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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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bittet mich um Vergebung. Sie werden
schon sehen.«
    Jeremiah Dower saß an einem schmutzigen Tisch
in einer finsteren Ecke des Boar's Snout und kippte sich den dritten Gin an
diesem Abend hinter die Binde. Die Taverne war eine der schäbigsten am Hafen.
Nach einer Nacht voller zweifelhafter Vergnügungen war mehr als einer von hier
aus als Leiche die Themse hinuntergetrieben. Man erzählte sich, dass einen der
billige Gin umbrachte, wenn nicht gleich die Wirtsleute selber. Man konnte auch
mit einer der Dirnen, die an den Docks herumhingen, die Treppe hinaufstolpern
und einen eitrigen, langsamen Tod an Syphilis sterben. Schon mancher junge
Herr, der aus Neugier die Slums aufgesucht hatte, hatte zwischen den plumpen,
willigen Schenkeln seine Unschuld, seine Börse und unter Umständen sein Leben
eingebüßt.
    Dowers
Mutter war eine dieser Dirnen gewesen. Jeremiah hatte seine Kindheit damit
verbracht, in einer Taverne wie dieser Kautabak-Flecken wegzuschrubben und
Spucknäpfe zu leeren. Nachdem seine Mutter von einem ihrer eigenen Kunden
erwürgt worden war, war er geradezu erpicht gewesen, die ekelhaften Rauchwolken
und das besoffene Geplärr gegen die klare Luft Hertfordshires und Cookies
Lächeln zu tauschen.
    Und dieses
Lächeln war es auch, wonach er sich sehnte, während er auf seinen Stuhl sackte
und die buntgewürfelte Menge betrachtete. Er hatte die letzte Woche damit
verbracht, sich auf den Straßen und Docks nach einem verschwundenen Gentleman
umzuhören. Er war sogar in Newgate und Bedlam gewesen, um festzustellen, ob
kürzlich ein Ausbruch stattgefunden hatte. Aber bis jetzt hatte die Suche
nichts gebracht, und die Zeit ging ihm aus.
    Wenn er
nicht bis Dienstagnacht in Arden zurück war und beweisen konnte, dass Miss
Lauras mysteriöser Gentleman anderweitig gebunden war, würde sie die Hochzeit
über die Bühne bringen. Das junge Fräuleinchen hatte ein sanftes Ge müt, aber
wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, stand man ihr besser nicht im
Weg. Und den hübschen, jungen Burschen hatte sie sich in den Kopf gesetzt.
    Dower
machte ein finsteres Gesicht. Der Mann war vielleicht nicht vorm Arm des
Gesetzes geflohen oder aus einer Irrenanstalt ausgebrochen, aber das machte
ihn nicht ungefährlicher für ein unschuldiges Mädchen.
    Er wollte
gerade bezahlen und gehen, da kam ein Bursche mit rotem Schopf und einem ganzen
Mund voller schiefer, gelber Zähne auf ihn zu. Er lehnte sich über Dowers
Tisch und wies mit dem Daumen nach hinten zum Ausgang. »Is ein Kerl draußen auf
der Straße, sagt, er will mit dir reden. Sagt, er hat vielleicht was, was du
hören willst.«
    Dower
nickte und schickte den Jungen mit einer von den Münzen, die Miss Laura ihm
gegeben hatte, weg. Er wollte nicht übereifrig erscheinen, nahm sich die Zeit,
seinen Gin auszutrinken und wischte sich anschließend mit dem Handrücken den
Mund. Als er sich erhob, schob er sorgsam die Ärmel seines Hemds hoch und
freute sich, dass die Hure am Tisch nebenan, die rittlings auf dem Schoß eines
bärtigen Mannes saß, große Augen machte. Er wusste aus Erfahrung, dass jeder
Straßenräuber, der meinte, einen gebrechlichen, alten Mann berauben zu können,
sich die Sache noch mal überlegte, wenn er die dicken Muskeln an seinen Armen
sah.
    Mit der
Nacht war der Nebel hereingerollt. Als hinter ihm die Tür zufiel und das
trunkene Getöse aus der Taverne dämpfte, löste sich ein Mann aus den Schatten.
Dower hatte einen redseligen Bettler erwartet, der sich schnell ein paar Münzen
verdienen wollte, doch es war offensichtlich, dass dieser Mann keines
Kleingelds bedurfte.
    Er trug
einen hohen Filzhut und balancierte einen Gehstock mit Marmorknauf in den
behandschuhten Händen. Er hatte die Art von rundem, nichts sagendem Gesicht,
das man mit hundert
anderen verwechselte. »Ich hoffe, Sie verzeihen mir die Störung Ihrer
abendlichen Zecherei, Mr ...?«
    Dower
verschränkte die Arme vor der Brust. »Dower. Und ich bin kein Mister.«
    »Nun gut,
Dower. Ich hätte Sie nicht belästigt, doch man hat mir zugetragen, dass Sie
hier am Hafen in einer gewissen Sache inquirieren.«
    »So was hab
ich nicht gemacht«, protestierte Dower. »Ich hab nur ein paar Fragen gestellt.«
    Der Mann
hatte ein Krokodilslächeln. »Meinen Informanten zufolge, haben Sie sich nach
einem großen Mann mit goldenem Haar erkundigt, gut gebaut und eloquent, der
seit über zwei Wochen abgängig sein soll.«
    Dowers
Nacken prickelte vor böser Vorahnung. Er hatte Miss Laura aus

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