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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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ihm das Schreiben und bemühte sich, entschlossen dreinzuschauen und keine Unsicherheit zu zeigen. Denn am Siegel war nichts auszusetzen, es war echt, er hatte Stempel und Lack einfach aus der Studierstube mitlaufen lassen.
    Pater Clemens möge ihm verzeihen!
    «Sponhausen!? Kloster, so, so.»
    Die Falten, die sich kreuz und quer in das Ledergesicht gefressen hatten, zuckten leicht. Wirre gegen wirre Gedanken abzuwägen schien den Wächter anzustrengen.
    «Gut, so geh!», sagte er endlich, «doch heute Abend musst du wieder draußen sein, verstanden!»
    Als könnte sich das Ledergesicht nochmals anders entscheiden, riss ihm Arno den Brief aus der Hand, hetzte durch das Tor und folgte einer düsteren Gasse in die Stadt hinein. Der Boden war aufgeweicht vom morgendlichen Regen und der Morast blieb an den Füssen kleben. Das machte jeden Schritt doppelt anstrengend, hinderte jedoch allerlei zänkisches und närrisches Volk nicht daran, sich ausgerechnet in dieser Gasse herumzutreiben und ihm den Weg zu versperren.
    Tapfer kämpfte er sich vor, bis er schließlich zu einem weiten Platz kam, wo man stattliche, drei-bis vierstöckige Fachwerkhäuser hingestellt und die Misthaufen in die Hinterhöfe verbannt hatte.
    Er atmete durch, rieb die Füße gegen die Unterschenkel, um den Gassendreck von der Haut zu schaben, und ließ den Blick an den teils bemalten Fassaden vorbeigleiten. Die Stadt erschien ihm nun schrecklich weitläufig, und er rechnete sich aus, dass er womöglich bis zum Einbruch der Nacht im Straßenschlamm herumwatete, bis er per Zufall auf das Gefängnis stieß.
    Er überwand sich, auf eine Frau zuzutreten, die ein bauschiges Gewand und eine gestickte Haube trug und mit einem gedeckten Einkaufskorb in den Händen an ihm vorbeigehen wollte.
    «Gute Frau, ich bin fremd hier, könnt Ihr mir sagen, wo ich das Gefängnis finde?»
    Die Frau wandte sich nach ihm um und sah ihn an, als wäre er ein Aussätziger.
    «Jesses Maria!»
    Sie murmelte noch etwas, wich zurück und, das Kreuz vor der Brust schlagend, watschelte sie davon.
    Arno blickte ihr nach und überlegte, ob er sie lauthals verfluchen sollte.
    Eine bessere Stimme riet ihm davon ab. Wenn er jetzt zu rasen begann, hätte er sich wohl nicht mehr unter Kontrolle. Und er war nicht hier wegen irgendwelchen Händeln, er war hier wegen Mirjam und Lena. Sollte sie doch einfach zur Hölle watscheln, diese gestopfte Haubengans!
    Er griff sich ans Kinn und beschloss, einen gesprächigeren Zeitgenossen ausfindig zu machen, einen, der weniger Stoffhüllen mit sich herumschleppte und sich die Nase nicht mit Weihwasser putzte.
    Lange brauchte er nicht zu suchen. Neben einem Ziehbrunnen auf der anderen Seite des Platzes entdeckte er einen Menschen, der weniger vornehm, dafür umso leutseliger wirkte. Er trug eine ulkig bezipfelte Mütze, ein grünes, fransenverziertes Wams und war gerade daran, Ringe, Bälle und Fackeln zu ordnen, Gegenstände, die nur einem Spieler gehören konnten.
    Langsam ging Arno auf ihn zu.
    «Seid gegrüßt, ich bin fremd hier und muss zum Gefängnis, wisst Ihr, wo es ist?»
    Jäh, als wäre er aus tiefen Gedanken gerissen worden, hob der Mann seinen Spitzbart.
    «Was willst du dort?», fragte er mürrisch.
    Arno starrte auf den Spitzbart, der sich gefährlich wie ein Dolch auf ihn richtete, und brachte kein Wort über die Lippen.
    «Das Gefängnis, das Gefängnis!»
    Höhnisch lachte der Spieler und wies mit der Hand zu einem vierstöckigen Fachwerkhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, wo eine kleine Gasse begann.
    «Dort, nicht weit von hier sind Gefängnislöcher, voller Schimmel und Wanzen. Aber wo sind wir auch, wenn sich das Gesindel schon selbst nach dem Gefängnis erkundigt!?»
    «Gesindel?», wiederholte Arno scharf.
    «Ja, Gesindel! Wer bist du denn!? Schau dich an! Bist am Ende gar noch Hexengeschmeiß?»
    «Gesindel, Hexengeschmeiß!»
    Arnos Stimme zitterte, und mit gespreizten Armen stützte er sich auf die Tischkante.
    «Ist dir nicht gut!? Was hast du?», fragte der Spieler irritiert. Und da er den bohrenden Blick nicht zu ertragen schien: «Ich sag’ dir was, junger Mann – vom Gefängnis hält sich deinesgleichen fern!» Und zu sich selber: «Ein Spitzbube, der sich nach dem Gefängnis erkundigt, dass mir so etwas vor die Nase tritt!»
    Er lachte wieder, laut, höhnisch und fügte kopfschüttelnd bei:
    «Gesindel, das sich selbst einlochen will! Bursche, sag, dass dies nicht wahr ist!»
    Arno beschloss, ihm

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