Teufelstod: Band 2 (German Edition)
eine Kettensäge, um die beiden voneinander zu trennen«, meinte sie schließlich tonlos. Sie roch nach frisch gebackenen Keksen, die sie anscheinend mitgebracht hatte, doch Damian bescherte dieser sonst so wohltuende Duft mit einem Mal Übelkeit. Sogar der Hund schien einen Moment lang seine Abneigung Damian gegenüber vergessen zu haben und sah ebenfalls ins Haus. »Zwischen die beiden zu gelangen ist ein Ding der Unmöglichkeit«, fuhr Annie fort. Schwang da ein Hauch von Bitterkeit in ihren Worten mit? »Wir werden immer nur danebenstehen, Damian«, redete sie weiter. »Am Rande. Aber niemals dazugehören.«
»Wenn du das glaubst …« Damian steckte die eisigen Hände in die Jackentaschen. »Wieso bist du dann mit Will zusammen? Wieso tust du dir das an?«
»Ich kannte meine Rolle von Anfang an«, erwiderte sie ruhig. »Ich wusste, worauf ich mich einlasse, und ich kann damit leben.« Unvermittelt sah sie zu ihm hoch. »Kannst du’s?«
Damian wandte sich ihr langsam zu. Ihre grünen Augen funkelten, durchbohrten ihn auf der Suche nach einer Antwort, die er ihr nicht geben konnte. Könnte er damit leben? Eine Nebenrolle in Emilys Leben spielen? Die Zweitbesetzung? Wollte er sich damit zufriedengeben? Eigentlich hatte er gehofft, durch sein menschliches Leben endlich das Licht in seiner Seele zu finden, sich selbst, seine zweite Hälfte. Er wollte Teil dieses Ganzen sein und nicht bloß ein winziges Randstück – dafür hatte er seine Unsterblichkeit nicht aufgegeben. Die Antwort lautete: Nein! Nein, er konnte nicht damit leben. Emily gehörte zu ihm, Will hatte seine Chance gehabt. Er hatte schließlich sein eigenes Mädchen, und es wurde Zeit, dass er seine Griffel von Damians nahm.
Entschlossen, diesem Möchtegernheiligen genau diese Worte einzubläuen, stürmte er auf das Haus zu. Doch er hatte noch keine zwei Schritte gemacht, da packte Annie ihn am Arm und hielt ihn zurück.
»Damit machst du alles nur noch schlimmer«, zischte sie und drückte seinen Arm. »Eine Szene ist das Letzte, womit du Emily halten wirst.«
»Lass los!«, befahl er und bemühte sich noch nicht einmal darum, die Drohung in seinem Ton etwas abzumildern. Zu seiner Überraschung ließ sich die sonst so schüchtern erscheinende graue Maus überhaupt nicht von seinen Worten beeindrucken.
»Das wirst du nicht tun!«, sagte sie langsam und eindringlich. »Mach ihr keine Schwierigkeiten, schon gar nicht an einem Tag wie diesem. Akzeptiere das, was zwischen den beiden ist, Damian. Du kannst dich nicht zwischen sie drängen, glaub mir, ich weiß das. Wenn du Emily willst, musst du Geduld zeigen, Einfühlungsvermögen. Sei für sie da, komme ihm zuvor. Du darfst nicht mit einem Rammbock zwischen sie fahren, du musst dich zwischen sie schleichen .«
Damian starrte auf diesen in Plüsch und Fell gehüllten Zwerg hinab und konnte nicht glauben, dass er dieses Mädchen nie wirklich beachtet, es für unscheinbar und belanglos gehalten hatte. Alle redeten zwar darüber, wie intelligent sie war, aber Damian hatte nie auch nur einen Gedanken an sie verschwendet. Die Wahrheit traf ihn daher völlig unvorbereitet. Früher wäre ihm so etwas niemals passiert. Er kannte die Seelen anderer, konnte sie einschätzen. Doch in Annie hatte er sich getäuscht. Sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Das ganze unschuldige Getue – eine Komödie! Sie wusste ganz genau, was sie tat, sie hatte ein Ziel vor Augen und war wild entschlossen, es zu erreichen. Sie wollte Emily vertreiben, um ihren Platz einzunehmen. Sie war entschlossen, Will für sich zu gewinnen, mit Haut und Haaren – und vor allem mit Herz –, und das bedeutete, dass Emily frei sein würde. Bei dieser Erkenntnis musste Damian lächeln. Vor ihm stand eine Verbündete!
»Ihm zuvorkommen, hm?«, fragte er und entspannte sich wieder. Sein Blick fiel auf die Kekse in Annies Hand. »Etwa so, wie du Emily zuvorkommen wolltest? Scheint irgendwie nicht geklappt zu haben.« Er deutete vage in Richtung Wohnzimmer, und seine Stimme troff vor Hohn. »Dein gerissener Plan zur Eroberung des Prinzen weist wohl noch ein paar Mängel auf.«
Annie verdrehte die Augen. »Stell mich nicht hin, als wäre ich irgendein durchtriebenes Luder. Emily ist meine Freundin. Ich will ihr nichts Böses. Sie soll glücklich werden – mit dir! Willst du das denn nicht auch?«
Damian nickte und spürte, wie sich ein Lächeln in seinem Gesicht ausbreitete. »Und wie willst du das anstellen? Sie rennt zu ihm,
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