Teuflische Kuesse
schüttelte fassungslos den Kopf. »Sie schrecken vor
nichts zurück, wenn Sie etwas wollen, nicht wahr?«
Sterling
zuckte lässig eine Schulter. »Haben Sie von einem Teufel wie mir etwas anderes
erwartet?«
KAPITEL 20
Ich bete
jeden Tag, Du mögest eine Frau finden, die ihr Leben mit dir teilt ...
Lauras zweite Hochzeit hatte mit der
ersten nichts gemein.
Kurz
nachdem sie London erreicht hatten, setzte ein kühler Regen ein, der die
mondlose Nacht nur noch dunkler machte. An Stelle eines strahlenden Reverend
Tilsbury sollte sie ein missmutiger Erzbischof trauen, den man aus dem Bett
geholt hatte, um ihm eine Sondererlaubnis zur Eheschließung unter die Nase zu
halten, die auf Wunsch des Herzogs ausgestellt worden war. Laura und Sterling
heirateten im Großen Salon des Bischofspalais mit Sterlings Cousine und einem
blöde grinsenden Marquess of Gillingham als Trauzeugen. Obwohl Diana sich
genötigt sah, sich mit dem Taschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel zu
tupfen, wusste Laura doch genau, dass Diana keine Freudentränen vergoss,
sondern vor Bestürzung weinte.
Keine
Lottie hielt Lauras Brautstrauß, kein George stand hoch gewachsen und stolz an
der Seite des Bräutigams, und keine Cookie würde begeistert »Amen!« rufen,
nachdem der Erzbischof sie zu Mann und Frau erklärt hatte.
Laura hatte
ein letztes Mal ihren Stolz überwunden und Sterling gebeten, die Kinder mit
nach London reisen zu lassen, doch er hatte abgelehnt und erklärt: »Ich kann
nicht ständig über die Schulter nach hinten schauen, weil ich nur darauf warte,
dass mich irgendwer kopfüber die Treppen meines eigenen Hauses
hinunterstürzt.«
Man hatte
sie gezwungen, sich auf der geschwungenen Auffahrt Arden
Manors von ihrer Familie zu verabschieden, während ein stattlicher Sterling
Harlow die ganze Szene mit undurchdringlicher Miene beobachtete.
Dower hatte
seinen verkrumpelten Hut in den Händen gedreht, das zerklüftete Gesicht in
unglückselige Falten gelegt. »Is alles bloß meine Schuld, Miss Laura. Ich hab
die Hochzeit doch aufhalten woll'n und nich Sie auf immer an den Deibel
ketten.«
Laura hatte
mit den Fingerspitzen seine zerkratzten Wangen gestreichelt. Dass Dower
ihretwegen so viel hatte erdulden müssen, setzte ihr immer noch zu. »Es ist
nicht deine Schuld, Dower. Ich selber bin an allem schuld.«
Cookie
hatte in ihrer mehlbefleckten Schürze, die nach Zimt und Muskat roch, darauf
gewartet, Laura in die Arme zu schließen.
»Nicht den Mut verlieren, Lämmchen«, hatte sie geflüstert. »Ein Mann, der ein
halbes Dutzend trockener Sauerteigfladen runterwürgt, nur damit er 'ne alte
Frau nicht beleidigt, kann nicht so schlimm sein, wie alle sagen.«
Laura hatte
sich umgedreht, um Lottie und George am geöffneten Schlag der Stadtkutsche
stehen zu sehen. Obwohl Lotties
Unterlippe bebte, hatte sie ein zittriges Lächeln hinbekommen. »Jeder weiß,
dass ich in unserer Familie die unvergleichliche Schönheit bin. Wer hätte
gedacht, dass du diejenige bist, die sich einen reichen Ehemann schnappt?«
»Ich kann
ihm nur raten, dich gut zu behandeln«, sagte George und warf Sterling einen
Blick zu, der eher waidwund als bedrohlich wirkte. »Anderenfalls bekommt er es
mit mir zu tun.«
Laura
unterdrückte einen Schluchzer, ging in die Knie und breitete die Arme aus. Es
gab nichts mehr zu sagen. Dank Lady
Eleanors Großzügigkeit waren die drei nie voneinander getrennt worden, nicht
eine einzige Nacht. Laura hätte sich nie vorstellen können, dass es eine Zeit
geben würde, wo sie Lottie nicht
über die Locken streichen konnte oder George einen Schmutzfleck von der
sommersprossigen Nase reiben. Sie hatten einander fest umarmt, bis Laura sich
schließlich erhoben und unter Tränen tapfer gelächelt hatte.
Sterlings
Gesichtsausdruck hatte sich die ganze Zeit über nicht verändert, nicht als er
ihr in die weichen Samtpolster der Kutsche half, nicht als sie am Friedhof, wo
seine Mutter begraben lag, vorbeifuhren.
»Wenn einer
von euch einen Grund oder ein gerechtfertigtes Hindernis kennt, warum diese
beiden nicht im heiligen Bund der
Ehe vereint werden können, dann spreche er jetzt.« Das nasale Gewinsel des
Erzbischofs holte Laura in den frostigen Salon des erzbischöflichen Palais
zurück.
Sterlings
warmer Atem streifte ihr Haar, als er sich zu ihr hinabbeugte und fragte: »Gibt
es irgendetwas, das Sie uns mitteilen möchten?«
Laura
schüttelte den Kopf und presste fest die Lippen zusammen.
Als der
Erzbischof ihm das
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