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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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keine Fragen?»
    Der Abt schluckte leer und verkrallte sich mit den Fingern in der Papierrolle.
    Er kannte diese Sorte von Rednern, er war ihnen nicht nur einmal in seinem Leben begegnet. Sie waren aalglatt und verstanden es, mit keinem Wort zu verletzen, aber mit jedem Wort zu drohen und die Schlingen um die Hälse ihrer Zuhörer ein bisschen enger zu ziehen.
    «Angenommen, der echte Prinz Ferdinand, der seit neun Jahren verschollen ist, lebe wirklich in dieser Gegend – glaubt Ihr, das wäre niemandem aufgefallen?»
    «Doch ist es!», schrie ihn der Abt an, «Ihr wisst das ganz genau. Am Hof war man im Bilde, am Hof hatte man genaue Kenntnis davon, wo sich Prinz Ferdinand versteckte! Nur Prinz Ferdinands Vater hatte keinen Schimmer davon, Rudolf hat dafür gesorgt, dass man es dem geistig umnachteten Fürsten nicht verriet!»
    Wieder schüttelte der Hexenkommissar den Kopf und verzog die Lippen. Er war nun ganz der Professor, der sich über die Darbietung eines unvorbereiteten Studenten ärgerte und diesem mit herablassender Milde begegnete.
    «Und wo bitte hat Euer Prinz gehaust?»
    «Fragt nicht so scheinheilig, Ihr wisst das ganz genau, dort, wo Ihr herkommt, dort, wo Ihr gemordet habt!»
    «Mord? Ihr seid voreilig in Eurer Ausdrucksweise. Mord ist ein schlimmes Wort, alter Priester!»
    «Schweigt, gebt zu, dass Ihr im Triefenthal, in der Abtei zu Sponhausen, einen Mann umgebracht habt!»
    «Ach, eigenartig, der Zwischenfall, Ihr seid unterrichtet? Ihr habt also etwas mit der Hexe zu schaffen! So werde ich nicht umhin können, mit Euch zu reden und die eine oder andere Frage zu stellen. Sponhausen habt Ihr gesagt?»
    Die kleinen Augen im Niemandsgesicht wurden stechend und begannen zu leuchten.
    Es war dies die erste Regung, die er nicht kontrollierte oder unterdrückte.
    Er hob wieder die Hand und sprach zu den Menschen: «Ihr guten Leut’, ich bin kein Lügner und ja, ja, ich erinnere mich an eine unglückliche Begegnung, gestern. Ein Söldner, ein Hurensohn, wurde aufsässig, als ich eine Frau, die mit dem Teufel Handel treibt, festnehmen wollte. Und das war im Triefenthal, das stimmt. Der Mann wurde frech und übermütig, wir mussten uns vor ihm schützen.»
    Er zuckte leicht mit der Schulter, als bedauerte er das Ausmaß der Unbill, die er seines Amtes wegen zu ertragen hatte, und gab eine weitere Kostprobe seines professoralen Kopfschüttelns.
    «Ihr guten Leut’», fuhr er fort, «wie Ihr seht, bin ich großmütig und habe viel Geduld. Sogar mit Menschen, die übelste Verleumdungen in Umlauf bringen. Aber ich glaube an Tugend, Ehrlichkeit und Offenheit, und daran, dass ihr, liebe Leut’, sehr wohl Recht von Unrecht zu unterscheiden versteht. Darum frage ich Euch: Denkt Ihr, dass ein Prinz, ein Fürstensohn, in einem schäbigen, morschen Waldhaus wohnt? An einem gottverlassenen Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen? Könnte sich ein Fürstensohn kein besseres Zuhause leisten?»
    Der Abt fühlte, wie sich seine Hände verkrampften, und nahm wie durch einen Schleier das Nicken und höhnische Grinsen vereinzelter Menschen zur Kenntnis.
    Er schluckte, würgte und beschloss, jetzt keinesfalls ausfällig zu werden. Er durfte nicht schreien, nicht toben, damit spielte er dem Hexenkommissar nur in die Hände!
    Ruhe, Überlegenheit und wohldurchdachte Argumente, das war es, womit er auf diesen Brettern überzeugen musste!
    «Hat sich ein Fürstensohn im Wald zu verstecken wie wüstes, mordlüsternes Gesindel?»
    Als hätte Möeden eben einen Witz erzählt, fingen die Menschen an zu lachen und pfiffen höhnisch drauflos.
    «Alter Mann», wandte sich der Hexenkommissar dem Abt zu, «ich respektiere Euer Alter. Darum vergebe ich Euch, unter der Bedingung, dass Ihr in Eure Kutsche steigt, Euren müden, wirren Kopf durchlüftet und uns Gottesfürchtige nie wieder mit verrückten Geschichten belästigt!»
    Der Abt blickte zu den Menschen, dann wieder zum Hexenkommissar. In einigen Gesichtern erkannte er Spott, am schlimmsten aber empfand er das Niemandsgesicht, in ihm glaubte er den Spott zehn gefallener Engel zu entdecken.
    Sollte er die Segel streichen?
    Die Hand furchtbar fahrig, tastete er nach dem Geldsäckel und kramte darin herum.
    «Und was ist das hier?»
    Mit zitternden Fingern streckte er den Siegelring des Prinzen in die Höhe.
    «Das ist ein Ring, Ferdinands Siegelring, der Siegelring des Fürstensohnes!»
    Schlagartig wurde es ruhig.
    Keiner lachte mehr oder erlaubte sich eine spöttische Miene,

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