Teuflische Kuesse
bleichen Hand.
Kaum zu
glauben, dass ein Mann wie er ein kleines Mädchen gezeugt haben sollte. Laura
wusste nicht, wen sie mehr bemitleiden sollte – Diana oder Dianas Mutter. Lady
Eleanor hatte kaum je von dem Herzog gesprochen, der ihren Sohn adoptiert
hatte. Jetzt verstand Laura, warum.
Sie fragte
sich zum ersten Mal, was Sterling in seiner ersten Nacht in diesem zugigen
Mausoleum von einem Haus wohl empfunden hatte. Vom Vater betrogen, der
geliebten Mutter entrissen – hatte er sich unter die Decke gekauert, in einem
fremden Bett gezittert? Oder war er verloren und allein genau diese Gänge
entlanggelaufen, wohl wissend, dass niemand sein Weinen hören würde?
Ein
gescheckter Mastiff, der gut der Großvater von Sterlings Hunden hätte sein
können, saß neben dem Herzog. Falls der Künstler beabsichtigt hatte, den
Porträtierten freundlicher wirken zu lassen, indem er ihm einen Hund zur Seite
stellte, war er kläglich gescheitert. Der Alte krallte die Spinnenfinger um das
Halsband des Mastiffs, als könne er es gar nicht erwarten, dem nächstbesten
vorlauten Burschen seinen Hund auf den Hals zu hetzen.
Aus der
Dunkelheit hinter ihr drang ein tiefes Knurren, das ihr jedes einzelne
Nackenhaar zu Berge stehen ließ. Sie hatte Sterlings Höllenhunde ganz vergessen
– bis eben jetzt. Sie hätte wissen müssen, dass Sterling ihnen erlaubte, bei
Nacht durchs Haus zu stromern. Wie sonst sollten sie einem Eindringling die
Kehle herausreißen? Oder einer glücklosen Braut, die dumm genug war, ihr
schützendes Bett zu verlassen?
Es knurrte
wieder gefährlich. Laura japste, ließ die Kerze fallen und die Galerie in
absolute Dunkelheit stürzen. Sie drehte sich langsam um und drückte sich gegen
die Tür. Nur das böse, rote Glühen zweier Augenpaare war noch zu sehen.
»Brave
Hundchen«, flüsterte sie und mühte sich ab, den Frosch im Hals
hinunterzuschlucken. »Gute Hundchen. Ihr habt auch gar keinen Hunger, nicht
wahr? Ich hab ja eh kaum Fleisch auf den Knochen. Cookie hat all die Jahre
versucht, mir was anzumästen, aber es hat nicht funktioniert.«
Die Hunde
trotteten näher heran. So nah, dass Laura ihren heißen Moschus-Atem spürte. Sie
winselte und drehte den Kopf zur Seite.
Später
würde sie sich einreden, dass sie niemals geschrien hätte und sich mit einem
gewissen Maß an Würde in ihr Schicksal gefügt hätte. Doch dann rammte eines der
Biester seine große, feuchte Schnauze geradewegs gegen ihren Schoß.
Laura stieß
einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Die Tür hinter ihr wurde aufgerissen. Sie
purzelte rückwärts in das Zimmer, und
ihr Schrei erstarb mit einem verblüfften Kiekser. Sie schlug die Augen auf und
sah ihren Ehemann, die Hände in die Seiten gestemmt, über sich stehen.
»Ach herrje«,
sagte er und zog eine Braue hoch. »Nun seht euch an, was die Hunde da wieder
angeschleppt haben.«
KAPITEL 21
... eine
Frau, die Dich liebt, wie ich Dich immer geliebt habe.
Laura hob langsam den Kopf. Die wilden
Bestien, die kurz davor gewesen waren, ihr die Eingeweide herauszureißen,
saßen mit hängender Zunge auf ihren Hinterteilen wie zwei zu groß geratene
Welpen, die nur ein Lebensziel kannten – ihrem Herrchen eine Freude zu machen.
Einem Herrchen, das im Augenblick allerdings nicht allzu erfreut wirkte.
Sterling
streckte ihr widerstrebend die Hand hin. Laura ergriff die Hand, ließ sich auf
die Beine helfen und tat so, als bemerke sie nicht, wie schnell Sterling die
Hand wieder wegzog. Sie klopfte sich eine unsichtbare Staubflocke vom Morgenmantel,
während sie ihre angekratzte Würde kurierte. »Du kannst von Glück sagen, dass
du morgen auf dem Weg zum Frühstück nicht über meine ausgeweidete Leiche
stolperst. Aber natürlich hättest du, wenn man deinem Freund Gillingham
glaubt, kein Problem, eine neue Braut zu finden.«
»Aber wo
sollte ich eine herbekommen, die so ungeheuer durchtrieben ist wie du?«
Sterling
schien es darauf anzulegen, die Barriere zwischen ihnen beiden
aufrechtzuerhalten, und wenn es nur die muskulösen Arme waren, die er vor der
nackten Brust verschränkte. Laura entsann sich des salzig-süßen Geschmacks
seiner Haut und spürte ihren Mund trocken werden. Sie senkte den Blick und
wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Die oberen beiden Knöpfe seiner
Hosen standen offen und ließen ein dreieckiges Stück 1 laut sehen, das einen
Ton heller war als seine Brust.
Er folgte
ihrem Blick und drehte sich abrupt weg, um den Mastiffs zwei dicke
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