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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gebracht hatte. Trotzdem konnte Decker den Gedanken nicht abschütteln, dass er, wenn er sich etwas mehr angestrengt hätte, wenn er ein bisschen tiefer gebohrt hätte, irgendetwas hätte finden können: der Fluch des Detectives. Aber die Zukunft lag vor ihm. Keine Akte musste ewig geschlossen bleiben.
    Was ihn mehr als alles andere umtrieb, war Dylans Freiheit, während er auf seinen Prozess wartete. Er äußerte seine Besorgnis Marge gegenüber an einem heißen Sommertag im August, dreieinhalb Monate nach Gabes Schusswunde. Die Klimaanlage im Revier lief allenfalls schwach, und die beiden saßen in seinem Büro und fächelten sich mit weißem Papier Luft ins Gesicht, obwohl Decker einen elektrischen Tischventilator hatte, der lauwarme Luft herumwirbelte.
    »Dylan ist seit Monaten draußen«, sagte Marge. »Warum nagt das immer noch an dir?«
    »Ist einfach so.«
    »Du darfst das nicht zulassen, Peter. Sonst gewinnt er.« Marge wischte sich das Gesicht mit einem Tuch ab. Obwohl sie leichte Leinen- und Baumwollstoffe trug, schwitzte sie vor sich hin. Die Hitze und der Smog, die zu dieser Jahreszeit über dem San Fernando Valley hingen, waren in doppelter Hinsicht erdrückend. »Machst du dir weiterhin Sorgen um die beiden Kids?«
    »Ehrlich gesagt glaube ich, dass für sie alles in Ordnung ist. Trotzdem würde ich mich besser fühlen, wenn Lashay hinter Gittern wäre.« Decker dachte nach. »Gabe geht es garantiert gut. Chris wird sich um ihn kümmern. Über Yasmine mache ich mir gar keine Sorgen, seit ihre Familie in die Stadt gezogen ist.«
    »Liegt es an Wendy Hesse? Ich weiß, sie kommt andauernd aufs Revier und bringt dir Kekse vorbei. Fühlst du dich für sie verantwortlich?«
    »Sie hat den Ball schließlich ins Rollen gebracht, und ja, ich möchte, dass ihr Gerechtigkeit widerfährt.«
    Niemand sagte etwas. »Aber es geht dir noch um mehr«, meinte Marge irgendwann.
    »Ich habe Lashay gesehen, wie er seine Freiheit verbringt. Er fährt diesen roten Audi R8. Der Kerl hat Anklagen wegen Mordes, versuchten Mordes und einer Entführung im Nacken sitzen, von illegalem Waffenbesitz und Drogen mal ganz zu schweigen, und er macht überhaupt keine Anstalten, sich bedeckt zu halten. Was läuft da falsch bei seinen Eltern?«
    »Garantiert hat er sie genauso verarscht wie alle anderen auch.«
    »Es gibt Leugnung, und es gibt Blödheit«, sagte Decker.
    »Ich weiß. Aber warum spukt dir das gerade jetzt durch den Kopf?«
    »Nurit Luke hat mich gestern angerufen. Dylans Anwalt, Sanford Book, will sich nächste Woche mit ihr treffen.«
    »Aha. Meinst du, sie wollen einen Deal?«
    »Warum sonst sollte Book Nurit anrufen?«, fragte Decker. »Meine Vermutung geht Richtung Totschlag statt vorsätzlicher Mord.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Nicht mit Dylans Gelächter auf dem Videoband.«
    »Leider zeigt die Kamera nie sein Gesicht.« Decker sah bestürzt aus. »Ich mache mir echt Sorgen.«
    »Wir haben Kyle Kerkin, der die Person hinter der Kamera auf der Tonspur ›Dylan‹ nennt.«
    »Ja, aber ohne ihn zu sehen, kann man sich da auch ein ganz anderes Szenario zusammenreimen.«
    »Was denn?«
    »Irgendwas Blödsinniges. Man könnte behaupten, Dylan hätte einen Schock erlitten und deshalb so gelacht. Oder es war gar nicht Dylan hinter der Kamera. Oder Kyle hat versucht, Dylan da mit hineinzuziehen, um sich aus irgendeinem Grund an ihm zu rächen …. weil Dylan sein Herz gebrochen hat.«
    »Das klingt unglaubhaft.«
    »So sind Anwälte nun mal. Sie nehmen es nicht so genau mit der Wahrheit.«
    »Nurit ist eine tolle Staatsanwältin. Sie hat keine Angst davor, alles auf eine Karte zu setzen.«
    »Genau das bereitet mir Sorgen. Nehmen wir mal an, sie setzt alles auf eine Karte und verliert?«
    »Nicht mit diesen Anklagepunkten.«
    »Ich hoffe, du behältst recht.« Decker zuckte die Achseln. »Loslassen, stimmt schon. Es liegt jetzt nicht mehr an mir.«
    »Genau. Jetzt sind die Anwälte dran. Selbst wenn sie statt vorsätzlichen Mordes auf vorsätzlichen Totschlag plädieren, würde ich trotzdem davon ausgehen, dass Dylan dann zusammen mit den anderen Anklagepunkten wegen versuchten Mordes, Entführung, Besitzes gestohlener Waffen und Drogenbesitzes lange einsitzen muss.«
    Er seufzte. »Normalerweise bin ich Optimist, aber diesmal habe ich ein schlechtes Gefühl.«
    Marge schwieg. »Hast du nicht bald Urlaub?«
    »In zwei Wochen.«
    »Das ist gut. Wo fahrt ihr hin?«
    »Auf die fantastische tropische Insel Manhattan. Wir gehen

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