Teuflische Kuesse
Sie
heut vor all den neugierigen Dörflern mit ihr vorm Altar stehen.« Sie warf
einen besorgten Blick auf seine Hüften. »Ich hoffe, die Hose passt. Ich hab die
Größe schätzen müssen.«
Nicholas
hob langsam den Kopf, schaute ihr in die Augen und zwinkerte sie unschuldig an.
Cookie
wurde wieder rot, entfernte sich rückwärts zur Tür und drohte ihm mit dem
Zeigefinger. »Jetzt aber genug, Sie schamloser Charmeur! Wenn Sie nich aufhören
damit, renn ich direkt zu Miss Laura und sag ihr, sie könnt Sie nicht heiraten,
weil Sie so verrückt nach der alten Cookie sind.«
Nicholas
legte den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. »Dann streitet sich Laura mit
Dower um die Heugabel, und ich wäre genau wieder da, wo ich angefangen habe.«
Ein Schatten glitt über Cookies Gesicht. »Sag, habt ihr etwas von ihm
gehört?«, fragte er ernüchtert.
Sie
lächelte tapfer. »Machen Sie sich bloß keine Sorgen um den alten, gottlosen
Gauner. Der tut alles, damit er den Fuß nich in 'ne Kirche setzen muss. Sie
werden schon sehen – sobald der den Hochzeitsschmaus riecht, kommt er über die
Hügel getrottet.«
Laura neigte den Kopf und hielt den Atem
an, als Lottie ihr den Kranz aus Rosenknospen aufsetzte. Dann richtete sie sich
auf und schaute in den Standspiegel, den George vom Speicher heruntergeschleppt
hatte. Sie hatte die Haare am Scheitel zwar zu einem lockeren Knoten
geschlungen, aber einzelne, vorwitzige Löckchen rahmten das Gesicht. In Form
gebracht von einer glühend
heißen Lockenschere und ein paar ungeduldigen Tränen.
All die
Nadelstiche, die sie die letzten Wochen hatte über sich ergehen lassen, waren
es wert gewesen. Das Kleid passte perfekt.
Die mit Brüsseler Spitze besetzten Ärmel schmiegten sich wunderbar an die
schlanken Arme. An den Füßen trug sie ein Paar zarte Schuhe aus Glacéleder mit
Bändern aus cremefarbenem Satin.
Laura fühlte
sich nicht wie eine Braut. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin.
»Zwick mir
ein bisschen Farbe auf die Wangen, Lottie. Und sieh zu, dass du Hirschhornsalz
mitnimmst und es griffbereit hast, falls
ich während der Zeremonie in Ohnmacht falle.« Laura drückte
die Hände auf den Bauch, und versuchte, den grummelnden Magen zur Ruhe zu
bringen. »Ich hätte nie gedacht, dass man
gleichzeitig so glücklich und so in Panik sein kann.«
»Du hast
allen Grund, glücklich zu sein«, sagte Lottie und zwickte Laura fest in die
rechte Wange. »In zwei Tagen wirst du
einundzwanzig, und Arden Manor gehört für immer dir.«
Laura sah
ihre kleine Schwester an, als sei der gerade ein zweiter Kopf gewachsen. Sie
hatte nicht nur ihren Geburtstag ganz
vergessen, sondern auch, weshalb sie Nicholas eigentlich nach Arden Manor
gebracht hatte. Seit jenem Tag lag die Messlatte ein ganzes Stück höher. Denn
Laura wusste, dass ein bröckelnder Haufen Ziegelsteine – egal, wie lieb sie ihn
auch hatte – ohne Nicholas kein Zuhause sein würde.
Sie suchte
noch nach den richtigen Worten, um Lottie das Ganze zu erklären, als George mit
schmerzverzerrtem, scharlachrotem
Kopf unter der Tür erschien. »Laura! Cookie hat meinen Kragen zu fest gestärkt,
und jetzt piekst er mir in die Ohren!«
»Beweg ja
nicht den Kopf, George«, warnte Laura. »Sonst stichst du dir noch ein Auge
aus.« Sie drehte sich zu ihrer Schwester
um und umarmte sie kurz, aber fest. »Ich glaube, ich muss dir gar nicht
erklären, warum ich so glücklich bin. Eines Tages wirst du es von selber
begreifen.«
»Und du wirst
es auch begreifen«, flüsterte Lottie und schaute mit leerem Blick zu, wie
George eine lachende Laura aus dem Zimmer geleitete.
Ganz Arden war zu Lauras Hochzeit
erschienen.
Betsy und
Alice Bogworth tupften sich dezent die Augen, aber ein paar von Lauras
abgewiesenen Verehrern schnaubten vernehmlich in ihre Taschentücher. Wenn man
den Gerüchten glauben wollte, dann hatte Tom Dillmore sogar ein Bad genommen,
andererseits drückte sich die ältliche Witwe neben ihm fest ein Taschentuch an
die Nase. Als Wesley Trumble anmarschiert kam, schnappte die Kirchengemeinde
nach Luft. Er war glatt rasiert bis auf die Haarbüschel, die ihm aus den Ohren
wucherten. Obwohl es erst halb zehn am Morgen war, war Abel Grantham schon
betrunken und erzählte jedem, der es hören wollte, wie er einst die kleine
Laura gerettet hatte, als die beim Krippenspiel in die fragliche Krippe
gefallen war. Sein Sohn Tooley hatte die Hände über dem massigen Bauch zusammengefaltet
und schlief schon tief, bevor die Feier
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