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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug
Autoren: Joe Hill
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Terry stehen und betrachtete den breiten Streifen verbrannter Erde. Schon komisch, wie der Wind das Feuer direkt auf den Stadtwald zugetrieben hatte und nur ein einziger Baum in Flammen aufgegangen war. Der Baum. Er stand noch und reckte sein verkohltes Geweih, seine entsetzlichen Hörner himmelwärts. Bei dem Anblick wurde Terry mulmig. Ein Schauder überlief ihn; plötzlich schien es kälter geworden zu sein, Herbstwetter.
    »Schau mal«, sagte Glenna, bückte sich und pflückte etwas aus dem schwarzen Unterholz.
    Ein goldenes Kreuz, das an einer feingliedrigen Kette hing. Sie hielt es in die Höhe, und es pendelte hin und her; ein goldener Schimmer zuckte über ihr hübsches glattes Gesicht.
    »Nett«, sagte sie.

    »Willst du es behalten?«
    »Wenn ich mir das umlege, gehe ich wahrscheinlich in Flammen auf«, sagte sie. »Nimm du es.«
    »Komm schon«, sagte Terry. »Das ist was für ein Mädchen.« Er trug es zu einem Schößling hinüber, der an einer Mauer emporwuchs, und hängte es an einen Zweig. »Vielleicht kommt die, die es verloren hat, wieder zurück.«
    Sie schlenderten weiter um die Gießerei herum, ohne viel zu reden, genossen nur das Licht und den Tag, bis sie wieder bei Glennas Wagen angelangt waren. Erst als sie neben dem Saturn standen, wurde Terry sich bewusst, dass sie Hand in Hand gingen. Glennas Finger lösten sich nur widerwillig.
    Ein leichter Wind trieb den Geruch von Asche und herbstlicher Kühle zu ihnen herüber. Glenna schlang die Arme um ihren Oberkörper - sie zitterte, was ihr aber offenbar nicht unangenehm war. Aus der Ferne ertönte eine Hupe, eine flotte, fröhliche Tonfolge, und Terry legte den Kopf schräg, um zu lauschen. Das musste ein Wagen sein, der auf dem Highway vorbeifuhr, denn es war bald wieder verklungen.
    »Ich vermisse ihn, ehrlich«, sagte Glenna. »Ganz schrecklich sogar.«
    »Ich auch«, sagte er. »Aber es ist komisch. Manchmal … manchmal habe ich das Gefühl, er ist mir so nahe, dass ich mich nur umdrehen müsste, und da steht er. Und grinst mich an.«
    »Yeah. Das kenne ich auch«, sagte sie und lächelte: ein offenes Lächeln, das von Herzen kam. »He, ich muss los. »Vielleicht sehn wir uns in New York.«
    »Nicht vielleicht. Ganz sicher!«
    »Okay. Ganz sicher.« Sie stieg in den Wagen, schloss die Tür und winkte ihm zu, bevor sie den Rückwärtsgang einlegte.

    Nachdem sie fort war, stand Terry noch eine Weile da und ließ den Blick über die leere Gießerei und die verkohlte Wiese schweifen; der Wind zerrte an seinem Mantel. Er wusste, dass er etwas für Ig empfinden, dass er von Trauer erfüllt sein sollte … doch stattdessen fragte er sich, wie lange es wohl dauern würde, bevor Glenna anrief, und wohin er sie ausführen sollte.
    Wieder fuhr eine Windbö über ihn hinweg, die nicht nur kühl, sondern ernsthaft kalt war, und abermals legte Terry den Kopf schräg, weil er für einen Moment dachte, einen weiteren Trompetenstoß gehört zu haben. Es war ein wunderschön gespielter kleiner Riff, und als er ihn hörte, hatte er zum ersten Mal seit Wochen wieder Lust, zur Trompete zu greifen. Doch dann verhallte die Melodie, von der Brise davongetragen. Zeit zu gehen.
    »Armer Teufel«, sagte Terry, bevor er in seinen Mietwagen stieg und davonfuhr.

DANKSAGUNGEN, ANMERKUNGEN UND GESTÄNDNISSE
    Die Fachleute sind sich uneins darüber, wie der Text von »What I Like About You« von den Romantics, einem bahnbrechenden Hit aus den 80er Jahren, nun genau lautet. Ig singt »You’re whispering in my ear«, aber viele Menschen behaupten, Jim Marinos würde »warm whispering in my ear« brüllen oder sogar »phone whispering in my ear« . Angesichts der allgemeinen Verwirrung war ich der Meinung, ich könnte Iggy seinen Willen lassen, aber ich entschuldige mich bei allen Puristen, die glauben, dass er sich verhört hat.
    Die Korrekturleser dieses Buches haben zu Recht angemerkt, dass Heuschrecken im Juli sterben, aber der Autor hat es vorgezogen, diese Tatsache zu ignorieren, und zwar aus Gründen ebenjener dichterischen Freiheit, über die wir allerorten so viel zu hören bekommen.
    Vielen Dank an Dr. Andy Singh, der mir in groben Zügen erklärt hat, worum es sich bei BRCAI handelt, jener Form von Krebs, die Merrins Schwester dahingerafft hat und an der auch Merrin selbst gestorben wäre, wenn meine Geschichte nicht einen anderen Tod für sie vorgesehen hätte. Jegliche Fehler, die medizinische Tatsachen betreffen, stammen natürlich vom Autor. Dank auch an
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