Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Wie sonst sollte sie denn weiterleben, wenn sie für alles einen starken Mann an ihrer Seite brauchte?
Sie holte tief Luft und öffnete die Tür. Sofort schlug ihr die nächtliche Winterkälte ins Gesicht und bohrte sich wie Nadelstiche in die ungeschützte Haut ihrer Arme. Auch hier horchte sie, um irgendeinen Hinweis auf Damians Aufenthaltsort zu finden, hörte jedoch nichts außer dem Wind.
»Also gut«, murmelte sie und trat über die Schwelle in die Nacht hinaus. Zum Glück trug sie Hausschuhe, auch wenn die plüschigen Häschen bald völlig durchnässt sein würden.
Bald fingen ihre Zähne vor Kälte an zu klappern. Sich selbst umschlungen ging sie vorsichtig auf den Wald zu und redete sich Mut zu. Immer wieder blieb sie stehen, um konzentriert in die Dunkelheit zu lauschen. So abgeschieden wie Wills Haus lag, war noch nicht einmal ferner Verkehrslärm zu hören. Gerade als sie resigniert zum Haus zurückkehren wollte, sah sie einen dunklen Fleck im Schnee, direkt am Waldrand. Zuerst hielt sie ihn für eine Katze, doch als sie eine Bewegung erkannte, entwich ihr ein heiserer Schrei des Entsetzens.
Jede Gefahr durch Höllenhunde vergessend, preschte sie nach vorn, stolperte über den festgefrorenen Schnee und fiel neben Damian auf die Knie. Es war sein dunkler Haarschopf gewesen, den sie gesehen hatte, doch jetzt lag er in seiner gesamten Größe vor ihr – nackt bis auf seine Boxershorts und am ganzen Leib zitternd.
»Gütiger Gott«, keuchte sie und packte ihn an den eiskalten Schultern. »Damian, um Himmels willen! Was tust du hier?«
»So heiß«, winselte er und wand sich im Schnee. »Es brennt.«
Hilflos starrte Emily ihn an und sah dann zurück zum Haus. Sie überlegte, Will zu holen. Doch alles in ihr sträubte sich dagegen, Damian auch nur einen weiteren Moment allein zu lassen. Was auch immer mit ihm los war, er schien Höllenqualen zu leiden.
»Was brennt?«, fragte sie verzweifelt und blickte Damian in das vor Schmerz verzerrte Gesicht. »Bitte, sag mir, was los ist.«
»Es … tut … so … weh.«
Sie bettete seinen Kopf auf ihren Schoß und strich ihm das nasse Haar aus der Stirn. »Bitte«, flehte sie, bereits selbst zitternd. »Du musst reingehen, hier holst du dir den Tod.«
»Lass mich allein!«
»Damian!« Sie schüttelte ihn. »Sieh mich an!« Seine Lider flatterten. »Sieh mich an! Wir müssen rein. Jeden Moment können die Höllenhunde hier sein, und wenn die uns nicht erledigen, dann die Kälte, also bitte …«
Seine Augen öffneten sich, und beinahe hätte sie ihm gesagt, er solle sie wieder schließen. In der Dunkelheit war die Augenfarbe nicht zu erkennen, aber auch so sah sie das Glitzern der Tränen darin und einen abgrundtiefen Schmerz. Angst. Was war hier los?
Reiß dich zusammen, ertönte eine Stimme in ihr, die entweder irgendein mutigerer Teil ihrer selbst sein musste oder ein Echo ihres neuen Schutzengels. Was auch immer es war, es spielte keine Rolle, solange sie hier wie auf dem Präsentierteller saßen. Die Höllenhunde konnten zwar auch ins Haus, aber das Gefühl, ihnen ausgeliefert zu sein, war draußen größer. Wer wusste schon, was Luzifer ihnen noch alles hinterherschickte, um seine Ziele zu erreichen?
»Okay.« Obwohl sie inzwischen erbärmlich zitterte, legte sie ihre Hand an seine Wange und blickte ihm tief in die Augen. Nur so konnte sie ihn erreichen. »Du musst mir helfen, in Ordnung? Wir gehen jetzt rein, aber allein schaff ich das nicht, also bitte, bitte, hilf mir.«
Damian sah ihr in die Augen und brachte immerhin ein Nicken zustande. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten.
»Komm schon.« Emily schob ihre Hände unter seine Arme und mit vereinten Kräften schafften sie es irgendwie, auf die Beine zu kommen, wenn auch nur schwankend. Jeder Schritt in Richtung Haus wurde zur Qual, denn Damian stützte sich mit seinem gesamten Gewicht auf sie. Emily fuhr durch den Kopf, wie wehrlos sie im Falle eines Angriffs wären. Zwar trug auch Damian eine Kette, aber sicher fühlte sie sich damit nicht. Sie wusste nicht, weshalb sich die Höllenhunde zurückhielten oder was Luzifer wirklich im Schilde führte, doch zumindest schien keines dieser Vorhaben diese Nacht einzubeziehen.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis sie endlich zurück in die Wärme des Hauses gelangten. Das Zittern hörte jedoch immer noch nicht auf, und Damians Körper war völlig verkrampft. Hin und wieder entwich ihm ein Stöhnen, und Emily graute davor, auch nur zu erahnen, was
Weitere Kostenlose Bücher