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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Augen, Tränen stiegen auf. Es stimmte. Marla hätte ihn nie gehen lassen dürfen. Was hatte sie sich dabei gedacht? Und was dachte sie sich, plötzlich querzuschießen, Pergamente und Prophezeiung als völligen Quatsch abzutun? Wut flammte erneut auf, verbrannte den Verstand. Vielleicht brauchte Marla ein paar saftige Ohrfeigen? »Wie konntest du ihn gehen lassen?«, fragte sie leise, um nicht noch Öl ins Feuer zu gießen. Ihre Stimme bebte wie ein pulsierendes Atomkraftwerk. Sie grub die Fingernägel in die Knie, um ihren Zorn zu kontrollieren. Fest presste sie die Lider zusammen.
    »Glaubst du, ich mache mir keine Vorwürfe? Was denkst du, versuche ich mit unserer Suche? Meinen Fehler wieder geradezubiegen. Damals standen die Dinge anders. Wir wussten nicht, aus welcher Ecke wir Angriffe zu erwarten hatten. Ich hielt es für richtig, ihm wenigstens den Beirat vom Hals zu halten. Es war falsch, das weiß ich. Aber wie zum Teufel hätte ich einen Magier aufhalten sollen?«
    »Du hast ihn mit diesem Fehler vielleicht in den Tod geschickt.« Anna öffnete die Augen und schenkte ihr einen Blick, der ihr Gefühlsleben widerspiegelte. Wenn Sebastian etwas zustieß, trug Marla die Schuld daran. Sie würde ihr das niemals verzeihen und somit allein dastehen.
    Marla senkte den Kopf und begann, die Kräuter im Hotelaschenbecher zu mischen. Sie schob den Kiefer vor. Ihre Hände zitterten, während sie die Zutaten vermengte.
    Annas Herz raste. Aus diesem Grund hatte sie das Thema nicht anschneiden wollen. Sie schaffte es nicht, den Zorn zu kontrollieren. Heiß stieg er ihr die Kehle hoch und die Achterbahn ihrer Gefühle entgleiste. »Du hast ihn in den Tod geschickt und bist jetzt nicht mal bereit, die Sache wieder hinzubiegen«, sprudelte es aus ihr hinaus. Die Worte zerschnitten die Atmosphäre, die gläserne Luft schmolz.
    Marla biss sich auf die Unterlippe, hob die Schultern und stockte in der Bewegung. Sie ließ das Donnerwetter über sich ergehen. »Weiter.« Sie wirkte gebrochen. Ihre Anspannung löste sich auf und jeder Zug ihres lieblichen Gesichtes spiegelte Reue wider.
    Anna massierte sich die Stirn, atmete konzentriert und versuchte, die Wut zu verscheuchen. So kamen sie nicht weiter. Sie hatten schon genug Zeit vergeudet, um die letzten Körnchen der Sanduhr auch noch an Zickereien zu verschenken. »Nein. Nicht weiter. Hier und jetzt ist Schluss. Wir haben es lange genug auf deine Weise versucht, und es hat uns keinen Schritt weitergebracht. Wenn du dein Gewissen wirklich beruhigen willst, dann machen wir es von nun an, wie ich es sage. Wir schnappen uns diese Pergamente und legen den Halbwesen das Handwerk, bevor sie Sebastian auch nur ein Haar krümmen können.«
    Marla schob die Augenbrauen zusammen. Hinter ihrer Stirn schien es mächtig zu rattern. »Und wie in Dreiteufelsnamen willst du in das Quartier der Engländer gelangen, ohne dass sie uns binnen Sekunden den Kopf abreißen? Darauf hast du keine Antwort, was?«
    »Dann müssen wir Hilfe suchen. Vielleicht einen weiteren Talentierten, dem sie nicht gleich den Tod an den Hals wünschen, und der …«
    »Auf keinen Fall werden wir einen Unschuldigen mit hineinziehen. Hast du den Verstand verloren?«
    Der Rest des kalten Rauches, den die Wut hinterlassen hatte, versickerte in den Poren ihres Körpers. Marla hatte recht, was diesen Part der Idee betraf. Anna griff nach ihrer Hand. »Er wird sterben. Wir alle werden das, wenn wir nicht endlich etwas unternehmen. Wir dürfen nicht länger Zuschauer spielen.«
    Marla unterdrückte ein Schluchzen. Ein seltsamer Laut entfuhr ihrer Kehle.
    Die Härchen an Annas Armen richteten sich auf. Noch nie hatte Marla so verzweifelt gewirkt. Ein sehr schlechtes Zeichen. »Marla, bitte.«
    Marla sammelte sich. Ihre Miene nahm wieder die seit Wochen hart trainierte und gefestigte Fassade an. Sie strich sich eine Locke aus den feuchten Augen und räusperte sich.
    »Bist du bereit, alles zu geben?«, forschte Anna nach.
    Die Frage schien sie zu irritieren, aber sie nickte. »Natürlich.«
    Ein Teil des Ballasts fiel von Annas Herzen. Endlich lenkte Marla ein. Sie war bereit, wenn nötig, ihr Leben zu geben, wenn sie dadurch den Sieg gegen die Halbengel davontragen würden.
    »Dann pack deine Sachen. Wir brechen auf«, sagte Marla.
    »Nach London?« Nun überstürzte sie es. Sollten sie nicht erst überlegen, wie sie vorgehen wollten?
    »Nein.« Marla schüttete die wertvollen Kräuter in den Mülleimer und sammelte ihre Sachen

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