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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Nicholas betrifft. Er ist
vielleicht gar kein so übler Kerl.«
    Lottie
schwieg verdrossen.
    George
seufzte. »Ich weiß, dass ihr beide einen schlechten Start hattet. Aber wenn du
einmal für fünf Minuten das Schmollen lässt, merkst du eventuell ...« Er hob
den Kopf und stellte fest, dass er der dünnen Luft gepredigt hatte. Seine
Schwester war verschwunden.
    »Lottie?«
Er suchte mit den Augen die Menschenmenge auf dem Kirchhof ab, konnte aber
nirgendwo die wippenden blonden Locken entdecken.
    Nicholas
und Laura erschienen unterm offenen Kirchentor und lächelten mit der
strahlenden Morgensonne um die Wette. Sie schafften es nur bis zur ersten
Stufe, dann waren sie schon von einer schnatternden Gratulantenschar umringt.
George kämpfte sich durch, um schließlich mit zerzaustem Haar und zerdrückter
Fliege an Lauras Seite aufzutauchen.
    Er zupfte
sie heftig am Ärmel. »Laura! Hast du Lottie gesehen?«
    Laura hing
immer noch an Nicholas' Arm. Vom Glück berauscht lächelte sie George an. »Hm?
Lottie? Natürlich hab ich sie gesehen. Hat sie nicht entzückend ausgesehen in
ihrem neuen rosa Kleid?«
    Bevor
George noch etwas erklären konnte, hatte sie sich schon weggedreht, um jemanden
zu begrüßen. George musste einsehen, dass von dieser Seite keine Hilfe zu
erwarten war, und rannte die Stufen wieder hinunter. Cookie stieg gerade mit
ein paar Frauen aus dem Dorf, die sie als Küchenhilfen rekrutiert hatte, in
einen Eselskarren, der zu Arden Manor gehörte.
    George lief
neben dem anfahrenden Wagen her. »Lottie ist weg, Cookie. Hast du sie gesehen?«
    Cookie
musste herzlich lachen. »Du glaubst doch nicht, dass du deine kleine Schwester
irgendwo findest, wo es was zum Arbeiten gibt. Ich kenn doch meine Lottie, die
kreuzt erst auf, wenn ihre liebsten Naschereien auf dem Tisch stehen.«
    Sie zog
kräftig an den Zügeln. George drehte sich um und starrte verzweifelt zum
Kirchhof. Obwohl Lottie nirgendwo zu sehen war, hörte er ihre Stimme so
deutlich, als flüstere sie ihm ins Ohr.
    In Miss
Radcliffes Romanen finden die Schurken immer ein frühes Ende. Bevor es ihnen
gelingt, die Tugend der Heldin zu kompromittieren.
    Nach dem
Desaster mit dem Gift hatte George schlicht angenommen, dass seine Schwester
ihren absurden Plan aufgegeben hatte. Aber was, wenn er sich irrte?
    Er suchte
mit den Augen die schattigen Eichen ab, als ihm hoch oben auf dem Glockenturm
ein goldener Schimmer auffiel. Der steinerne Engel hockte mit ausgebreiteten
Flügeln auf der vorspringenden Brüstung. Direkt darunter standen Nicholas und
Laura auf den Stufen, wo die Menschenmenge sich endlich langsam auflöste.
    Und was
machst du, wenn diese Experimente den erhofften Erfolg haben?
    Sie hatte
zu dem Engel aufgeblickt und ihr kleines, geheimnisvolles Lächeln gelacht. Dann
schauen wir einfach zum Himmel und warten auf göttliche Inspiration.
    »Nein«,
flüsterte George. Sein entsetzter Blick wanderte zum pausbäckigen Gesicht des
Engels hinauf.
    Niemand brauchte es je zu erfahren. Wenn er
Lottie nur erreichte, bevor sie etwas Dummes machte, brauchte es niemand je zu
erfahren.
    George
betete unablässig seine Litanei herunter, während er den alten Half ord Tombob
zur Seite schubste, um zur Tür des Glockenturms zu kommen.
    Der alte
Mann schüttelte ihm den Gehstock hinterher. »Zu meiner Zeit hatten jungen Kerle
wie du noch so was wie Manieren.«
    Er hatte
keine Zeit, sich zu entschuldigen. Keine Zeit, die Augen an die Dunkelheit im
Inneren des Turms zu gewöhnen.
    George
stolperte durchs Labyrinth der Glockenseile und rannte mit rasendem Herzen die
gewendelten Steinstufen hinauf. Bis er etwas sah, das ihm das Herz fast stehen
bleiben ließ.
    Lottie saß
auf dem Sims hinter dem Engel und grub mit einem eisernen Meißel den Mörtel
weg, der den Engel auf der Brüstung hielt.
    George
blieb wie angewurzelt stehen und wagte keinen Schritt mehr zu tun.
    Lotties
kleines Gesicht wirkte unnatürlich reglos. Sie sah nicht einmal von ihrer
Arbeit auf. »Du brauchst gar nicht zu probieren,
mich aufzuhalten. Ich habe viel zu schwer dafür gearbeitet.
Ich war jeden Nachmittag hier oben und habe an diesem verfluchten Stein
herumgekratzt. Während du vor dem Spiegel
geübt hast, deine Frackschleife zu binden, damit du den
gnädigen Herrn nicht in Verlegenheit bringst, wenn du neben ihm am Altar
stehst. Wenn du was helfen willst, geh runter und
sieh zu, dass du Laura von den Stufen wegbekommst.«
    »Leg den Meißel weg,
Lottie. Du willst das doch gar nicht

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