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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Hotelanlage am Strand endete. Zu seiner Linken türmten sich die Berge auf, die Phlegräischen Felder. Das Vulkangebiet erstreckte sich entlang der Küste. Es zog ihn an, viel mehr als das Wasser, denn es besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm. Wenn man den Wissenschaftlern Glauben schenkte, verband eine riesige Magmablase den Westen der Felder mit dem Vesuv im Osten. Die Hitze köchelte heimlich vor sich hin, brodelte unter der Oberfläche, jederzeit zu einem Ausbruch bereit. Mit Magie verhielt es sich ähnlich. Sie schlummerte tief in seinem Kern, sprudelte durch seine Venen und wartete auf den perfekten Zeitpunkt, zu explodieren.
    Der Wind trug den verbrannten Geruch der Vulkane, den er nur wahrnahm, weil er über ein übernatürliches Riechvermögen verfügte, zu ihm herüber. Er ummantelte die Sinne, brannte auf der Zunge und breitete sich in seinem Innersten aus. Antonio lächelte und genoss das Gefühl.
    »Unsere Zeit wird kommen«, flüsterte er, den Blick auf die Felder gerichtet. »O ja, sehr bald.«

2. Kapitel
    Vergeudete Tage
     
     
     
    »U nd nun zum Wetter …«
    Anna rollte sich auf die Seite und hob blinzelnd die Lider. Mist, sie war weggedöst und hatte die Nachrichten verschlafen. Sie tastete nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher aus und seufzte. Sie fühlte sich, als hätte sie ein Lastwagen überrollt. Langsam streckte sie die müden Glieder, richtete sich auf und strich eine Haarsträhne aus den Augen. Ihr verschwommener Blick glitt zum Fenster. Es dämmerte bereits, aber die Straßenlaterne reflektierte den Schnee und erhellte das Zimmer. Sie hatten einen weiteren sinnlosen Tag damit verbracht, nach Anhaltspunkten Ausschau zu halten. Wie lang sollte das noch so weitergehen?
    Anna sprang aus dem Bett und trat ans Fenster. Auf der Straße herrschte reges Treiben. In langen Wintermänteln und mit Mützen bekleidet jagten die Menschen durch die verschneite Stadt und erledigten die letzten Weihnachtseinkäufe. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel, tanzten durch die Luft, und setzten sich auf Sims und Asphalt. Doch unter der Last ihres Herzens konnte sie dem Anblick nichts Schönes abgewinnen, denn sie wog schwerer als der Mount Everest. Seit Wochen ließ sich der tonnenschwere Berg nicht von ihrer Brust schieben. Er schnürte ihr förmlich die Luft ab, und die Eiszeit hatte sich einen Weg in ihre Seele gebahnt. Über Panik war sie längst hinaus. Die Angst saß als ständiger Begleiter in der Magengegend, rumorte gelegentlich, und wuchs unter Anspannung und Unruhe. Aber sie war ein Gewohnheitstier und das Gefühl inzwischen so vertraut, dass sie es als Freund bezeichnete. Immerhin trieb die Furcht sie voran. Sie glaubte, dass sie ohne Angst überhaupt nicht mehr in der Lage wäre, sich auf den Beinen zu halten. Furcht war ein starker Gefährte, und sie konnte im Kampf gegen die Magier jeden Gefährten gebrauchen. Schon damals, als sie Sebastian vor Kira gerettet hatte …
    Sie verbot sich, die Gedanken weiter in Richtung ihres Halbgottes abschweifen zu lassen. Sie riskierte, in ein dunkles Loch zu stürzen. Seit knapp drei Monaten stemmte sie die Füße in den Boden, um nicht in den hässlichen Abgrund zu rutschen. Sie spürte seine Präsenz, kam ihm an manchen Tagen verdächtig nahe. Sie wusste, wenn sie einmal hineinglitte, besäße sie nicht die Kraft, wieder hinauszuklettern. Das schwarze Loch würde sie mit Haut und Haaren verschlingen. Jeder Gedanke an ihren dunklen Engel konnte den letzten Stoß bedeuten. Aber es war schwierig, nicht an ihn zu denken. Besonders, wenn sie allein war, zogen sie die Erinnerungen an wie ein gefährlicher Strudel.
    Wo blieb Marla so lange? Die Freundin war ihre einzige Ablenkung, auch wenn sie sich in letzter Zeit alles andere als grün waren. Als wäre der Gedanke ein Stichwort gewesen, hörte sie, wie der Schlüssel ins Schloss geschoben wurde. Annas Anspannung wuchs, ihr Magen verkrampfte sich. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem der Feind das Zimmer betreten würde, obwohl Marla es mit allerhand Schutzzaubern versehen hatte.
    Eine rote Nase lugte ins Hotelzimmer und der Krampf löste sich. Ihre Fantasie ging mal wieder mit ihr durch.
    Marlas Wangen glühten, doch unter ihren Augen zeichneten sich tiefe Schatten ab. Sie trat ins Zimmer und schüttelte sich den Schnee aus den dunklen Locken. »Mensch, ist das kalt draußen.« Sie warf die Tageszeitung auf den kleinen Kieferntisch neben dem Fenster und stellte eine Tüte daneben, aus der es

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