Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
sagte Donatti. Kaum war sie weg, brachen Vater und Sohn in Gelächter aus.
»Mann, das tut weh!« Gabe hielt sich die Seite.
»Wann werde ich zum Vater des Jahres ernannt?« Donatti lächelte immer noch. »Jetzt erzähl mal, woran du gearbeitet hast, bevor du umgenietet wurdest.«
Gabe begann über Musik zu reden: das Standardthema zwischen seinem Vater und ihm. Er erzählte von seinen Unter richtsstunden, seinen Kompositionen, seinen anstehenden Auftritten, von dem Stück, das er gerade übte. Bevor er es gemerkt hatte, hatte er nicht nur alle Trauben aufgegessen, sondern eine Stunde herumgebracht. Chris hatte schon immer eine Art zuzuhören gehabt, die einen glauben ließ, er würde sich wirklich für das interessieren, was man erzählte. Der Mann strotzte nur so vor Anziehungskraft und Charisma. Die Mädchen liefen ihm in Scharen nach, weil er nicht nur charmant war, sondern dazu noch gutaussehend wie ein Filmstar. Auch Jungs schrien nach seiner Aufmerksamkeit und wollten alle sein bester Freund sein. Chris hatte keinen besten Freund. Er hatte überhaupt keine Freunde. Er hatte bewegliches Gut. Gabe spürte, wie seine Energie nachließ.
»Du siehst müde aus«, meinte Donatti.
»Ein bisschen vielleicht.« Seine Lider fühlten sich schwer an. »Muss am Medikament liegen. Wo schläfst du heute Nacht?«
»Hier.«
»Das brauchst du nicht.«
»Es ist Mitternacht«. Donatti gähnte, zog die Schuhe aus und ließ seine bestrumpften Füße auf das Krankenbett fallen. »Selbst wenn ich irgendwo was reserviert hätte, bin ich zu faul, mich jetzt noch fortzubewegen. Es ist spät, und ich bin kaputt. Schlaf einfach.«
Gabe war still geworden. Dann sagte er: »Vielleicht versuch ich mal, aufs Klo zu gehen.«
Donatti ließ seinen Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen. »Tu dir keinen Zwang an.«
»Muss ich das dann auch aufheben?«
»Niemand hat was davon gesagt, deine Scheiße zu sammeln. Aber mach dir deshalb keine Sorgen, mein Sohn. Selbst wenn du’s im Klo hinunterspülst, sorgt das Leben immerzu für Nachschub.«
38
Trotz des leidenschaftlich vorgebrachten Protests der Staatsanwältin Nurit Luke legte der Vorsitzende Richter für Dylan Lashay eine Kaution in Höhe von fünf Millionen Dollar fest plus Abgabe seines Reisepasses. Innerhalb von drei Tagen war der Junge unterwegs und stellte seine Freiheit in einem nagelneuen Audi zur Schau.
Kyle Kerkins Anwälte vereinbarten einen Deal mit dem Büro des Staatsanwalts. Der Teenager würde als Kronzeuge im Mordfall Gregory Hesse gegen Dylan Lashay aussagen, und zwar im Austausch für eine abgemilderte Anklage wegen fahrlässiger Tötung, Entführung und Verletzung der Waffengesetze. Der Deal beinhaltete eine achtzehnmonatige Gefängnisstrafe, abzusitzen im Männergefängnis (Sicherheitsstufe 2) in San Luis Obispo mit der Aussicht auf vorzeitige Entlassung bei guter Führung.
Cameron Cole hatte mit dem Mord an Gregory Hesse nichts zu tun, wurde aber wegen versuchten Mordes und Entführung in Verbindung mit Besitz von Diebesgut angeklagt. Sie erreichte auch einen Deal über ein Jahr Haftstrafe im Frauengefängnis in Chowchilla, Kalifornien.
Trotz Deckers intensiver Bemühungen gelang es ihm nicht, eine Verbindung zwischen Dylan Lashay und Myra Gelbs Selbstmord herzustellen. Decker zweifelte keine Sekunde daran, dass Dylan den kleinen Revolver aus dem Haus der Hollys gestohlen hatte. (Anklage abgeschmettert.) Decker war sich auch hundertprozentig sicher, dass Dylan die Waffe an Myra Gelb verkauft hatte. (Ebenfalls abgeschmettert.) Aber da nun mal die Beute aus dem Holly-Haus bei Cameron und nicht bei Dylan gefunden worden war, wurden die gestohlenen Stücke Teil einer heftig geführten Debatte von »er sagte, sie sagte«. Und weil sich beide Parteien sowohl als geschickte Lügner wie auch als Psychopathen erwiesen hatten, hatte der Richter das Gefühl, es sei einfacher, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Bei Lashay häuften sich viele Anklagepunkte, aber Einbruch und der Tod Myra Gelbs waren nicht darunter.
Zwischen Gregory Hesse und Myra Gelb wurden keine persönlichen Berührungspunkte gefunden außer ein paar Telefonaten während der Arbeit an der Schulzeitung. Vielleicht bekam Myra die Selbstmordidee nach Gregorys Ableben. Sie wusste, wo man eine Waffe auftreiben konnte, genau wie fast jeder an der B and W. Myra hatte vorher schon Probleme gehabt, und es war durchaus möglich, dass der Tod eines Schulkameraden das Fass zum Überlaufen
Weitere Kostenlose Bücher