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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Es war Glenna in ihrer viel zu schicken Lederjacke und dem hautengen Tanktop. Sie stand neben Lee Tourneau und hielt mit der einen Hand ein paar seiner Finger umklammert. Die andere hatte sie zur Faust geballt und in einer Hillbilly-Geste des Triumphs himmelwärts gereckt. Als Lee bemerkte, was sie tat, befreite er sich wortlos aus ihrem Griff.
    Jetzt brausten auch wieder andere Geräusche in die Stille hinein: Geschrei, Gejohle, Gelächter. Kaum waren die letzten Stücke des Truthahns vom Himmel gefallen, kamen die Jungs aus ihren Verstecken hervor und hüpften wie wild umher. Jemand hob zersplitterte Knochen auf, warf sie in die Luft und tat so, als würde er sich ängstlich ducken - eine Wiederaufführung des Augenblicks der Detonation. Andere sprangen zu niedrig hängenden Ästen hinauf, als wären sie gerade auf Landminen getreten und in die Luft gesprengt worden. Lauthals brüllend, schwangen sie sich hin und her. Ein Junge tanzte herum und spielte aus irgendeinem Grund Luftgitarre, offenbar ohne zu bemerken, dass ihm ein Stück Truthahnhaut in den Haaren klebte. Er sah aus, als wäre er einem Dokumentarfilm über seltsame Eingeborenenrituale entsprungen. Im Moment war es egal, was die Mädchen dachten - den meisten jedenfalls. Kaum war der Truthahn explodiert, hatte sich Ig dem Fluss zugewandt, um zu schauen, ob ihnen auch nichts passiert war. Er beobachtete sie noch immer, wie sie aufstanden, lachten
und sich fröhlich miteinander unterhielten. Eine von ihnen wies mit einem Kopfnicken stromabwärts, worauf sie alle auf die Sandbank hinaus zu ihren Kajaks liefen. Bald würden sie fort sein.
    Ig versuchte, sich irgendetwas auszudenken, was sie veranlassen würde hierzubleiben. Er schnappte sich den Einkaufswagen, schob ihn ein paar Meter den Hügel hinauf, stellte sich hintendrauf und ratterte den Hang hinunter - wenn er in Bewegung war, konnte er besser nachdenken. Als er unten angekommen war, wiederholte er das Spiel, einmal und noch einmal, so sehr in Gedanken, dass ihm kaum bewusst war, was er da tat.
    Eric, Terry und die anderen Jungs hatten sich um die schwelenden Trümmer des Baumstumpfes versammelt und begutachteten das Ausmaß des Schadens. Eric ließ seinen letzten verbliebenen Böller in der Hand hin und her rollen.
    »Was sprengst du als Nächstes in die Luft?«, fragte jemand.
    Eric runzelte nachdenklich die Stirn und blieb die Antwort schuldig. Die Jungs um ihn herum begannen Vorschläge zu machen, und bald schrien sie wild durcheinander, um sich verständlich zu machen. Jemand sagte, er könne einen Schinken besorgen, aber Eric schüttelte den Kopf. »Fleisch hatten wir schon«, sagte er. Ein anderer schlug vor, sie sollten den Böller in die vollen Windeln seiner kleinen Schwester stecken. Ein Dritter sagte, und zwar dann, wenn sie die Windeln anhabe. Alle lachten.
    Dann wurde die Frage wiederholt - Was sprengst du als Nächstes in die Luft? -, und dieses Mal herrschte Schweigen, während Eric sich zu einer Entscheidung durchrang.
    »Nichts«, sagte er und ließ den Böller in der Hosentasche verschwinden.

    Die anderen Jungs waren enttäuscht, aber Terry, der seine Rolle in dieser Szene kannte, nickte zustimmend.
    Dann wurde diskutiert und gefeilscht. Ein Junge sagte, er würde die Pornosammlung seines Vaters dagegen eintauschen. Ein anderer sagte, er würde die Pornos dagegen eintauschen, die sein Vater selbst gedreht habe. »Im Ernst, Alter, meine Mutter ist der Hammer im Bett«, sagte er, und die Jungs konnten sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten.
    »Ich gebe meinen letzten Böller nur dann her«, sagte Eric, »wenn einer von euch Homos nackt in diesen Einkaufswagen steigt und damit den Hügel runterrast.« Er wies mit dem Daumen über die Schulter auf Ig und den Einkaufswagen.
    »Ich fahr mit ihm den Hügel runter«, erwiderte Ig. »Nackt.«
    Alle Blicke richteten sich auf ihn. Ig stand ein paar Meter weit abseits, und erst schien niemand zu verstehen, wer da gesprochen hatte. Ein paar lachten und johlten ungläubig. Jemand warf eine Truthahnkeule nach ihm. Er duckte sich, und sie segelte über ihn hinweg. Als Ig sich wieder aufrichtete, sah er, dass Eric Hannity ihn anstarrte, während er den Böller von einer Hand in die andere kugeln ließ. Terry stand direkt hinter Eric, das Gesicht völlig ausdruckslos, und schüttelte fast unmerklich den Kopf: Das tust du nicht.
    »Meinst du das ernst?«, fragte Eric.
    »Wenn ich mit dem Wagen nackt den Hügel runterfahre, gibst du mir dann

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