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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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hatte und sie die Fesseln ihrer
sicheren, braven Existenz abschütteln lassen wollte. Aber sie wusste
inzwischen, welchen Preis man bezahlte, wenn man leichtsinnig dem Drängen
dieser Nächte nachgab.
    Hätte sie
nur zu jenem Moment zurückkehren können, wo sie Nicholas im Wald gefunden
hatte! Vielleicht hätte er sich ohnehin in sie verliebt. Sie würde es nie
herausfinden, weil sie ihm nie die Chance dazu gegeben hatte.
    Sie seufzte
verzweifelt und lehnte den Kopf an den Fensterrahmen. Sich selbst zu belügen,
war nicht weniger sündig, als ihn zu
belügen. Ein Mann wie Nicholas hätte ein einfaches Mädchen vom Lande, wie sie
es war, vermutlich keines Blickes gewürdigt. Ein Mädchen, dessen Wangen mit
Sommersprossen gesprenkelt waren, weil es sich viel zu selten die Mühe machte,
einen Hut aufzusetzen. Ein Mädchen, dessen Fingernägel nicht manikürt waren,
sondern gerade abgeschnitten und abgesplittert von der Gartenarbeit. Seine
Liebe zu gewinnen wäre unmöglich gewesen. Unmöglich wie die Vorstellung, Apoll
steige vom Himmel herab und schenke einem sterblichen Mädchen seine Liebe.
Einen Sommertag lang hätte er sie möglicherweise bezaubernd gefunden, aber
nicht ein ganzes Leben.
    Laura
schaute über die wogenden Wiesen zum Wald hinüber – jenem Wald, der sich in
Schatten hüllte und in Geheimnisse. Sie war so versessen darauf gewesen, in
Nicholas die Antwort auf ihre Gebete zu sehen, dass sie sich nie um eine rationalere
Erklärung für sein Auftauchen geschert hatte. Neben der alten Eiche waren keine
Hufspuren zu sehen gewesen, aber es war absolut möglich, dass es ihn über die
Schlucht geschleudert hatte. Eventuell war sein Pferd in Panik geraten, als es
sich reiterlos in einem fremden Wald wiedergefunden hatte und war den Weg, den
es gekommen war, zurückgelaufen.
    Laura
wusste, was sie zu tun hatte. Sie konnte nicht zu jenem Moment zurückkehren,
da sie ihn gefunden hatte, aber sehr wohl an den Ort. Vielleicht gab es ja einen
Hinweis auf seine Identität, der ihr entgangen war – eine gravierte Schnupftabakdose,
eine Uhrentasche oder ein Schriftstück, das ihm aus der Tasche gefallen war.
Ihr blieb nichts anderes übrig als nachzusehen. Wenigstens so viel schuldete
sie ihm. Auch wenn, was sie dort fand, sie Nicholas für immer verlieren ließ.
    Sie
verschwendete keine Zeit mit Umziehen. Sie schlüpfte einfach in ein paar Schuhe
und warf sich einen Umhang übers Nachthemd. Sie fürchtete, ihre
Entschlossenheit wieder zu verlieren, wenn sie zu lange herumtändelte. Als sie
aus dem Zimmer schlüpfte, schlug die Standuhr im Foyer gerade Mitternacht.
    Es hätte
die zweitglücklichste
Nacht seines Lebens sein sollen.
    Die
glücklichste würde morgen kommen, wenn er – mit dem Segen der Kirche und der
Krone – seine Braut mit ins Bett nahm. Dann hatte er jedes Recht, Laura die
Nadeln aus der Frisur zu ziehen und ihr das Haar wie eine dunkle Wolke ums
Gesicht fallen zu lassen. Jedes Recht, die Bänder am Kragen ihres Nachtgewands
zu lösen und den glatten Satin über die cremeweißen Schultern gleiten zu
lassen. Jedes Recht, ihren Rücken in die Federmatratze zu drücken und ihre
weiche Haut mit seinem harten, hungrigen Körper zu bedecken.
    Er hätte
eigentlich schlafen sollen, seine Kräfte für die morgige Nacht sparen und
nicht wie ein wildes Tier im Käfig auf und ab laufen. Dass seine Kopfschmerzen
zurückgekehrt waren, machte es auch nicht besser. Dumpf pochten sie an seine
Stirn wie ein Lied, das man einmal gehört, aber nicht mehr richtig in
Erinnerung hatte. Er rieb sich mit der flachen Hand die Stirn und war versucht,
in den Salon hinunterzugehen und sich die Karaffe mit Branntwein zu holen.
    Aber die
Sinne zu betäuben hieß auch die Instinkte zu betäuben. Was nicht so furchtbar
gewesen wäre, dachte er freudlos lachend. Vielleicht gelang es ihm dann, sich
einzureden, dass seine Braut kein gefährliches Geheimnis vor ihm verbarg, das
sie stottern und erröten ließ, wann immer er einen Raum betrat.
    Er stützte
die Hände auf den Toilettentisch und studierte sein Spiegelbild. Er konnte
Laura nicht zum Vorwurf machen, dass sie ihn fürchtete. Seine Haare lockten
sich wild, das Kinn war hart. Sein Mund war zum rigiden Strich gezogen, der das
Grübchen auf seiner Wange verschwinden ließ. Er sah nicht aus wie ein
Mann, der in ein paar Stunden die Frau, die er liebte, zum Altar führte. Er
sah aus wie ein Mann, dem der Sinn nach Mord stand.
    Irgendwo im
Haus schlug eine Uhr Mitternacht. Jedes

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