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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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darauf eine Antwort zu geben, eine gewichtige, an die er sich erinnern würde. Mit einem Ruck hob er den Tisch und schleuderte ihn mitsamt den Requisiten gegen den Spötter.
    «Ha, was soll…»
    Die Zunge schien ihm in den Magen zu rutschen, und obschon er hastig auswich und ihn der Tisch nur streifte, fiel er wie ein Sack zu Boden.
    «Dreckskerl! Schleimhund, Arschgeige!»
    Arno brüllte sich die Lunge aus dem Leib und stürzte sich auf den Gefallenen. Einen Augenblick glaubte er, einen mehrhauptigen Drachenkobold unter sich zu haben.
    Er zerrte ihm die Mütze vom Kopf, ließ die Fäuste auf ihn niederhageln, verpasste ihm Tritte, riss am Hemd und spuckte ihn an.
    «Was zum Henker…», gluckste der Spieler und versuchte sich zu wehren – mit so viel hilflosem Gezappel, dass sich drei umstehende Männer zum Eingreifen entschieden.
    Arno sah sie kommen.
    Er versetzte dem röchelnden Spitzbart zwei weitere heftige Hiebe in den Bauch, und bevor die Männer nach ihm greifen konnten, war er weg.
    Atemlos lief er drauflos, schoss um Ecken und eilte ein langes Stück der Stadtmauer entlang. Es entging ihm dabei nicht, dass sich zwei Männer vom Spieler abgewendet und sich an seine Fersen geheftet hatten, offensichtlich in der festen Absicht, ihm die Abreibung seines Lebens zu verpassen.
    Er warf um, was er umwerfen konnte, und alles, was auf Ständen oder Fensterbrettern nicht niet-und nagelfest war, schmiss er ihnen in den Weg.
    «Lass ihn!», schrie einer der Verfolger. «Es hat keinen Zweck!»
    Arno schlug sich in die nächste Gasse und hetzte durch knöcheltiefe Pfützen weiter.
    Bald hörte er keine Schritte mehr hinter sich, auch keine Stimmen, die einander zuriefen.
    Seinen Sinnen nicht trauend, flüchtete er weiter und ließ sich nicht stoppen, weder von sperrigen Kisten noch von einer umgekippten Schubkarre. Er war noch nicht in Sicherheit. Die Verfolger würden nicht aufgeben, sie waren wie die Krake, der immer neue Greifarme wuchsen, und sie waren wie das Monster, das mit lautlosem Flügelschwung Jagd auf ihn machte!
    Als ihn schließlich ein Wadenkrampf zum Stillstehen zwang, befand er sich auf einem kleinen Platz, der zur abendlichen Stunde fast menschenleer war.
    Das verkrampfte Bein haltend, schleppte er sich zur Mauer eines schäbigen Hauses, stützte sich ab und horchte angestrengt auf die Schritte der Verfolger. Doch da war nichts, da waren nur das Pochen seiner Schläfen, die Erschöpfung, die wie pralle Sandsäcke auf seinen Gliedern lag, und das höhnische Gelächter des Spielers, das in seinen Ohren wie ein nimmer enden wollendes Echo hin-und hergeworfen wurde.
    Hilflos drückte er das verkrampfte Bein an die Mauer, presste die Hände gegen die Ohren und ließ sie kurz darauf wieder los.
    Nichts half mehr gegen den Lärm in seinem Kopf, da lachte nicht nur ein Spieler, da lachte eine Schwadron von Spielern in seinem Schädel, und es gab kein Entrinnen vor ihnen, sie hatten sich in ihn eingesperrt und begleiteten ihn auf Schritt und Tritt.
    Er riss die Hände hinunter und begann, mit den Fingern im Verputz zu kratzen und zu schaben.
    Er merkte, dass das Mauerwerk keinen wirklichen Widerstand bot und Stücke hinunterbröckelten, und er wunderte sich über seine Finger, die sich zwar noch bewegen ließen, aber merkwürdig empfindungslos waren.
    Ungläubig hob er die Hände.
    Sie bluteten, die Nägel waren abgebrochen und die Kuppen aufgerissen, aber sie taten nicht weh, sie bluteten nur.
    Er stieß sich von der Mauer ab und torkelte zwei Schritte nach vorn.
    Da, waren das nicht die Verfolger!?
    Wie gestochen schnellte er herum und sah gehetzt um sich.
    Er hatte sich getäuscht. Die Menschen, die sich ihm näherten, waren alt, ein Ehepaar vielleicht, gleichgültige, träge Menschen, die von irgendeinem Alltagsgeschäft nach Hause kamen.
    Er torkelte weiter, kämpfte sich über den morastigen Platz und stellte sich darauf ein, dass er im Schlamm ersaufen würde.
    Wieder lehnte er sich an eine Mauer und hoffte, Halt zu finden. Doch seine Glieder waren kraftlos, morsch, sie trugen ihn nicht mehr. Er glitt an der Mauer hinunter und sackte zu Boden, wo er mit dem Kopf im Dreck liegen blieb und ihm bleischwerer Schlaf das Bewusstsein raubte.
     
     
    **
     
    Als er die Augen aufschlug, nahm er nur schattenhafte Umrisse wahr, dann erkannte er, dass es Menschen waren, deren viele, dass sie herumstanden, gestikulierend durcheinanderriefen und ungeduldig etwas zu erwarten schienen.
    Er schnappte nach Luft, wollte

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