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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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die Finger von meinem Gianni lässt. Wenn er noch einmal mit blutiger Nase nach Hause kommt, werde ich meinen Mann schicken, um die Sache zu klären.« Ihre Stimme überschlug sich unter dem breiten Akzent.
    Ein dunkler Blitz zuckte durch seinen Körper, rot stoben die Funken auf. Er ballte die Hand zu einer Faust. Seine Fingerknöchel knackten. Er durfte nicht schwach werden. Kontrollverlust war das Letzte, was er gebrauchen konnte.
    »Ich verstehe nicht ganz?« Es kostete Mühe, die Worte hinauszupressen. Sein magisches Temperament zu zügeln, verlangte ihm seine ganze Kraft ab. Er blickte zum Teppichklopfer, konzentrierte sich auf seine Atmung und startete einen Versuch, die Führung zurückzuerlangen.
    Die Frau ließ den Teppichklopfer sinken und mit ihrer Bewegung erlosch die dunkle, gefährliche Hitze. »Mein Sohn traut sich kaum noch zur Schule. Luca terrorisiert ihn und schreckt nicht davor zurück, meinen Gianni zu schlagen. So geht das nicht weiter. Seine Noten leiden.«
    Wie typisch für Luca. Sein wahnwitziger Teenagerverstand brachte sie noch allesamt um Kopf und Kragen. Er ähnelte Kira in vielerlei Hinsicht. Seine Arroganz wuchs mit jedem Tag und er akzeptierte einfach nicht, dass sie für den Moment in Frieden mit den Menschen lebten. Was hatte er falsch gemacht? Woher hatten seine Kinder bloß ihr aufbrausendes Wesen?
    »Ich entschuldige mich für sein Verhalten. Aber Senora, er ist noch ein halbes Kind und Kinder streiten manchmal. Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint.«
    »Nicht so gemeint? Zwischen Streiten und Schlagen besteht ein gewaltiger Unterschied und er ist auch kein Kind mehr. Mit fünfzehn Jahren sollte er wissen, was Recht und was Unrecht ist.« Sie schüttelte verständnislos den Kopf und stemmte die Hände in die üppigen Hüften.
    Erstaunlicherweise ähnelten die Menschen den Magiern ungemein, wenn es um das Wohlbefinden ihrer Kinder ging. Zwar leiteten sie unterschiedliche Gefühle, dennoch sahen es beide Gattungen nicht gern, wenn es ihren Sprösslingen an den Kragen ging. Antonio verstand ihre Wut.
    »Ich werde mit Luca sprechen. Er wird sich entschuldigen müssen und Gianni in Zukunft in Ruhe lassen.«
    Das sah Luca wahrscheinlich anders. Er hielt sich nicht an Spielregeln und er würde hart durchgreifen müssen, um seinen impulsiven Sohn dazu zu bewegen, den Klassenkameraden in Ruhe zu lassen. Er maßregelte Luca nicht gern, aber bevor die Sache aus dem Ruder lief, musste er sich ein Herz nehmen.
    »Gut.« Die Frau nickte ihm zu und verschwand ohne Abschiedsgruß hinter einer maroden Haustür.
    Antonio atmete auf, wandte sich ab und ging weiter die Straße entlang. Sie lebten schon so lange friedlich mit den Menschen zusammen, dass ihn der Zorn der Frau erschütterte. Die Feindseligkeit der Leute war ihm inzwischen fremd geworden, denn seit der Rechtsbeirat die Fingerless geschnappt hatte, zügelte er sein magisches Temperament und verlangte, dass seine Familie dasselbe tat. Anders als die Fingerless hatte er den englischen Beirat nie unterschätzt. Die Mitglieder des Rechtsbeirats für besondere Menschen, oder kurz RFBM, stammten von derselben Spezies ab und er glaubte fest, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie volle Geschütze auffahren würden. Er verzichtete gern auf ihre Aufmerksamkeit. Kiras Gefangenschaft hatte damals einen großen Verlust dargestellt, die Familie geschwächt. Er hatte nach ihrer Festnahme vorgehabt, Gras über die Sache wachsen zu lassen und sich still zu verhalten, bis niemand mehr mit einem Angriff gerechnet hätte. Geduld ebnete Wege und der richtige Zeitpunkt bedeutete den halben Erfolg. Dann hätte er zurückgeschlagen, das blutige Handwerk der Fingerless fortgesetzt, und Vergeltung geübt. Doch da sie sich befreit hatten und es schien, als könnte Jonathan Fingerless nichts auf der Welt aufhalten, konnte er sich getrost zurücklehnen. Es war nicht nur viel bequemer, sich später ins gemachte Nest zu setzen, sondern auch bedeutend ungefährlicher. Kiras und Sebastians Hochzeit würde ihm und seiner Familie einen Platz an der Spitze der Weltherrschaft sichern, ohne dass er groß Zubrot leisten müsste. Bis es jedoch so weit war, dass Sebastians Vater Jonathan den Thron bestieg, musste er sich weiter in Geduld üben und, noch wichtiger, Luca dazu bewegen, die Dinge klarer zu sehen.
    Antonio bog um die Ecke und ließ das ärmliche Viertel hinter sich. Prachtvolle Einfamilienhäuser und Villen zierten die Straße, bevor sie nach der

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