Teufelswasser
überwacht eine Kamera den Automatenbereich. Es existiert eine Aufzeichnung, auf der Sie eindeutig zu identifizieren sind. Man erkennt sogar, wie Sie die EC-Karte wieder in die Scheckkartenhülle schieben und die Hülle in die Brusttasche Ihres Oberhemdes stecken. Ihr Jackett war offen.»
«Sie wollten auf Nummer sicher gehen», meinte Laubmann. «Falls Sie bei Ihrer Tat entdeckt worden wären, hätten Sie Fluchtkapital gebraucht.»
«Na schön, dann machen Sie sich eben zusammen einen netten Video-Abend und zieh'n sich die Aufzeichnung immer wieder rein», spottete Weisinger. «Aber ein Mord lässt sich damit nicht beweisen.»
«Mit diesem Indiz allein nicht.» Laubmann gab ihm recht. «Der polizeiliche Erkennungsdienst hat jedoch einen mikroskopisch kleinen Hautfetzen gefunden, der zwischen der Scheckkartenhülle und Ihrer EC-Karte eingeklemmt war. Und dieses Stückchen Haut lässt sich aufgrund der DNA-Analyse beim Landeskriminalamt unabweisbar Margarete Müller zuordnen. – Frau Müller hat sich in ihrem Todeskampf mit den Händen krampfartig an Sie geklammert und ist dabei mit der Kartenhülle in Berührung gekommen. Die Hände Ihres Opfers, müssen Sie wissen, waren aufgerauht und wund von der Gartenarbeit. Zudem hatten Sie sich vornübergebeugt, um Ihr Opfer unter Wasser festzuhalten. Die Kartenhülle mitsamt der EC-Karte ist dabei ins Wasser gefallen, und der Sog des nahen Überlaufs hat sie bald darauf ins Kanalsystem gezogen. – Sie hätten in Ihrer Aufregung die Karte nicht so leichtfertig in der Brusttasche Ihres Hemdes verstauen sollen. Aber Sie sind ja, finanziell und kriminalistisch betrachtet, schon immer etwas zu leichtfertig mit solchen Karten umgegangen.»
Laubmann, Glaser, Vogt und Lürmann schauten mit nicht zu leugnender Selbstzufriedenheit auf Peter Weisinger, der seinen Widerstand offensichtlich aufgegeben hatte und mit geneigtem Kopf auf den Tisch oder auf den Boden blickte. Er schwieg fortan und rührte sich nicht.
Auch Walther starrte vor sich hin und sagte nun seinerseits: «So ein Idiot.» Kurz danach richtete er sich auf: «Herr Kommissar Glaser, ich distanziere mich ausdrücklich von den Taten und der verbrecherischen Gesinnung meines ehemaligen Partners.»
«Das ist verständlich», antwortete Glaser, «aber ein wenig voreilig. Denn Sie übersehen geflissentlich den zweiten Mord und die Mordanschläge auf Frau Schauberg. Beides ist eine unmittelbare Folge des ersten Verbrechens. Hätte Frau Schauberg Ihren Geschäftspartner erkannt, dann hätten Sie, wie bereits ausgeführt, die Immobilie nicht kaufen können, und Sie hätten befürchten müssen, des Mordes an Margarete Müller sowie später des Mordes an Reinhold Müller verdächtigt zu werden. Ihre Betrugsabsichten wären nämlich sofort als Mordmotiv im Raum gestanden. Außerdem mussten Sie unbedingt vermeiden, dass unter Ihren Investoren ein Mordverdacht gegen Sie die Runde macht. Auch das wäre eine finanzielle Katastrophe gewesen.»
«Und es wird bestimmt noch eine finanzielle Katastrophe werden.» Dessen war sich die Kommissarin sicher. «Als Ihrem Partner im Park die schreckliche Verwechslung bewusst wurde, mussten Sie beide unverzüglich handeln. Wenn Reinhold Müller erfuhr, dass seine engste Freundin – die Mutter seines Sohnes – einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist, würde er verzweifelt und panisch reagieren. Damit mussten Sie rechnen. Er würde sich vorwerfen, an ihrem Tod mitschuldig zu sein, und es ließ sich vorhersehen, dass er früher oder später seinen Diebstahl gestehen würde. Und damit käme zur Sprache, dass Sie oder Ihr Partner ihn und Margarete Müller erpresst haben. Denn für Reinhold Müller wäre es eine logische Schlussfolgerung gewesen, dass seine Freundin im Zusammenhang mit der Erpressung getötet worden ist. Das hieß für Sie wiederum nichts anderes, als ihn so schnell wie möglich zu beseitigen. – Für mich sind Ihre Motive einzig und allein in Ihrem Gewinnstreben zu suchen.»
«Wollen Sie jetzt etwa gegen mich losschlagen?», beschwerte sich Dr. Walther. «Sie haben doch den Mörder. Neben mir sitzt er. Halten Sie sich an ihn!»
Kommissar Ernst Lürmann zog nun tatsächlich sein Notizbuch zu Rate. «Wahrscheinlich wussten Sie beide bereits vor dem ersten Mord, dass der Mesner Reinhold Müller in Bad Kissingen zur Kur weilt. Das war seinem Anrufbeantworter unschwer zu entnehmen. Auch wo er sich in Bad Kissingen aufhält, also in welcher Klinik. Ich habe es selbst überprüft.»
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