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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Halse stecken.
    »Weil es nicht anders geht«, sagte Silas. »Es muss getan werden, das weißt du doch.«
    »Wirklich?« Jules schüttelte vehement den Kopf und blickte auf das hinunter, was sie trugen. Sie schluchzte laut und atmete tief durch. »Dann komm.«
    »Jules, warte …«
    »Es muss getan werden«, sagte sie. »Also lass uns damit weitermachen.«

11.
    Als alles getan war, hatte er versucht, es bei ihr gutzumachen und einen Weg zu finden, dass es wieder so wie früher wurde, aber das war unmöglich. Nach dieser Nacht würde nichts wieder sein, wie es gewesen war, das wusste er.
    Und es war seine Schuld – die Schuld ihres so genannten Vaters.
    Einfach so zurückzukommen und etwas zu wollen.
    Hätte er weitergelebt – auch das wusste Silas –, wäre er auf ewig ein Dorn in ihrem Fleisch gewesen. Er hätte immer neue Forderungen gestellt, und Jules hätte Silas zum Nachgeben gedrängt. Ihr Vater hätte sich zwischen sie gestellt und ihre Beziehung verdorben, ihre reine Geschwisterliebe.
    »Wie sollen wir das je vergessen, Silas?«, fragte Jules ein paar Wochen nach dem Begräbnis. Sie blickte aus dem Küchenfenster zu der Eiche, die derzeit ihre Blätter verlor wie große goldene Tränen, die auf das Grab fielen. »Wie sollen wir je vergessen, was wir getan haben?«
    »Wir haben nichts weiter getan, als unseren Vater zur ewigen Ruhe zu betten«, sagte Silas.
    Jules schwieg für einen Moment.
    »Was ist, wenn jemand ihn suchen kommt?«, fragte sie dann.
    Silas schaute zum Fenster hinaus. »Das wird nicht geschehen.«
    »Da kannst du dir nicht sicher sein.«
    »Das glaub ich aber doch«, erwiderte Silas. »Schließlich hatte er keinen Menschen mehr. Nicht zum Schluss. Sonst wäre er kaum zu uns zurückgekehrt.«
    »Vielleicht doch.«
    Silas lag die ganze Nacht wach und dachte nach, während seine Schwester neben ihm schlief.
    »Ich bin zu dem Entschluss gekommen«, sagte er am nächsten Morgen in der Küche, »dass wir einen Teich anlegen sollten.«
    Jules blickte von ihren Cornflakes auf. »Was meinst du damit?«
    »Einen Fischteich«, erklärte Silas und wartete darauf, dass sein Toast fertig wurde. »Irgendwas Schmückendes, das einen ablenkt. Mit einer Terrasse, auf der man im Freien sitzen kann.«
    Jules starrte ihn an.
    »In der Nähe der Eiche«, sagte Silas.
    Er führte sie in den Garten, um ihr die Stelle zu zeigen.
    Doch sie verstand ihn auch so.
    »Was du letzte Nacht gesagt hast, hat mich darauf gebracht«, erklärte Silas, »von wegen der Leute, die nach ihm suchen könnten. Da bin ich auf die Idee gekommen.«
    Jules wünschte, sie hätte den Mund gehalten. »Du hast gesagt, es würde niemand kommen.«
    »Das glaube ich nach wie vor«, erwiderte er, »aber sicher ist sicher.«
    Jules blickte auf die Stelle hinunter. Selbst für sie sah es nicht mehr wie ein Grab aus. Der Regen hatte die Erde aufgeweicht, und überall lag Laub. Trotzdem machte es sie krank, nicht nur körperlich, sondern auch tief in ihrer Seele.
    »Wir arbeiten zusammen«, sagte Silas. »Vielleicht wird es ganz lustig. Und wenn wir fertig sind, könnten wir Fische einsetzen.«
    Jules blickte ihren Bruder an. Hatte er den Verstand verloren? Wieder stieg Übelkeit in ihr auf. Einen Teich anzulegen bedeutete, noch einmal graben zu müssen, und Jules war sicher, dass sie allein beim Geräusch einer Schaufel oder einer Spitzhacke vor Entsetzen schreien würde, ohne jemals wieder aufhören zu können.
    »Ich besorge uns eine Anleitung«, sagte Silas, »so ein Do-it-yourself-Buch: Wie lege ich meinen eigenen Teich an. Oder ich gehe ins Gartenzentrum und erkundige mich dort … wenn du willst, könntest du auch das Richtige raussuchen. Du verbringst ja ohnehin die Hälfte deiner Zeit in Buchläden. Jedenfalls ist es gar nicht so schwer, einen Teich anzulegen. Ich hab mal in einer Sonntagszeitung darüber gelesen. Im Grunde gräbt man nur ein Loch, legt eine Plane hinein, macht sie fest und lässt Wasser reinlaufen.«
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Jules.
    Sie fühlte sich plötzlich seltsam benebelt, als wäre sie in einem Traum gefangen, statt in ihrer Schuluniform zur Frühstückszeit im Nieselregen mit ihrem Bruder im Garten zu stehen und über einen Teich zu reden.
    Jules schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen. »Wie kannst du nur von Graben reden … nach allem, was wir getan haben … Und dann sagst du auch noch, es könnte ganz lustig werden.«
    »Beruhige dich, Schwesterlein«, sagte

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