Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Sachen. Dann komme ich wieder.«
Die Augen ihrer Mutter verengten sich kurz. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie Emily keine Sekunde mehr aus den Augen lassen wollte, doch schließlich nickte sie. Eigentlich hatte Emily vorgehabt, ihre Mutter zu einer neuerlichen Übernachtung bei Will zu überreden. Sie wollte bei Damian sein, ihm beistehen, verhindern, dass er sich in den Nächten erneut in Albträumen verlor. Außerdem fürchtete sie die Rückkehr der Höllenhunde. Auch wenn ihr die Biester nichts anhaben konnten, war es nicht gerade angenehm, ihren fauligen Atem im Gesicht zu haben. Doch nach den Ereignissen im Mondschein Café wollte sie lieber zu Hause bei ihrer Mutter sein. Es wäre nicht gut, sie alleine in diesem großen Haus zurückzulassen. Nach all den Schrecken und der Angst sehnte sie sich zudem danach, sich in ihrem Bett zu verkriechen und zu weinen. Sie wusste nicht, wie sie Damian helfen sollte, wenn sie selbst keine Kraft mehr hatte. Sie wusste nicht, wie sie ihn trösten sollte, wo sie doch selbst Trost suchte. Nein, sie würde heute den Abend mit ihrer Mutter verbringen. Vorher wollte sie aber ihre Sachen bei Will abholen, die sie nach der Höllenhund-Attacke dort zurückgelassen hatte.
Das Haus aus dem dunklen Holz auf der Waldlichtung wirkte beinahe schon unwirklich idyllisch, als sie mit Will dort ankam. Alles war wie immer. Dieses Haus veränderte sich nicht. Es hatte sich nicht geändert, als Emily mit Mandy dort Barbie gespielt hatte, nicht nach Mandys Tod, nicht nach Damians Rückkehr oder jetzt. Es stand immer gleich da und beobachtete die kleineren und größeren Dramen seiner Bewohner und deren Gästen. Emily kam es fast so vor, als ginge sie immer als eine andere Person durch diese Tür. Mal als kleines Mädchen, dann als verliebter Teenager oder als ängstliches Wrack. Egal was passierte, sie kehrte immer wieder hierher zurück.
Emily blies den Atem in die kalte Nachmittagsluft und sah zu, wie er als weiße Wolke davonstob. Nein, nichts würde sich hier ändern, auch wenn sie selbst nie wieder dieselbe wäre. Wenn sie durch diese Tür schritt, den vertrauten Geruch des Holzes einatmete und den Duft des Waldes hinter sich ließ, fühlte sie sich manchmal immer noch wie ein kleines Mädchen. Sie verspürte in sich den Wunsch, ihre Puppen aus dem Schrank zu holen und vor dem Kamin ein kleines Lager zu bereiten, wo sie Mandy die Haare flocht und Prinzessinnen spielte. Manchmal bildete sie sich sogar ein, ihre Freundin rufen zu hören. Eine Kinderstimme, die sagte, sie solle hoch ins Kinderzimmer kommen.
Emily schüttelte den Kopf. Ihr Blick fiel zur Couch, und der winzige Moment Erinnerung an eine unbeschwerte Zeit verflog.
Seufzend sah sie zu Will, der sich aus der Jacke schälte und sie dabei augenscheinlich beobachtete.
»Was meinst du?«, fragte sie ihn und sah zurück zu der zerknüllten Decke. »Wo ist er jetzt?«
Will kam auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Mach dir keine Sorgen. Er wird einfach seine Ruhe haben wollen.«
»Aber es geht ihm nicht gut. Er ist so … labil und …«
»Emily.« Will drehte sie zu sich um und zwang sie, ihn anzusehen. Er hatte die Sonnenbrille abgenommen, und nun blickten die vertrauten blauen Augen zu ihr hinab. »Du bist nicht für ihn verantwortlich. Er kann selbst auf sich aufpassen. Wenn er reden will, wird er von alleine kommen. Das weißt du. Solange er sich nicht helfen lassen will, ist alles umsonst.«
Emily nickte. Trotzdem hatte sie das Gefühl, ihn im Stich zu lassen. Gerade hatten sie angefangen, sich irgendwie anzunähern und nun war jeder Versuch, ihm näherzukommen zerstört. Jetzt würde er sich nur noch weiter in sein Schneckenhaus verkriechen. War es egoistisch von ihr, da sie sich im Moment am liebsten auch selbst versteckt hätte und ihn einfach in Ruhe lassen wollte? Wills Worte erschienen ihr logisch. Sie wäre für ihn da, wenn er sie brauchte, doch sie hatte keine Kraft, ihm hinterherzulaufen. Sie musste erst einmal selbst mit all dem Höllenmist klarkommen. Wie sehr sehnte sie sich nach ihrem Bett, danach allein zu sein.
»Willst du was trinken?« Will schlenderte in die Küche. Doch Emily wollte einfach nur nach Hause. Ihre Gedanken drifteten zu dem Kuss mit Damian ab, und beinahe hätte sie verzweifelt aufgelacht. In seiner Umarmung hatte sich alles so leicht angefühlt, so als könnten sie tatsächlich gegen Luzifer bestehen, und alles würde gut werden. Aber Luzifer ließ noch nicht einmal
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