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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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den Böller?«
    Eric Hannity musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Bis ganz unten. Nackt. Wenn der Wagen unterwegs umkippt, bekommst du nichts. Selbst wenn du dir das Scheißkreuz brichst.«

    »Alter«, sagte Terry. »Das lass ich nicht zu. Was zum Teufel soll ich Mama sagen, wenn du dir die Haut von deinem dürren weißen Arsch fetzt?«
    Ig wartete, bis das übermütige Gelächter abflaute, bevor er antwortete. »Wird schon gutgehn.«
    »Dann sind wir uns ja einig«, sagte Eric Hannity. »Die Nummer will ich echt sehen.«
    »Warte, warte, warte«, sagte Terry lachend und fuchtelte mit der Hand herum. Mit wenigen Schritten war er bei Ig, machte einen Bogen um den Wagen und packte ihn am Arm. Als er sich zu ihm hinabbeugte, grinste er über beide Ohren, aber seine Stimme war leise und schroff. »Hörst du verdammt noch mal auf mit dem Scheiß? Du wirst auf keinen Fall nackt diesen Hang runterrasen und uns beide wie zurückgebliebene Idioten aussehen lassen.«
    »Warum? Wir haben hier oft genug nackt gebadet. Die Hälfte von denen hat meinen Schwanz eh schon gesehen. Die andere Hälfte« - Ig schaute kurz zu der Gruppe hinüber - »weiß nicht, was sie verpasst hat.«
    »Du hast nicht die geringste Chance, in dem Ding den Hügel runterzukommen. Das ist ein verdammter Einkaufswagen, Ig. Die Räder sind winzig!« Er bildete mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis.
    »Ich schaff das schon«, sagte Ig.
    Terry entblößte die Zähne zu einer wütenden, hilflosen Grimasse. In seinen Augen aber - in seinen Augen lag entsetzliche Angst. Er sah seinen kleinen Bruder vor sich, wie er kopfüber den Hang hinunterschlitterte und auf halbem Weg mit verrenkten Gliedern und aufgeschrappter Haut im Gestrüpp liegen blieb. Ig liebte seinen Bruder, aber er tat ihm auch leid. Terry war cool, cooler als es Ig jemals sein würde, aber er war ein Schisshase. Die Furcht schränkte
sein Vorstellungsvermögen ein, so dass er nur das sehen konnte, was er zu verlieren hatte. Ig tickte da anders.
    Eric Hannity kam zu ihnen herübergeschlendert. »Lass ihn doch machen, wenn er will. Schließlich geht es nicht um deine Haut. Soll er doch seinen Arsch riskieren.«
    Terry versuchte noch einen Moment lang, Ig umzustimmen, nicht mit Worten, sondern mit seinem starren Blick. Da hörte er ein leises, verächtliches Schnauben, und wandte sich um. Lee Tourneau war gerade dabei, Glenna etwas zuzuflüstern; er hatte die Hand gehoben, um den Mund dahinter zu verbergen, aber aus irgendeinem Grund herrschte in dem Augenblick völlige Stille, und jeder im Umkreis von fünf Metern konnte Lees Stimme hören. »… wir sollten hier nicht mehr rumhängen, wenn der Krankenwagen auftaucht und diesen Volldeppen von einem Baum kratzt …«
    Terry funkelte ihn zornig an, sein Gesicht eine Maske aus Abscheu und Wut. »Am besten du bleibst hier und hältst dich weiter an deinem Mountainboard fest. Aber pass bloß auf, dass es dich nicht beißt, du feige Ratte! Gleich siehst du mal, was es heißt, ein paar Eier in der Hose zu haben.«
    Die Jungs brachen in lautes Gelächter aus. Lee Tourneau schoss das Blut in den Kopf - seine Wangen wurden so knallrot, wie Ig es noch nie gesehen hatte; sie hatten dieselbe Farbe wie der Teufel in einem Disneyfilm. Glenna musterte ihren Freund mit einem gequälten Gesichtsausdruck, aber auch ein wenig angewidert, und wich einen Schritt zurück, als wäre sein Mangel an Coolness ansteckend.
    In dem belustigten Tumult, der darauf folgte, löste sich Ig aus Terrys Griff und drehte den Einkaufswagen um. Er schob ihn durch das Unkraut neben dem Pfad, weil er nicht wollte, dass die Jungs, die hinter ihm den Hang hinaufgingen,
wussten, was er wusste, dass sie sahen, was er gesehen hatte. Und er wollte Eric Hannity auch nicht die Gelegenheit geben, einen Rückzieher zu machen. Sein Publikum eilte ihm unter großem Geschiebe und Geschrei nach.
    Ig kam nicht weit, bevor die kleinen Räder des Wagens sich im Gestrüpp verfingen und der Wagen zur Seite hin ausbrach. Er mühte sich ab, ihn wieder auszurichten. Hinter ihm wurde erneutes Gelächter laut. Terry schloss rasch zu ihm auf, packte die Vorderseite des Wagens und stellte ihn wieder gerade hin. Dabei schüttelte er den Kopf und flüsterte: »Herr im Himmel.« Ig schob den Wagen weiter den Hang hinauf.
    Nach wenigen Schritten hatte er den Hügelkamm erreicht. Er hatte sich vorgenommen, das Ganze durchzuziehen, also gab es keinen Grund, länger zu zögern oder sich zu genieren. Er ließ den

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