Teufelspfad
noch einmal.
„Die bin ich. Ich bin mit Lieutenant Jackson verabredet.“
„Ja, Sie stehen hier auf der Liste. Das mit Ihrem Ehemann tut mir leid, Ma’am. Man erwartet Sie bereits oben. Klopfen Sie einfach an die Tür da drüben, dann wird Sie jemand reinlassen.“
„Danke.“ Sie unterdrückte den Drang, ihm ein Trinkgeld zu geben, und hätte beinahe laut aufgelacht. Nach all den Jahren als Journalistin war sie es so gewohnt, einen Zwanziger rauszurücken, sobald sie eine Information brauchte, dass es schon zum Reflex geworden war.
Wie durch ein Wunder war Flynn während ihrer panischen Flucht aus dem Parkhaus nicht aufgewacht. Sie dankte den Genen seines Vaters. Während Colleen vom kleinsten Ticken oder Knacken im Haus aufwachte, hätte Tommy nicht einmal eine direkt neben seinem Bett losgehende Sirene wecken können. Er überhörte regelmäßig seinen Wecker. Flynn war genauso – er schlief schnell ein und war nur schwer wachzukriegen.
Nach dem dritten Klopfen öffnete ihr ein attraktiver Schwarzer die Tür. Er war gut einen Meter achtzig groß und tadellos gekleidet. Beinahe hätte sie laut aufgelacht – wer sah um drei Uhr morgens schon so gut, so gestylt aus? Er schenkte ihr ein Lächeln und zeigte dabei eine kleine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen. Er erinnerte sie an einen Rockstar, dessen Name ihr gerade nicht einfallen wollte. Sie besaß sogar einige seiner CDs. Verdammt, wie hieß er noch mal? Lenny irgendwas. Lenny … Kravitz. Das war’s.
Er merkte, dass sie versuchte, herauszufinden, an wen er sie erinnerte, und lächelte noch breiter. Die meisten Leute schauten zweimal hin, wenn sie ihn sahen. Zumindest die in Nashville – die Welthauptstadt der Country-Musik zog viele berühmte Musiker, Songwriter und Sänger an, ganz zu schweigen von den Schauspielerinnen und Schauspielern, die die Illusion der Privatsphäre, die Nashville bot, genossen. Die Leute schauten zweimal hin, wenn Nicole Kidman mit Keith Urban und Sunday Rose einen Starbucks betrat, aber außer freundlich zu lächeln und einen guten Morgen zu wünschen, taten sie nichts. Es wäre einfach nicht höflich, um ein Autogramm zu bitten, wenn sie doch einfach nur einen Kaffee wollte.
Er bat Colleen hinein. „Sie müssen Colleen Keck sein. Ich bin Detective Ross. Tut mir leid, was im Moment los ist.“
„Mir auch. Haben Sie schon etwas Neues gehört?“
Ross schloss die Tür hinter ihnen und bedeutete Colleen, ihm zu folgen. „Nein, noch nicht. Wir sind auch alle gerade erst hergekommen. Der LT telefoniert gerade mit einem ihrer Kontakte. Ich denke, sie erwartet, dass Sie uns zu den Vorgängen etwas erzählen. Können Sie das?“
„Sicher. Haben Sie irgendein Zimmer, in dem ich Flynn hinlegen kann? Ich bin mir nicht sicher, ob er das alles hören sollte.“
„Ja, das kriegen wir schon hin. Ich bitte einen der diensthabenden Detectives, ein Auge auf ihn zu haben und mich anzupiepen, wenn er aufwacht. Heute ist es ziemlich ruhig. Meinen Sie, das würde gehen?“
„Sie sind wohl selber auch Vater, Detective.“
Er lächelte. „Nein. Meine Mom war Journalistin, und mein Dad hat in der Nachtschicht gearbeitet. Ich war es als Kind gewohnt, an den seltsamsten Ecken der Stadt aufzuwachen. Ich fühlte mich aber immer wohler, wenn jemand in der Nähe war, der mir versicherte, dass meine Mom gleich wiederkommen würde.“
Sie hatten die Tür zum Konferenzraum erreicht. Ross nahm Colleen ihren Sohn ab und ging den Flur hinunter.
Taylor Jackson saß auf der anderen Seite des Raumes auf einer Art Arbeitsfläche, baumelte mit einem ihrer langen Beine und sprach rasend schnell in ihr Handy. Das andere Bein hatte sie unter sich gezogen und sah somit aus wie ein sehr blonder Kranich. Zwei Männer saßen am Tisch und blätterten in Akten. Einer war süß, langgliedrig, mit glatten braunen Haaren. Der andere wirkte zurückhaltender; seine blonden Haare wurden an den Schläfen langsam grau. In Gedanken taufte sie die beiden Frick und Frack. Dann fragte sie sich, wo der heiße Typ mit ihrem Kind hin verschwunden war. Und warum sie diesen Gedanken hatte.
Colleen atmete ein paar Mal tief durch. Alles würde wieder gut werden.
Jackson beendete ihr Telefonat. Sie klappte das Handy zu, steckte es in ihre Tasche und kam quer durch den Raum auf Colleen zu. Obwohl sie nicht lächelte, wirkte sie freundlich.
„Was für eine Sache.“ Sie streckte ihre Hand aus, und Colleen war dankbar für die Wärme, die von ihr ausstrahlte.
„Schön,
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