Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Himmels nun doch umgedreht hatte, und wandte sich schließlich wieder an Will. »Es gibt solche und solche«, antwortete er sehr vage, was Jophiels Aufmerksamkeit wieder auf den Schnee draußen lenkte. »So wie auf der Erde auch.«
»Und in der Hölle?« Die Frage war Emily herausgerutscht, noch ehe sie darüber nachdenken konnte, doch insgeheim hatte sie sich immer gefragt, ob Damian jemanden gehabt hatte, dem er sein Herz hätte schenken können.
Damian wirkte nicht überrascht. Langsam wandte er sich ihr zu, blickte ihr direkt in die Augen und schüttelte schließlich den Kopf – fast so, als hätte er in ihren Gedanken gehört, was sie eigentlich hatte wissen wollen.
Emily biss sich auf die Unterlippe und verfluchte sich für ihr dämliches Verhalten. Selbsterkenntnis war doch der erste Schritt zur Besserung, warum wurde sie dann niemals schlauer?
»Ich habe heute übrigens Marita in der Stadt getroffen«, versuchte sie das Gespräch in weniger gefährliche Bahnen zu lenken. »Sie kam gerade aus dem Waffenladen .«
»Der gehört ihrem Onkel«, tat Will ihre Eröffnung schulterzuckend ab. »Sie hat ihn sicher besucht oder irgendwelche Familienangelegenheiten erledigt.«
»Und wenn nicht?« Emily rutschte an die Kante ihres Sessels und lehnte sich vor, um allen die Wichtigkeit ihrer Beobachtung klarzumachen. Es schien zu funktionieren, denn Jophiel hatte sich bei der Erwähnung von Maritas Namen sofort wieder zu ihnen umgedreht und stand jetzt mit vor der Brust verschränkten Armen an den Kamin gelehnt, während er sie mit seinen blauen Augen fixierte.
»Das kann doch kein Zufall sein«, fuhr Emily nun fort, sich der Aufmerksamkeit aller sicher, »sie wird immer seltsamer. Annie, du weißt, sie hat heute zwei Stunden Sport sausen lassen. Das tut sie sonst nie! Nicht unsere Prinzessin. Das Cheerleader-Team ist aufgelöst, und ihr neuestes Projekt hat sie aufgegeben, bevor es überhaupt angefangen hat. Außerdem sieht sie so … verändert aus.«
»Inwiefern?«, fragte Jophiel mit seiner stets nüchternen Art, aber Emily entging nicht, dass der Engel auf eine Antwort brannte.
»Na ja.« Will lehnte sich auf der Couch zurück und streckte die langen Beine unter dem Tisch aus. »Wenn man an früher denkt …«
»Sie war eine Barbie«, erklärte Annie mit deutlicher Missbilligung. »Tonnenweise Make-up, dazu unechte Wimpern, manikürte Nägel, perfekte Frisur, perfektes Outfit und jetzt …«
»… ist sie sehr viel natürlicher«, murmelte Jophiel und rieb die Finger aneinander.
Emily schnaubte. »Natürlicher, ja, so kann man das auch nennen. Oder wir bleiben bei der Wahrheit und sagen, sie ist für ihre Verhältnisse richtig schlampig geworden. Diese Woche hat sie drei Tage lang dieselbe Jeans getragen. Heute hat sie anscheinend noch nicht einmal eine Bürste in die Hand genommen, und von Make-up war wirklich keine Spur.«
»Und wenn sie nach dem Überfall einfach vernünftiger geworden ist?«, fragte Damian. »Wenn sie eingesehen hat, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als ihr Aussehen?«
»Nicht Marita«, beschied Annie. »Da muss schon mehr dahinterstecken.«
»Ist es möglich, dass Marita von diesen Wesen irgendwie … verändert wurde?«, wollte Emily wissen und biss sich auf die Lippe.
»Du meinst, sozusagen … infiziert?«, fragte Damian und zog spöttisch die Augenbraue hoch, wurde jedoch sofort wieder ernst. Er tauschte einen Blick mit Jophiel und fuhr sich mit der Hand durch das ohnehin schon zerzauste Haar. »Ich weiß nicht, wie weit mein Vater gehen würde oder über welche Möglichkeiten er tatsächlich verfügt. Aber wie sollte Marita ihm nützlich sein?«
»Um an Emily ranzukommen?«, mutmaßte Will, und sie alle empfanden bei dem Gedanken wohl dasselbe Entsetzen. Einen Moment lang flammte sogar so etwas wie Mitleid in Emily auf, denn wenn Marita wirklich zu einer von Luzifers Marionetten geworden war, ging sie im Moment vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hölle. Da sie im Moment jedoch nicht mehr Informationen hatten, beschlossen sie, dem Mädchen in der kommenden Woche etwas auf den Zahn zu fühlen und es außerdem nicht aus den Augen zu lassen. Sicher war sicher.
Nach einer Runde Pizza machten sich Jophiel und Annie schließlich auf den Nachhauseweg. Will zog sich in sein Zimmer zurück, Damian breitete sich auf der Couch aus und Emily verschwand im Badezimmer, um sich für die Nacht fertigzumachen. Sie genoss die heiße Dusche in dem riesigen, luxuriös
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