Teufelstod: Band 2 (German Edition)
entspannte sich wieder. »Will weiß auch Bescheid.« Sie spürte, dass er nickte. »Ist es dein Vater?«, fragte sie weiter. »Macht er das … also ist er dafür verantwortlich? Oder die Höllenhunde?«
»Ich weiß es nicht. Die Höllenhunde sind es bestimmt nicht. Ich glaube, ich glaube … es liegt an mir.«
»Wie meinst du das?«
»Mein Körper ist menschlich geworden, aber meine Seele ist immer noch dieselbe. Der Tartaros, dieser Ort … er hinterlässt Spuren.«
Emily schluckte und versuchte sich ihren Schreck nicht anmerken zu lassen. »Was war das da draußen?«, brachte sie schließlich hervor. »Wieso warst du dort?«
»Wenn man brennt«, flüsterte er in ihrem Nacken, »dann ist einem der Schnee sehr willkommen.«
Sie schauderte. »Aber du hast nicht …«
»Nicht wirklich. Doch in meinem Traum – nein, es sind keine Träume, es ist realer. Ich weiß nicht, wohin meine Seele in diesen Momenten geht, es muss irgendwo in der Ebene des Unterbewusstseins sein, aber … Emily, frag mich nicht. Ich kenne die Antworten nicht. Es sind Erinnerungen an den Tartaros, doch fühlt es sich an, als wäre ich immer noch dort. Ich sehe Dinge … am helllichten Tag.«
»Was für Dinge?«
»Nachrichten aus der Hölle? Produkte meiner Fantasie? Es sind Dämonen, Menschen als Dämonen, ich selbst, wie ich sein würde, wenn …« Er drückte sie an sich. Seine Stimme wurde brüchig. »Ich habe Angst, Emily. Mir ist egal, wie dumm das klingt, aber ich habe solche Angst davor … zurückzukehren, dass …«
Diesmal gelang es ihr, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie drehte sich um und sah in sein Gesicht, das in der Dunkelheit ungewöhnlich blass wirkte. »Du wirst nicht zurückkehren«, sagte sie überzeugter, als sie war. »Dein Platz ist jetzt hier. Gott hat dich zurückgeholt, und du wirst auch wieder in den Himmel kommen.«
Damian schüttelte den Kopf. »Das ist keineswegs sicher, Emily, und mein Vater besitzt ebenfalls Macht. Es war mein Opfer, das meine Rückkehr möglich machte, aber wenn ich jetzt sterben würde, weiß ich nicht … weiß ich nicht, ob …«
Emily umarmte ihn, und Damian vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
»Du hast noch ein ganzes Leben lang Zeit, Damian«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Du kannst in den Himmel kommen, denn du bist ein Mensch und hast dieselben Chancen wie wir alle.«
Damian löste sich von ihr und sah sie an. »Doch meine Seele ist … nicht wie eure. Mir haftet der Tartaros bereits an, mein Vater, und er lässt nicht gerne los.«
Es war beinahe unmöglich, sich die Angst nicht anmerken zu lassen und zuversichtlich zu wirken. »Das glaube ich nicht«, hauchte sie und legte ihre Hand an seine Brust, dorthin, wo sein Herz schlug. »Frag Jophiel, wenn du zweifelst. Er wird es dir sagen. Deswegen ist er doch hier. Um dir zu zeigen, dass Gott dich nicht vergessen hat.« Sie atmete tief durch. »Wieso hast du nur nichts gesagt?«, flüsterte sie dann. »Wieso hast du mir nicht erzählt, wie schlecht es dir geht?«
Damian wandte den Blick ab und sah durch die Glasfront hinaus in die Schneelandschaft. »Es ist auch so schon schwer genug«, meinte er schließlich leise.
»Was?«
»Das mit uns.« Er sah sie wieder an. »Ich bin der Hölle zwar entkommen, aber manchmal fühlt es sich an, als wäre ich immer noch dort. Auch hier ist alles dunkel und grausam. Und ich bin nicht mehr derselbe wie damals. Ich …« Sein Blick wirkte noch verzweifelter als vorhin. »Ich fürchte, jetzt bin ich noch weniger Mensch als jemals zuvor«, sagte er mit rauer Stimme.
»Damian …«
Emily wusste nicht, was sie sagen sollte, blieb einfach reglos sitzen und starrte ihn an. Natürlich war ihr klar gewesen, dass die Wandlung vom Engel zum Menschen nicht völlig reibungslos ablaufen würde, doch niemals hätte sie solch eine Zerrissenheit vermutet. Sie hatte nicht geahnt, wie schlecht es ihm tatsächlich ging und sich nur um ihre eigenen Probleme gekümmert. Doch was waren die schon im Vergleich zu seinen Qualen? Er war ihretwegen zurückgekommen, und nun musste er leiden.
Die Schuld traf sie wie ein Hammerschlag, und beinahe hätte sie erneut zu weinen begonnen. Nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten, und auch wenn ihr Körper vor Anspannung schmerzte, wollte sie Damian auf keinen Fall ihre wahren Gefühle zeigen. Sie musste stark sein, keine Heulsuse, die sich trösten ließ.
»Es wird besser werden«, versicherte sie ihm daher. »Mit der Zeit wird es besser werden. Wenn erst
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