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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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lesen oder einfach nur ruhig sind?«
    »Wenn sie uns hören«, sagte Silas, »kommen sie ans Fenster, und dann sehen wir sie und hören kurz auf.« Erstreichelte ihr übers Haar und versuchte, sie zu beruhigen. »Es wird schon nichts passieren, Jules.«
    »Lass uns das nicht tun«, flehte sie ihn nun schon zum fünften oder sechsten Mal an. »Bitte, Silas, lass uns das nicht tun. Lass uns jemanden anrufen.«
    »Dafür ist es jetzt zu spät. Schließlich haben wir ihn schon heute Morgen gefunden.«
    »Das muss ja niemand erfahren«, sagte Jules. »Wir könnten ja auch gerade erst nach Hause gekommen sein.«
    »Wir sind aber nicht gerade erst nach Hause gekommen«, entgegnete Silas. »Und das könnten die Brooks oder jemand anders wissen.« Er warf ihr ein sanftes, beruhigendes Lächeln zu. »Du musst nichts weiter tun, als aufzupassen, Schwesterlein. Überlass die Arbeit nur mir.«
    Da der Boden viel zu hart war für den Spaten, den Silas im Gartenschuppen gefunden hatte, holte er sich ein Werkzeug, das ihr früherer Gärtner (ein Mann namens Archie, der dankenswerterweise vor mehreren Monaten gekündigt hatte) eine Spitzhacke genannt hatte. Sie besaß einen gekrümmten Stahlkopf und lief an beiden Enden spitz zu. Silas fand nach ein paar Fehlschlägen heraus, dass die Hacke, richtig geschwungen, in den harten Boden drang wie eine Axt in Holz. Schließlich hatte er genügend Erde weggebrochen, um mit dem Spaten weitergraben zu können.
    Er war gerade zwei Fuß tief vorgedrungen, als ihm klar wurde, dass er am nächsten Tag kaum aus dem Bett kommen würde, geschweige denn ins College gehen konnte. Sein Rücken, seine Schultern, seine Arme und seine Hände schienen vor Schmerz förmlich zu brennen.Zugleich aber stellte er fest, dass ihn ein seltsames Gefühl der Kraft durchströmte. Silas war nie ein Sportler gewesen, doch die Frauen fanden gerade seinen schlanken, fast knabenhaften Körper und seine bedächtigen, eleganten Bewegungen attraktiv.
    Außerdem empfand Silas es irgendwie als anregend, seinem Vater das Grab zu schaufeln.
    Einmal gab Jules ein ersticktes Geräusch von sich und hielt mit zitternder, behandschuhter Hand seinen Arm fest, als im Obergeschoss des Nachbarhauses das Licht anging und die Silhouette eines Mannes – Max Brook vermutlich – durch die Gardine zu erkennen war.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Silas keuchend. Er war schweißgebadet. »Wahrscheinlich ziehen sie gleich die Vorhänge zu.«
    Genau dies geschah Sekunden später, und nebenan wurde es wieder dunkel.
    »Jetzt müssen wir warten, bis sie eingeschlafen sind«, sagte Jules.
    »Wahrscheinlich sehen sie noch ein wenig fern«, bemerkte Silas.
    »Das kannst du nicht wissen«, erwiderte Jules gequält.
    Silas löste ihre Hand von seinem Arm. »Ich muss weitermachen, Schwesterherz.«
    »Das kannst du nicht«, widersprach sie. »Bitte. Noch nicht.«
    »Wenn ich warte«, erwiderte er, »bekomme ich einen steifen Rücken, und dann muss ich aufhören, und dann müssen wir morgen ein verdammt großes Loch in unserem Garten erklären.«
    Je unwirklicher die Nacht wurde und je grausiger die Beerdigung, desto mehr zog Jules sich in sich selbst zurück, und desto leichter wurde es für Silas, sie zu beherrschen.
    Gern hätte er ihr gewisse Dinge erspart – eigentlich alles, wenn es möglich gewesen wäre –, aber auch wenn er den Leichnam allein verpacken konnte (erst ein Laken, dann Plastikmüllsäcke, die er zur Verstärkung zusammengetackert hatte) und vielleicht sogar die Kraft gefunden hätte, ihn allein den Gang entlang, die Treppe hinunter und in den Garten zu schleppen – er wusste, dass Jules noch angewiderter sein würde, als sie es ohnehin schon war, falls er den Toten nicht mit einem Mindestmaß an Würde behandelte.
    »Vorsichtig«, sagte er, als sie Paul Graves durch die Küche zur Hintertür schleppten. »Ich will nicht, dass du dir den Rücken verletzt.«
    »Mein Rücken ist mir vollkommen egal.« Jules’ Stimme klang verzweifelt und angespannt.
    »Mir aber nicht«, erwiderte Silas keuchend. »Ich liebe dich, Jules.«
    Kurz hielten sie an, um Luft zu holen. Jules biss sich auf die Lippe und schwieg.
    »Was ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was hat dieser Blick zu bedeuten, Schwesterlein?«
    »Du sagst, du liebst mich.«
    »Das weißt du doch«, erwiderte er. »Du weißt es.«
    »Aber ich hasse, was wir tun.« Jules’ Augen schwammen in Tränen. »Ich hasse es, Silas, und du zwingst mich …« Die Worte blieben ihr im

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