Teuflisch erwacht
atemlos neben ihm nieder. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen.
Super, wie sollte sie das je wieder geradebiegen? »Der zweite Teil der Prophezeiung sagt es voraus«, flüsterte sie. »Er handelt von Marlas Erbin.«
Sebastian nahm die Hände herunter und blickte ihr in die Augen. »Ihrer Erbin?«, fragte er erstickt. »Wer ist es?«
Anna seufzte. »Jenny.«
Er rappelte sich auf und fluchte. Im Eiltempo ging es weiter.
»Kannst du mal langsam machen und mir zuhören?«
»Keine Zeit«, rief er über die Schulter hinweg. »Ich muss Jenny finden. Sie ist die einzige Familie, die ich noch habe.«
Mit brennender Keule haute er ihr den Satz um die Ohren. Nur noch Jenny. Na das verstand wohl selbst ein Tauber. Anna kämpfte mit den Tränen, aber sie durfte nicht weinen. Sie musste die Sache irgendwie in Ordnung bringen. Der Fehler eines Augenblicks bedeutete manchmal lebenslange Reue. Sie schickte ein Gebet in den Himmel, dass er nicht meinte, was er gesagt hatte, und zwang sich dazu, schneller zu laufen. »Sebastian warte! Ich komm doch mit.«
Aber er wartete nicht.
Ihr war es egal. Sie würde sich an seine Fersen heften und ihm bis in alle Ewigkeit folgen, wenn er ihr bloß verzieh. Sie hatte die vergangenen Wochen genug durchgemacht, nur um in seiner Nähe zu sein. So schnell ließ sie sich nicht abschütteln.
Er bremste sein Tempo und blieb schließlich stehen. »Kannst du mich einfach mal wütend sein lassen?«, fauchte er.
Gott sei Dank. »Sei wütend, solang du willst. Du kannst mich auch anschreien oder mir vor die Füße spucken, wenn es dir die Sache leichter macht.«
Sie erreichte ihn, doch er verzog das Gesicht und ging wortlos weiter. Immerhin schlug er ein Tempo an, mit dem sie Schritt halten konnte. Sie warf ihm heimlich einen Blick zu. Marlas Tod hatte ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Er sah blass aus und mit einem Schlag ähnelte er seinem Vater. Aber sie würde da sein und ihn auffangen, bevor er stürzte. Sie würde verdammt noch mal immer da sein und ihn mitsamt seinen Fehlern lieben. In guten wie in schlechten Zeiten, auch wenn letztere wohl dominierten. Sie folgte der Prophezeiung und somit ihrem Herzen. Denn mit einer Bestimmung konnte sie sehr gut leben, nämlich mit der Gewissheit, dass er zu ihr gehörte.
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