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Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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eingerichteten Bad und hielt sich etwas länger als notwendig dort auf, in der Hoffnung, beim Rauskommen ein schlafendes Haus vorzufinden. Eigentlich war es ja egal, wenn einer der Jungs sie im Pyjama sah. Schließlich hatte sie bei ihren Traumtreffen mit Damian nie etwas anderes angehabt. Auch Will kannte ihr Nachtoutfit zur Genüge, denn sie hatte damals häufig bei Mandy übernachtet. Das machte es jedoch nicht leichter, als sie gegen Mitternacht die Badezimmertür so leise wie möglich aufschob und in ihren blau-weiß karierten Flanellhosen und einem Tanktop in den Gang im ersten Stock hinausschlich.
    Aus Wills Zimmer waren die Geräusche des Fernsehers zu hören. Von unten drang jedoch nicht das geringste Geräusch hinauf, und selbst als die Stufen unter ihren zaghaften Schritten knarrten, konnte sie in der Dunkelheit des Wohnzimmers keine Bewegung ausmachen. Trotzdem wagte sie es kaum zu atmen, während sie den Raum durchschritt und sich schnell ins Gästezimmer zurückzog.
    In der Sicherheit des geschlossenen Raums war es allerdings auch nicht besser um ihre Ruhe bestellt, schließlich lauerten da draußen irgendwo Höllenhunde und nicht ganz so weit entfernt zwei gut aussehende Jungs. Und da Emily ernsthaft darüber nachdachte, sich zurück ins Wohnzimmer zu schleichen und unter Damians Decke zu schlüpfen, kramte sie ihren Zeichenblock aus dem Rucksack und ließ sich damit aufs Bett fallen.
    Anders als noch vor kurzer Zeit wählte sie jedoch keinen Engel als Motiv, sondern beschränkte sich auf die harmlos schneebedeckten Hänge der Kronberge. Nur leider funktionierte ihr eigenes Ablenkungsmanöver nicht besonders gut. Ihre Hände kribbelten, und es war ihr beinahe unmöglich, still zu sitzen. Damian ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Sie hatte zwar Angst, aber gleichzeitig erfüllte sie die Sehnsucht von einst, wenn sie sich in der seligen Erwartung ihres baldigen Wiedersehens in ihr Bett gekuschelt und auf den Schlaf gewartet hatte. Sie vermisste die Gespräche, die Nähe und das Beisammensein. All das schien verloren, doch Emily weigerte sich zu glauben, sie könnte es nicht zurückerlangen.
    Seufzend ließ sie den Block zurück auf ihre angewinkelten Knie sinken. Sollte sie einfach zu ihm gehen und das Gespräch suchen, das schon so lange anstand? Sollte sie versuchen, die Mauer niederzureißen, die sich mit seinem Menschwerden – oder eigentlich schon mit der Wahrheit seiner Herkunft – zwischen ihnen aufgebaut hatte? Aber würde Damian das überhaupt wollen? Er war schließlich ebenfalls distanziert, wenn auch nicht in solchem Maße wie Emily.
    Ihr entfuhr ein Stöhnen in Anbetracht dieser verworrenen Gedanken, doch da fuhr ihr auf einmal ein anderer Gedanke durch den Kopf.
    Es war so still gewesen. Als sie vorhin durch das Wohnzimmer geschlichen war, hatte sie rein gar nichts gehört oder gesehen. Selbst wenn Damian schon geschlafen hatte, hätten doch wenigstens seine regelmäßigen Atemzüge zu vernehmen sein müssen. Da stimmte doch etwas nicht!
    Mit überraschender Entschlossenheit erhob sie sich vom Bett, ließ Zeichenblock und Stift achtlos auf ihren Rucksack fallen und öffnete mit angehaltenem Atem die Tür.
    Sie lauschte. Wie sie bereits geahnt hatte, war es totenstill.
    Ihre Kehle schnürte sich zu. Was, wenn die Höllenhunde im Haus waren? Wenn sie es geschafft und Damian erwischt hatten?
    Das Klopfen ihres Herzens war mittlerweile so laut, dass sie Damians Atem nicht einmal hätte hören können, wenn er denn da gewesen wäre – was nicht der Fall war. Reglos stand sie vor der verlassenen Couch und blickte auf die zusammengeknüllte Decke hinab. Was nun? Sollte sie einfach zurück ins Bett gehen oder nach ihm suchen? Womöglich war er ja bloß im Badezimmer. Und wenn nicht?
    Sie blickte hinaus in den Garten, der durch die weiße Pracht ungewöhnlich hell erschien, und aus irgendeinem Impuls heraus, ging sie direkt darauf zu. Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding, und es erforderte ein beinahe übernatürliches Maß an Konzentration, sich fortzubewegen – noch dazu leise. Ihre Hand verharrte auf dem Griff der Terrassentür. Sollte sie wirklich hinausgehen? Aber was, wenn Damian ihre Hilfe brauchte? Wenn irgendetwas passiert war? Vielleicht sollte sie einfach Will holen? Wenn aber alles in Ordnung war, machte sie sich wieder einmal zum Idioten. Nein, sie würde sich nicht vor jedem Schatten fürchten und ständig irgendeinen Beschützer rufen. Sie konnte sich auch selbst verteidigen.

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