten zu teilen und den Strafverfolgungsbehörden anonym Informationen zu übermitteln. Ich bin sehr gut darin, Schlussfolgerungen zu ziehen. Zum gewissen Grad habe ich mir das selber beigebracht, aber bitte vergessen Sie nicht, ich habe jahrelang als Reporterin in diesem
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