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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Wagen los, schob die Hände in den Bund seiner Shorts und zog sie zusammen mit der Unterhose nach unten. Übertrieben schockierte und angeekelte Schreie wurden laut. Als Ig sich aufrichtete, grinste er über das ganze Gesicht. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, aber nur ein wenig, wie bei einem Mann, der gerade noch gegangen und jetzt richtig losgejoggt war. Er schlüpfte aus seinen Shorts, ohne die Tennisschuhe auszuziehen, und streifte sein T-Shirt ab.
    »Yeah!«, rief Eric Hannity. »Jetzt nur nicht schüchtern sein.«
    Terry lachte - etwas zu schrill vielleicht - und wandte den Blick ab. Ig drehte sich zu den anderen um: Er war fünfzehn und nackt, Eier, Schwanz und alles, und seine Schultern brannten in der Nachmittagssonne. Der Gestank der brennenden Mülltonne, neben der Highway to Hell
noch immer mit seinem langhaarigen Kumpel stand, wehte zu ihnen herüber.
    Highway to Hell hob die Hand, wobei er den kleinen Finger und den Zeigefinger abspreizte - die Teufelshörner. »Weiter so, Alter. Tanz den Tango!«
    Aus irgendeinem Grund fanden die Jungs das komischer als alle Sprüche, die bisher geklopft worden waren. Sie hielten sich aneinander fest, krümmten sich prustend und schnappten nach Luft, als hätten sie einen Lachkoller. Ig wiederum war überrascht, wie gelassen er war, obwohl er nichts am Leib hatte außer seinen Tennisschuhen. Ihm war es gleichgültig, dass ihn die anderen Jungs so sahen, und die Mädchen auf dem Coffin Rock würden nur einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, bevor er im Fluss landete - und auch das bereitete ihm keine Sorgen. Die Vorstellung erregte ihn sogar irgendwie. Ganz tief unten in seiner Magengrube kribbelte es wohlig. Natürlich war da bereits ein Mädchen, das in interessiert musterte: Glenna. Sie stand mit offenem Mund auf Zehenspitzen hinter den Jungs; Überraschung und Verwirrung waren ihr deutlich anzusehen. Ihr Freund Lee war nicht bei ihr. Er war ihr nicht den Hang hinauf gefolgt - offenbar wollte er nicht wissen, wie ein Paar ordentliche Eier aussahen.
    Ig schob den Wagen ein Stück weiter und brachte ihn dann in Position. Er nutzte das allgemeine Chaos, um sich auf seine Talfahrt vorzubereiten. Niemand achtete darauf, wie er den Einkaufswagen genau zwischen die halb vergrabenen Leitungsrohre stellte.
    Als Ig am Fuß des Hügels mit dem Einkaufswagen ein kurzes Stück den Hang hinuntergerollt war, hatte er festgestellt, dass die beiden verrosteten Rohre etwa einen halben Meter auseinanderlagen und die kleinen Hinterräder des
Wagens genau dazwischenpassten. Auf beiden Seiten war noch ungefähr ein Zentimeter Platz, und wenn die beiden Vorderräder nach links oder rechts ausbrechen wollten, würden sie gegen die Rohre stoßen und auf Kurs bleiben. Es war gut möglich, dass der Wagen auf dem Steilhang gegen einen Stein prallte und sich überschlug. Aber er würde nicht vom Weg abkommen und umkippen. Er konnte gar nicht vom Weg abkommen. Er würde wie ein Zug auf seinen Gleisen zwischen den Rohren dahinrasen.
    Ig hatte noch immer seine Anziehsachen unter dem Arm, und jetzt wandte er sich um und warf sie Terry zu. »Pass gut drauf auf. Das dauert nicht lange.«
    »Sagte er und sprang«, erwiderte Eric, was mit einer erneuten Lachsalve quittiert wurde - auch wenn die versammelten Jungs nicht ganz so belustigt klangen, wie Eric vielleicht erwartet hatte.
    Jetzt, da es so weit war und Ig sich an dem Einkaufswagen festklammerte, bereit, sich jeden Moment in den Abgrund zu stürzen, bemerkte er, dass einige der Zuschauer doch etwas beunruhigt wirkten. Manche der älteren, etwas bedächtiger wirkenden Jungs lächelten besorgt, und in ihren Augen lag die erste bange Andeutung, dass es vielleicht besser wäre, wenn jemand dieser Sache ein Ende machte, bevor Ig sich ernsthaft verletzte. Ig wurde klar, dass er jetzt loslegen musste, sonst würde jemand Bedenken äußern und die Stimmung könnte kippen.
    »Bis gleich«, sagte er, und bevor ihn jemand daran hindern konnte, versetzte er dem Wagen einen Schubs und sprang auf.
    Vor ihm entfaltete sich eine perspektivische Studie - die beiden Leitungsrohre führten schnurgerade hangabwärts, verjüngten sich stetig und trafen schließlich aufeinander,
die Kugel und der Lauf. Fast von dem Moment an, als er auf den Wagen aufsprang, befand er sich im freien Fall. Ein euphorisches Schweigen verschluckte ihn, und außer dem Quietschen der Räder und dem Klappern des Stahlrahmens war nichts zu hören. Von unten raste der Knowles River, auf

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