Teufelstod: Band 2 (German Edition)
verharrte einen Moment zu lange auf ihrem Gesicht. Es kam ihr vor, als könnte er ihre Gedanken lesen, was keineswegs zu ihrem Vorteil war. »Was meinst du?«, fragte ihr bester Freund schließlich. »Den Weg hierher oder deine Mutter?«
»Beides, würde ich sagen. Ihr könnt mir glauben, Mary Norvell kann einem Höllenhund schon sehr ähnlich werden, wenn es um die Jungfräulichkeit ihrer einzigen Tochter geht.«
Alle sahen sie entgeistert an, und mit einem Schlag wurde ihr klar, was sie da gerade gesagt hatte! Auch ihren Ohren waren ihre Worte nicht entgangen, denn die begannen sofort zu glühen.
Damian versuchte indessen, sein Grinsen hinter einem Glas Saft zu verbergen, während Annie so rot wurde, als wäre sie die Blamierte, und Will in die Chipstüte griff und gleich darauf zu kauen begann. Nur auf Jophiel war Verlass, denn der stand an der Glasfront des Wohnzimmers und blickte in den Garten hinaus, ohne sich anmerken zu lassen, ob er von dem Gespräch irgendetwas mitbekam.
Eigentlich wussten sie ja alle von dem brillanten Einfall, ihre Mutter mit dieser dummen Geschichte umzustimmen, aber ihre unbedachten Worte waren vielleicht etwas zu selbstverständlich rübergekommen. Emily konnte nur hoffen, dass niemand hier annahm, sie plante, ihren Worten Taten folgen zu lassen, schließlich war es ja nur Gerede gewesen.
Ihr Blick fiel wieder auf Damian, der sie nun direkt ansah, ein amüsiertes Funkeln in den Augen.
Er konnte gut lachen. Er war nicht im Visier von Höllenhunden. Er musste sich keine solch peinlichen Geschichten ausdenken. Himmel, wie sollte sie diese Nacht nur überstehen? Vielleicht wäre sie doch besser zu Hause geblieben, Monster hin oder her. Nur leider brauchte Jophiel eine Pause, denn er wollte heute Nacht irgendetwas erledigen, weshalb er sie nicht bewachen konnte. Vermutlich irgendeine Engelsache.
»Deine Mutter ist schon sehr … modern«, meinte Annie schließlich, die nur langsam wieder zu einer normalen Gesichtsfarbe fand. »Also meine würde das nie erlauben.«
»Dann erklär ihr mal, dass man solche Dinge nicht unbedingt nachts machen muss«, warf Will völlig unbekümmert ein. Dabei zwinkerte er Emily grinsend zu, was Annie sofort wieder die Röte in die Wangen zurücktrieb. Ihre grünen Augen schienen Blitze auszusenden, und Emily verspürte bei diesem Blick ganz unvermittelt den Wunsch zu fliehen.
Meine Güte, das war ein Scherz gewesen! Dennoch trat sie Will ordentlich gegen das Schienbein, doch der lachte nur noch lauter. »Man könnte meinen, du bekommst für jeden dämlichen Satz einen Cent. Kein Wunder, dass du so reich bist«, fuhr sie ihn an.
Will bemühte sich um ein schuldbewusstes Gesicht, scheiterte jedoch kläglich daran. »Ach, komm schon«, sagte er und tätschelte Annie das Knie. »Wenn ihre Mutter wirklich glaubt, man braucht ein Bett, Dunkelheit und …«
»Vielleicht wechseln wir lieber das Thema«, unterbrach Annie ihn. Aber Will dachte gar nicht daran.
»Wieso?«, redete er weiter und zog sie sanft an einer Haarsträhne. Er schien nicht zu merken, dass ihr dieses Thema unangenehm war. »Wenn ich überlege, wie oft der Direktor mich mit Emily auf der Toilette erwischt hat und dachte, wir würden …«
»Will«, mahnte Emily, musste bei der Erinnerung an das Verarzten von Wills Auge und dem entrüsteten Blick des Direktors jedoch ebenfalls lächeln. »Es ist nicht die Schuld des Direktors«, erklärte sie ihm daher. » Du musst immer solche dummen Anspielungen machen und bringst alle erst auf Ideen. Genauso wie damals bei meiner Mutter oder bei Mrs Starlington. Ich wette, du hast das Missverständnis bis heute nicht aufgeklärt.«
Will zuckte mit den Schultern. »Wieso sollte ich?« Er lachte. »Aber was glaubst du, wie dumm sie aus der Wäsche geguckt hat, als sie neulich Annie bei mir gesehen hat? Natürlich ganz sittsam nachmittags, weil da ja laut Annies Mutter nichts passieren kann«, fügte er mit einem kleinen Kuss auf Annies Scheitel hinzu.
»Das tut es ja auch nicht«, erwiderte seine Freundin nur und griff nach ihrem Glas. Dabei löste sie sich aus seiner Umarmung, was Will jedoch nicht bemerkte. Er redete schon weiter:
»Meine liebe Haushaltsfee denkt wohl, ich führe hier einen Harem«, erklärte er und legte Damian eine Hand auf die Schulter. »Und wie ist das im Himmel?«, fragte er seinen Mitbewohner. »Stimmt es, dass Engel … ähm … engelhaft sind?«
Damian sah erst zu Emily, dann zu Jophiel, der sich bei der Erwähnung des
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