Teufelstod: Band 2 (German Edition)
er gerade durchmachte. Sie konnte ihm nicht helfen, nicht bei den Dämonen, die offensichtlich seinen Kopf beherrschten. Nur gegen die Kälte konnte sie etwas tun.
Mit letzter Kraft bugsierte sie ihn ins Gästebad im Erdgeschoss, stellte Damian unter die Dusche und drehte das heiße Wasser auf.
»Du wirst sehen«, brachte sie atemlos vor Kälte und Anstrengung hervor. »Gleich geht’s dir besser.« Sie rieb mit beiden Händen über seine Arme, seinen Rücken und seine Brust, die bedenklich von blauen und violetten Flecken bedeckt war.
Die Wärme des Wassers tat auch ihr selbst gut und vertrieb allmählich den Schmerz aus ihren Gliedern. Es war ihr egal, dass sie voll angezogen unter der Dusche stand und ihr das Haar nass im Gesicht klebte, im Moment zählten nur noch Wärme und Sicherheit. Auch Damians Körper entspannte sich langsam, und die Dämonen schienen endlich von ihm abgelassen zu haben. Kraftlos sank er in ihre Arme und legte seine Stirn an ihre Schulter. Emily strich über seinen Rücken, und es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass es nicht nur das Wasser aus der Dusche, sondern auch ihre Tränen waren, die ihre Wangen hinabliefen.
In was für eine Welt war sie da bloß geraten, wo solch abscheuliche Dinge möglich waren? Was musste ein Mensch verbrochen haben, um so bestraft zu werden? Hilflosigkeit und Angst beherrschten ihre Seele, denn sie wusste, im Grunde waren sie machtlos. Natürlich konnten sie Kreuze um den Hals tragen, aber was würde das auf Dauer bringen? Wie, wenn nicht mithilfe einer höheren Macht, könnten sie gegen Luzifer bestehen? Doch wo war diese Macht? Wieso wurden sie alleingelassen?
»Es tut mir so leid«, brach Damian schließlich mit rauer Stimme das Schweigen. »Du solltest nicht …«
»Was war los?«
Damian sah an sich herunter, schirmte die Augen mit der Hand ab und blickte dann hoch zum Duschkopf. »Das hier ist wohl nicht der richtige Ort für Erklärungen«, meinte er. Klitschnass standen sie sich gegenüber und sahen sich an.
»Lass uns ins Trockene gehen«, sagte sie.
Damian nickte, rührte sich jedoch nicht von der Stelle, genauso wenig wie sie selbst. Sie standen einfach da und sahen sich an, ohne zu wissen, was in dem anderen vorging. Durch die Geschehnisse um sie herum hatten sie sich voneinander entfernt, dennoch wurden sie wie durch unsichtbare Magnete zusammengehalten. Wie konnten gemeinsame Erfahrungen zwei Menschen zugleich trennen und einander näherbringen? Wie jetzt, wo sie zwar dicht beieinander standen, aber trotzdem Abstand bewahrten.
Damian räusperte sich. Das dunkle Haar war nicht mehr wuschelig, sondern fiel ihm glatt in Stirn und Nacken. Das Wasser lief über sein Gesicht, und durch diesen Schleier blickte er sie an, mit Augen, so dunkel und tief wie der Mondsee am Fuße der Kronberge.
Dann hob er seine Arme und umschlang sie sanft, beinahe fragend. Er zog sie näher an sich, legte seine Hand an ihren Hinterkopf und drückte ihre Wange an seine Schulter, bettete seine eigene auf ihren nassen Scheitel.
Emily wusste nicht, wie lange sie sich wortlos festhielten und die Angst dadurch zumindest für wenige Augenblicke vertrieben. Doch irgendwann kehrte die Realität zurück, und ihr wurde bewusst, dass sie nicht ewig hierbleiben konnten. Noch ein letztes Mal schmiegte sie sich an ihn, atmete den Duft seiner Haut ein und löste sich dann aus der Umarmung. Sie drehte das Wasser ab, blickte hoch in Damians Gesicht, der sie ausdruckslos ansah, und trat schließlich aus der Dusche auf den flauschigen Teppich. Damian folgte ihr, und nachdem sie sich im Gästezimmer den nassen Pyjama ausgezogen hatte und in Jeans und Pullover geschlüpft war, ging sie ins Wohnzimmer.
Auch Damian hatte sich inzwischen trockene Klamotten angezogen. Er schien auf sie gewartet zu haben und hob jetzt einladend die Decke und rutschte zur Seite, um ihr Platz zu machen. Emily kuschelte sich an ihn und legte ihren Kopf an seine Brust, während seine Arme ihre Taille umschlangen.
Eine Weile saßen sie einfach da und genossen die Wärme des anderen, bis Damian schließlich das Schweigen brach.
»Manchmal ist es besser«, sagte er leise in die Dunkelheit, »dann ist es wieder …«
Emily wollte sich zu ihm umdrehen, doch Damian verstärkte seinen Griff und machte ihr jede Bewegung unmöglich. Vielleicht fiel es ihm leichter zu reden, wenn er dabei niemandem in die Augen sehen musste.
»Deswegen wolltest du nicht, dass ich hier übernachte«, stellte sie fest und
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